Berlin. Technik, Haushaltsgeräte oder Spielzeug: Manche Geschenke könnten wegen Lieferengpässen und Chipmangel knapp werden. Ein Überblick.

Smartphones, Laptops, Konsolen oder Grafikkarten: Unterhaltungselektronik steht bei vielen zu Weihnachten weit oben auf dem Wunschzettel – ob als verdiente Neuanschaffung zum Jahresende oder als Geschenk für die Liebsten. Gefragt zum Fest sind ebenso Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen oder Kühlschränke sowie Spielzeug. Doch gerade bei diesen Produktsparten könnte es dieses Jahr zum Fest eng werden.

Grund sind anhaltende Probleme in den weltweiten Lieferketten. Dazu kommt seit Monaten ein Chipmangel im Technikbereich, Beobachter sprechen von einer regelrechten „Chipkrise“. Was sind die Gründe, welche Produkte sind betroffen – und was bedeutet das für den Kauf von Weihnachtsgeschenken?

Lieferengpässe zu Weihnachten: Was ist betroffen?

Der Einzelhandel hat gerade stationär vor Ort nicht nur wiederholt mit den Corona-Regelungen zu kämpfen. Viele meiden vielleicht im Zweifel die Geschäfte und kaufen vermehrt online. Zusätzlich machen den Händlern dieses Jahr in manchen Bereichen Lieferengpässe zu schaffen. Die Gründe sind vielfältig: Schiffscontainer aus China und generell Asien – wo viele Produkte herkommen – sind länger nach Europa unterwegs, klagt etwa der Verband Deutscher Reeder (VDR). Gestört seien die weltweiten Lieferketten außerdem durch Produktionsausfälle sowie Lockdowns in Häfen und Fabriken.

Die sonst sehr genau berechenbaren Transportwege und Lieferzeiten werden für Händler zunehmend unberechenbar. Zudem fehlen selbst in Deutschland den Spediteuren nach eigenen Angaben rund 60.000 bis 80.000 Lkw-Fahrer, so der Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL).

Betroffen von den Problemen in den weltweiten Lieferketten sind eine ganze Reihe an Produktsparten: Von Unterhaltungselektronik und Elektrohaushaltsgroßgeräte über Spielzeug, Baumarktprodukte und Möbel bis hin zu klassischen Fahrrädern und E-Bikes, heißt es aus den Verbänden. Der Tenor: Wer sich auf neueste Modelle oder bestimmte Produkte, Farbvarianten oder Ausstattungsvarianten versteift, könnte an Weihnachten mit leeren Händen dastehen. Wer aber flexibel beim Kauf ist, wird sein Geschenk finden. Vor leeren Regalen werde niemand stehen.

Onlinehandel: Verband beruhigt Kunden

Zumindest bei den Onlinehändlern in Deutschland scheint trotz Problemen Zuversicht zu herrschen. Man gehe „mit optimistischer Stimmung“ in den Black Friday und das anstehende Weihnachtsgeschäft, sagte Martin Groß-Albenhausen, Vize-Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh), unserer Redaktion Mitte November.

Grund für den Optimismus: Die jährliche großangelegte Mitgliederumfrage unter den Onlinehändlern habe zwar ergeben, dass neun von zehn Händlern von Lieferkettenproblemen betroffen sind. Vor allem Verpackungsmaterial werde knapp. Viele hätten jedoch mit Blick auf das wichtige Jahresendgeschäft bereits frühzeitig ihre Lager aufgestockt, sagte der Verbandsvertreter. In jeder Produktgruppe werde es zumindest ein „ordentliches Sortiment geben“, beruhigte er.

