Berlin. Impfskeptiker erleben öfter Nebenwirkungen durch die Covid-Impfung als andere. Diese Erkenntnis ist für Mediziner besonders wichtig.

Ob es Übelkeitsattacken sind, Bauchschmerzen oder Herzklopfen: Nebenwirkungen der Covid-Boosterimpfung können auch dadurch entstehen, dass Betroffene Angst vor der Impfung haben. Die Nebenwirkungen sind zum Teil psychosomatisch, wie eine aktuelle Studie aus Israel zeigt.

Demnach sind jene Menschen, die einer Impfung gegenüber skeptisch oder ängstlich eingestellt sind, häufiger von Nebenwirkungen betroffen als Personen, die der Impfung unbefangen gegenüber stehen. Man spricht in solchen Fällen von einem Nocebo-Effekt – also einem umgedrehten Placebo-Effekt.

Studie: Pessimistische Menschen vom Nocebo-Effekt betroffen

Die Studienautoren betonen, dass sich ihre Forschung nicht mit eingefleischten Impfgegnern beschäftigt, sondern mit Personen, die sich zwar impfen lassen, dies aber mit einer gewissen Skepsis tun.

Im Studiensetting wurde einer Hälfte der rund 700 Teilnehmenden ein Placebo verabreicht, die andere Hälfte wurden mit dem tatsächlichen Booster geimpft. Es zeigte sich, dass auch die ungeimpften Teilnehmenden häufiger Nebenwirkungen spürten, wenn sie von vornherein eine skeptische Haltung zur Impfung hatten.

Corona-Impfung: Diese Menschen haben eher Nebenwirkungen als andere

Der Nocebo-Effekt tritt bei allgemein pessimistischen Menschen häufiger auf. Den größten Einfluss haben laut der Studie aber ganz spezifische, auf die Impfung bezogene Ängste. Wer beispielsweise viel mit Medienberichten, Erzählungen oder Postings zu negativen Impfwirkungen konfrontiert war, zeigte häufiger einen Nocebo-Effekt als andere.

Für Betroffene, die unter Impfängsten leiden, könnte die Studie beruhigend wirken, sagen die Studienautoren. Zu wissen, dass Nebenwirkungen nicht nur eine Folge der Spritze selbst, sondern auch Resultat von Ängsten sein können, mag manchen ein Gefühl der Sicherheit geben – und letztlich den Nocebo-Effekt und die daraus entstehenden Nebenwirkungen verringern.

Aufklärungskampagnen sollten sich laut den Studienautoren daher nicht nur an Ungeimpfte wenden, sondern auch an Geimpfte: Es könnte ihre Nebenwirkungen bei der nächsten Spritze lindern, wenn sie über wichtige und notwendige Informationen verfügen.

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Studie: Wichtige Impulse für Aufklärungskampagnen

Die Studie könnte wichtige Inputs für die Gesundheitspolitik und für die medizinische Praxis bringen. Laut den Studienautoren, einem Verbund aus Sozialwissenschaftern und Medizinerinnen, war in der Impfaufklärung oft die Rede davon, dass ernste Nebenwirkungen der Impfung sehr selten auftreten. Das sei faktisch zwar korrekt, für Personen mit Impfangst aber nicht gerade beruhigend.

Besser wäre es, so die Studienautoren, die Fakten mit positiven Botschaften zu veranschaulichen. So sei es zum Beispiel erwiesen, dass die überwiegende Mehrheit der Geimpften nach der Spritze nicht einmal moderate Nebenwirkungen spürt.

Für Mediziner und Medizinerinnen in der Praxis könnte das bedeuten, dass sie sensibler für Ängste werden. Vor allem dann, wenn diese sich nicht auf das Stechen selbst, sondern auf befürchtete Nebenwirkungen konzentrieren. Manchen Betroffenen könnte es beispielsweise helfen, wenn man über den Schutzeffekt der Impfung vor einem schweren Krankheitsverlauf spricht.

Die Studie wurde von drei israelischen Universitäten und der Warwick University in Großbritannien unter Federführung der Universität Bar Ilan in Tel Aviv durchgeführt. Sie erschien diese Woche im "Journal Scientific Reports".

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.