Berlin Die Gefahr von Waldbränden steigt in Deutschland. Wie groß ist das Risiko, wie gut sind wir geschützt? Erste Rufe nach Löschflugzeugen.
Trockene Böden und hohe Temperaturen: Das ist die Kombination, die schnell zu Waldbränden führen kann. Aktuell wüten Feuer vor allem in Griechenland, im spanischen Teneriffa oder auch im US-Bundesstaat Kalifornien, wo man sich um den weltberühmten Yosemite-Nationalpark sorgt. Aber wie gut ist Deutschland dagegen geschützt?
Ulrich Cimolino, Experte beim Deutschen Feuerwehrverband, erinnerte im Interview mit unserer Redaktion daran, dass auch in Mitteleuropa Wetterverhältnisse wie im Süden drohen. Einige Faktoren stimmen in Deutschland zuversichtlich: Die Zugänge zu den Wäldern, das engmaschige Meldesystem, Ausbildung und Ausrüstung der Feuerwehren sowie ihre Präsenz in der Fläche. Aber es gibt auch Alarmsignale und Schwachstellen:
- Trockene Böden. Es hat zu wenig geregnet.
- Forstschäden. Trockenheit, Stürme und der Borkenkäfer haben viel Wald zerstört, etwa im Harz, im Sauerland oder in Bayern. Totes Material brennt schnell.
- Bürokratie. 16 Bundesländer, 16 Regelungen zur Luftunterstützung. Es kann passieren, dass ein Waldstück in Flammen steht und Stunden vergehen, bis ein angeforderter Helikopter genehmigt wird.
- Mangelhafte Kommunikation. Weithin unbekannt ist, dass die Feuerwehr nur über Flugfunkgeräte verfügt. Sie kann mit den Hubschraubern der Bundeswehr nicht kommunizieren, weil die anders funken, über BOS-Frequenzen.
- Deutschland verfügt über kein einziges Löschflugzeug.
Erst am Wochenende hatte die FDP Innenministerin Nancy Faeser (SPD) aufgefordert, die Ressourcen für die Waldbrandbekämpfung auszubauen. Liberale und Grünen plädierten für die Anschaffung von Löschflugzeugen. Die Trockenperioden hätten klar gezeigt, "dass wir uns in Deutschland besser für die Waldbrandbekämpfung wappnen müssen", mahnte die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Carina Konrad.
Waldbrand: Hubschrauber besser als Löschflugzeuge?
Brauchen die Kommunen und Länder bei Vegetationsbränden Luftunterstützung, dann bitten sie um Amtshilfe: Bundeswehr und Bundespolizei verfügen über Hubschrauber mit Wasserbehältern.
Die sind kostengünstig und gelten als sehr flexibel. Gegen Löschflugzeuge wird zudem argumentiert, dass in Deutschland nicht ausreichend geeignete Seen zur Wasseraufnahme im Vorbeiflug vorhanden seien.
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Der Katastrophen- und Brandschutz liegt in der Zuständigkeit der Länder und Kommunen. Konrad argumentierte, Deutschland sollte sich, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, an der Löschflugzeug- und Hubschrauberflotte einer EU-Initiative beteiligen. Sie umfasst zwölf Löschflugzeuge und einen Helikopter. Nach Ansicht der Grünen sollte sich Deutschland ein oder zwei Löschflugzeuge anschaffen und diese wegen der Nähe zum Meer im Norden stationieren.
Waldbrand: Ampelkoalition will die Feuerwehr stärken
Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP heißt es: "Wir werden bundesweite Präventions- und Bekämpfungsstrategien erarbeiten und die Waldbrandbekämpfungsmöglichkeiten am Boden und aus der Luft, auch im Rahmen des Mechanismus rescEU, ausbauen".
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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.