Washington. Kalt wie nie: Im Osten Nordamerikas sorgen polare Luftströme mit starken Windböen für extremen Frost. Sogar die Erde bebt vor Kälte.

Die Verantwortlichen der US-Wetterbehörde ahnten, was auf das Land zukommen würde. Arktische Kälte werde sich ausbreiten, die Temperaturen auf einen so niedrigen Stand sinken, wie es „nur einmal in einer Generation“ vorkomme, warnte der National Weather Service (NWS) vor wenigen Tagen. Nun ist klar: Der Wetterdienst hat Recht behalten.

Teile der USA und Kanadas sind von einem eisigen Sturm heimgesucht worden. Rekordkälte sorgt für Lebensgefahr – dabei hatten die USA erst kurz vor den Weihnachtsfeiertagen angesichts heftiger Schneefälle und extremer Kälte gebibbert. Im Dezember war es gefühlt bis zu minus 50 Grad kalt. Nun ist es noch schlimmer: Polare Luftströme mit starken Windböen haben für erbarmungslosen Frost gesorgt.

Am Gipfel des Bergs Mount Washington im nordöstlichen US-Bundesstaat New Hampshire sank die durch den Wind beeinflusste sogenannte Windchill-Temperatur NWS zufolge in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) auf minus 78 Grad Celsius – der Behörde zufolge der niedrigste in den USA je gemessene Wert. Mehr zur Eiseskälte: Wie Buffalo nach verheerendem Wintersturm das Chaos bekämpft

Rekordkälte unterbietet bisherigen Tiefstwert

Der neue auf dem Mount Washington gemessene Windchill-Rekord lag dem US-Sender CNN zufolge unter dem bisherigen Tiefstwert von minus 76 Grad Celsius, der in Alaska gemessen worden war. Er kam durch die Kombination aus einer Lufttemperatur von minus 43 Grad und Windböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 177 Kilometern pro Stunde zustande.

Mit 1920 Metern ist der Mount Washington der höchste Gipfel im Nordosten der USA, der Berg ist berüchtigt für seine extremen Wetterbedingungen.

Eisige Aussichten: Diese Menschen trauen sich in North Woodstock im US-Bundesstaat New Hampshire zu einem Spaziergang vor die Tür – natürlich dick eingepackt.
Eisige Aussichten: Diese Menschen trauen sich in North Woodstock im US-Bundesstaat New Hampshire zu einem Spaziergang vor die Tür – natürlich dick eingepackt. © AFP | JOSEPH PREZIOSO

Die NWS-Außenstelle in Caribou im weiter nördlich gelegenen Bundesstaat Maine meldete für die an der Grenze zu Kanada gelegenen Ortschaft Frenchville eine Windchill-Temperatur von minus 51 Grad. Bei solchen Temperaturen kann es dem NWS zufolge bereits innerhalb von fünf Minuten zu Erfrierungen an ungeschützten Hautstellen kommen.

Zudem seien aus der Region sogenannte Frostbeben gemeldet worden – durch extreme Kälte verursachte Erderschütterungen der Erdoberfläche. Sie werden nach Angaben des NWS von plötzlich auftretenden Rissen in gefrorenem Boden oder gefrorenem Wasser im Gesteinsuntergrund verursacht.

Extremfrost in den USA und Kanada

Ähnlichen Frost habe etwa der Bundesstaat Maine seit den 1980er-Jahren nicht mehr erlebt. Dem NWS zufolge lagen die Temperaturen darüber hinaus in weiten Teilen des Nordwestens der USA und der Atlantikküste bis zu 15 Grad unter den für die Jahreszeit üblichen Durchschnittswerten. Dort galten wegen der extrem niedrigen Temperaturen Wetterwarnungen, ebenso wie in der kanadischen Provinz Québec und weiteren Teilen Ostkanadas.

In Lincoln (New Hampshire) war es mit minus 17 Grad vergleichsweise warm.
In Lincoln (New Hampshire) war es mit minus 17 Grad vergleichsweise warm. © AFP | JOSEPH PREZIOSO

Auf dem Flughafen der Millionenstadt Montréal wurde eine Windchill-Temperatur von minus 41 Grad gemessen, in Boston minus 34 Grad. In New York City wurden im Central Park minus 16 Grad gemessen. Im Laufe des Sonntags sollen wärmere Luftmassen der extremen Kälte ein Ende bereiten. (fmg/afp)