Zudem biete gerade der Onlinehandel mehr Möglichkeiten, vor dem Fest doch noch an stark nachgefragte „Trendartikel wie Konsolen oder Spiele zu kommen“, die in Geschäften vor Ort vielleicht nicht mehr verfügbar sind. Komme es zu Engpässen, so Groß-Albenhausen, dann vor allem bei Waren aus dem asiatischen Raum, etwa Technik oder Mode.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet im Einzelhandel – online und stationär – mit Umsätzen in Höhe von knapp 112 Milliarden Euro in den letzten beiden Monaten des Jahres, ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Chipmangel: Engpässe betreffen nicht nur Gaming-Fans

Ebenfalls auf dem Wunschzettel vieler Kinder und Erwachsener: Geschenke aus dem Bereich Gaming: Spielekonsolen wie Playstation 5 und Xbox Series X und Nintendo Switch sind ebenso heiß begehrt wie Notebooks und Gaming-PCs mit neuesten Grafikkarten. Das Problem: Für die Herstellung all dieser Produkte sind Mikrochips unabdingbar. Die Nachfrage nach diesen winzigen Halbleitern ist seit Ende 2020 so groß, dass die Hersteller nicht genügend liefern können.

Auch wer zu Weihnachten auf ein neues Smartphone wie das iPhone 13, das Google Pixel oder einen Saugroboter zu Weihnachten hofft, muss mitunter längere Lieferzeiten einplanen.

Betroffen sind aber nicht nur Fans von Gaming und Smartphones: Chips stecken etwa auch in Fernsehern und immer mehr modernen Haushaltsgeräten. Also heißt es auch hier: Flexibel sein bei der Modellwahl – oder nicht erst auf den letzten Drücker kaufen.

Damit es an Heiligabend strahlende Gesichter beim Auspacken gibt: Der Geschenke-Kauf sollte gut geplant sein.
Damit es an Heiligabend strahlende Gesichter beim Auspacken gibt: Der Geschenke-Kauf sollte gut geplant sein. © Shutterstock/Jet Cat Studio | Jet Cat Studio

Lieferengpässe und Chipmangel: Tipps für die Geschenkejagd

Was können Verbraucherinnen und Verbraucher tun, um trotz Lieferengpässen und Chipmangel pünktlich zum Weihnachtsfest alle Geschenke und Anschaffungen beisammen zu haben?

Zunächst einmal: Frühzeitig auf Geschenkejagd gehen. Noch sind rund zwei Wochen Zeit, und die meisten Geschäfte sind auf die höhere Nachfrage im Dezember vorbereitet. Je näher es Richtung Heiligabend geht, desto kleiner dürfte die Auswahl bei einzelnen Produkten sein. Das gilt auch für Onlineshops, wenngleich dort die schiere Zahl der Anbieter und entsprechende Preisvergleichsseiten die Geschenkejagd einfacher gestalten.

Gebrauchte Technik zum guten Preis

Wer es zum Fest etwa auf Smartphones, Tablets, Laptops oder Kameras abgesehen hat, sollte überlegen, ob es unbedingt das aktuellste Modell und dann noch Neuware sein muss. Immer mehr An- und Verkaufsportale im Netz bieten gebrauchte, überprüfte Technik zu günstigeren Preisen. Zu bekannteren Anlaufstellen in Deutschland gehören beispielsweise Clevertronic, Flip4new, Zoxs, Rebuy, Swappie oder Asgoodasnew.

Über die dortige Suchfunktion findet man gezielt auch viele Produkte namhafter Hersteller, von Samsung bis Apple. Angaben und Bilder zum Zustand sollte man dabei genau lesen. Geräte mit dem Zustand „Wie neu“ oder „Sehr gut“ weisen teils nur minimale Spuren an der Verpackung auf und sind sonst tadellos, aber deutlich preiswerter. Die Garantie ist hierbei meist auf ein Jahr reduziert. Gerade bei Vorjahresmodellen kann man hier gute Preise erzielen.

Oder aber man verlegt geplante Anschaffungen auf Anfang des Jahres. Dann sinken teilweise die Preise nach dem aufgeheizten Weihnachtsgeschäft wieder. Weiterer Vorteil: Ab 1. Januar greift bei Neugeräten die sogenannte Update-Pflicht. Dann müssen Hersteller laut Gesetz länger als bisher für regelmäßige Software-Updates ihrer Geräte sorgen – Smartphones und Co. bleiben also länger aktuell und sicher. Die EU will so Nachhaltigkeit fördern. In dem Fall kann dann ruhig mal ein echter Klassiker unter dem Weihnachtsbaum landen: Der gute, alte ausgedruckte Gutschein.