Madrid. Die Ansteckungsrate mit dem Coronavirus steigt in Spanien sprunghaft. Droht Urlaubern nach der Rückreise Quarantäne in Deutschland?

  • In Spanien steigt die Zahl der neuen Corona-Fälle stark an
  • Das Land könnte zum Hochinzidenzgebiet hochgestuft werden, was Folgen für bestimmte deutsche Urlauber hätte

Spaniens Strände sind voller Menschen, das Nacht- und Partyleben pulsiert. Durch die Altstädte an der Mittelmeerküste schieben sich Besuchermassen, immer seltener mit Schutzmaske vor Mund und Nase. Das Leben brodelt wieder im Urlaubsland Spanien – und auch das Coronavirus ist wieder da. Die Fallzahlen explodieren. Über Nacht ist das spanische Königreich wieder Europas Corona-Brennpunkt geworden. Lesen Sie hier: Was bedeuten die steigenden Corona-Zahlen für meinen Mallorca-Urlaub?

Nach neusten Daten der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität ist Spanien momentan das europäische Ferienland mit der höchsten Zahl neuer Ansteckungen. Die Sieben-Tage-Inzidenz sprang übers Wochenende von 100 auf 157 Fälle pro 100.000 Einwohner. Nach Zahlen unserer Redaktion liegt die Inzidenz inzwischen bei über 171.

Mit dieser gewaltigen Infektionsexplosion hat Spanien sogar Portugal überholt, das in Südeuropa zuerst von der neuen Viruswelle überrollt wurde. In Portugal gibt es 147 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner. Dort gilt vielerorts wieder eine nächtliche Ausgangssperre und die Gastronomie muss früher schließen. Die Hauptstadt Lissabon ist an den Wochenenden abgesperrt.

Wird Spanien jetzt Hochinzidenzgebiet?

Sollten die Fallzahlen in Spanien weiter zunehmen, könnte es heikel für den Urlaub werden:

  • Ordnet Deutschland das Urlaubsparadies – wie Portugal – als Hochinzidenzgebiet ein, würde dies Quarantänepflichten für Reiserückkehrer nach sich ziehen.
  • Ohne Nachweis einer kompletten Corona-Impfung oder Covid-Genesung heißt das: Frühestens nach fünf Tagen lässt sich die Quarantäne mit einem negativen Test beenden.

Deutschland ist nach Frankreich derzeit der zweitwichtigste Tourismusmarkt für Spanien. Bis Ende Mai kamen 770.000 deutsche Urlauber. Das beliebteste Reiseziel ist Mallorca. Die Insel wird von jedem dritten deutschen Spanientouristen angesteuert.

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Deutschlands Außenminister Heiko Maas (SPD) kannte offenbar noch nicht die bedenkliche Entwicklung in Spanien, als er Anfang der Woche bei einem Blitzbesuch in der Hauptstadt Madrid versuchte, die Urlauber zu beruhigen: „Die Zahlen steigen zwar wieder, aber zunächst nicht besorgniserregend.“

Inzidenz auf Menorca liegt bei 512

Die Virologen wussten da schon mehr: „Die Situation ist epidemiologisch kritisch“, sagt Javier Arranz, der Sprecher der Gesundheitsbehörden auf den Balearischen Inseln, zu denen Mallorca, Ibzia und Menorca gehören. Die Sieben-Tage-Inzidenz auf den Balearen kletterte am Dienstag auf 147 Fälle pro 100.000 Einwohner. Auf Mallorca war der Wert mit 112 etwas niedriger, auf der Nachbarinsel Menorca mit 512 sehr viel höher.

Sommerurlaub in Gefahr? Sorge wegen Delta-Variante

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    Keine guten Aussichten für die Tourismusbranche, die fürchtet, dass die neue Corona-Welle nun auch diesen Sommer zunichte machen könnte. Der Tourismus ist Spaniens wichtigste Einnahmequelle. Auch wegen dieser Sorge sind die spanische Regierung wie die regionalen Gesundheitsbehörden derzeit sehr zurückhaltend mit neuen Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Das Tourismusgeschäft in diesem Sommer soll unter allen Umständen gerettet werden.

    Bis zu vier von fünf Infektionen mit Delta-Mutation

    Vielleicht auch deswegen hat Spaniens Regierung auffallend wenig Interesse daran, aktuelle Zahlen zur Verbreitung der Delta-Variante zu veröffentlichen. Doch aus vereinzelten Angaben regionaler Gesundheitsbehörden kann geschlossen werden, dass die hochansteckende Virusmutation wie in Portugal zum Infektionstreiber wird. Weiterlesen: Kroatien-Urlaub: Wie ist die Corona-Lage in dem Urlaubsland?

    In der nördlichen Region Navarra, die wegen ihrer Stiertreiben in der Stadt Pamplona weltberühmt ist, wurde Delta zuletzt schon für 80 Prozent aller Neuansteckungen verantwortlich gemacht.

    In der nordöstlichen Mittelmeerregion Katalonien, wo die Urlaubsküste Costa Brava und der Tourismusmagnet Barcelona liegt, waren es vergangene Woche bereits 50 Prozent. Dies gibt eine Ahnung davon, dass die Delta-Mutante in Spanien mittlerweile vielerorts vorherrschend sein könnte.