Madrid. Spaniens Altkönig Juan Carlos möchte aus Abu Dhabi zurück in seine Heimat. Doch sein Sohn, der amtierende König Felipe, hält nichts davon.

Juan Carlos will zurück in seine Heimat. Doch dort ist er nicht wirklich willkommen: Besuche ja, mehr aber nicht. Spaniens König Felipe (54) hat den Wunsch seines in Ungnade gefallenen Vaters, Abu Dhabi den Rücken zu kehren und wieder in Spanien wohnen zu dürfen, vorerst abgeschmettert.

Damit setzt Felipe ein weiteres Signal, dass er sich von Juan Carlos, dessen finanzielle Machenschaften der Monarchie schweren Schaden zufügten, distanzieren möchte.

Im Kommuniqué, das der Königspalast veröffentlichte, liest sich das ein wenig umgekehrt, als eine blumige Erklärung, die in Form eines Briefes von Juan Carlos an seinen „geliebten Sohn“ verfasst ist.

Darin schreibt der 84 Jahre alte König im Ruhestand, dass er „im Moment“ seinen Wohnsitz im selbst gewählten Exil in den Vereinigten Arabischen Emiraten beibehalten möchte. Aber dass er künftig regelmäßig nach Spanien reisen werde, „um die Familie und Freunde zu besuchen“.

Juan Carlos’ Rückkehr stellt einen Angriff auf den Familienfrieden dar, der indes schon länger dahin ist. Von seiner Ehefrau, Königin Sofía, lebt Juan Carlos seit Jahren getrennt. Lesen Sie auch: Spanische Ex-Geliebte veklagt Juan Carlos I.

Juan Carlos: Ehefrau hat den Altkönig kein einziges Mal besucht

Sofía, die auf Juan Carlos wegen seiner außerehelichen Liebesabenteuer nicht gut zu sprechen ist, hat ihren untreuen Ehemann kein einziges Mal in Abu Dhabi besucht. Auch Sohn Felipe verzichtete auf Besuche bei seinem Vater, von dem er sich öffentlich absetzte und dem er die königliche Apanage von 200.000 Euro jährlich entzog.

Nun also soll der ungeliebte Angehörige bald wieder vor der Tür stehen dürfen. Für Juan Carlos’ Besuche in der Heimat, die er seit Sommer 2020 nicht mehr betreten hat, stellte Felipe jedoch nun Bedingungen: Die Reisen müssen diskret stattfinden und strikt privaten Charakter haben.

Im Königspalast darf Juan Carlos nicht mehr wohnen

Dem Altkönig wird also kein roter Teppich bei seinen geplanten Visiten in Spanien ausgerollt. Er wird weder bei öffentlichen Anlässen zugegen sein noch – wie früher – im königlichen Zarzuela-Palast logieren, der sich am Stadtrand Madrids befindet.

Doch trotz aller Distanz: In Juan Carlos’ Brief an Felipe wird zugleich eine Hintertür für eine spätere Rückkehr nach Spanien geöffnet. Nach der Einstellung der strafrechtlichen Ermittlungen erscheine es mittelfristig angemessen, auch über eine dauerhafte Heimkehr nachzudenken. Eine Klausel, die etwa im Krankheitsfall zur Anwendung kommen könnte. Lesen Sie auch:Skandalkönig Juan Carlos im Exil: Heimweh nach Spanien

Der Altkönig kann sich nur noch auf Krücken bewegen

Juan Carlos kann sich nur mit Krücken bewegen und will, so ließ er durchblicken, nicht fern der Heimat sterben. Spanische Königshausexperten sprechen von einem Pakt, der zwischen Felipe und Juan Carlos ausgehandelt worden sei. Lesen Sie auch:Juan Carlos: Ex König soll Kinder mit dem Tod bedroht haben

Juan Carlos als Gast beim Tennis-Wettbewerb in Abu Dhabi.
Juan Carlos als Gast beim Tennis-Wettbewerb in Abu Dhabi. © AFP/Getty Images | Getty Images

Ein Pakt der Schadenbegrenzung. Das Ansehen der Monarchie war unter Juan Carlos, der 2014 abdankte, auf einen historischen Tiefstand gefallen.

Der Verdacht des Steuerbetrugs bleibt bestehen

Juan Carlos hatte im August 2020 Spanien verlassen und sich in Abu Dhabi niedergelassen. Die Ausreise erfolgte auf Druck Felipes. Kurz zuvor war bekannt geworden, dass Juan Carlos in seiner Zeit als Staatsoberhaupt (1975 bis 2014) geheime Konten in der Schweiz unterhalten hatte. Konten, auf denen Millionensummen fragwürdiger Herkunft eingingen. So überwies die Regierung Saudi-Arabiens 100 Millionen Dollar. Möglicherweise Schmiergeld, so der Verdacht. Die Summe wurde nämlich gezahlt, nachdem Juan Carlos ein für alle Seiten attraktives Milliardengeschäft zwischen der spanischen Bahnindustrie und der saudischen Regierung eingefädelt hatte. Lesen Sie auch:Künftig Queen: Warum Camilla so beliebt ist wie nie zuvor

Zwei Jahre ermittelte die Staatsanwaltschaft, die vor Kurzem ihren Abschlussbericht präsentierte. Danach konnte der Verdacht der Korruption nicht bewiesen, aber auch nicht widerlegt werden. Der Vorwurf des fortgesetzten Steuerbetrugs bestätigte sich hingegen. Trotzdem entkam Juan Carlos einem Gerichtsprozess, die Akten wurden geschlossen.

Dieser Artikel ist zuerst auf www.morgenpost.de erschienen