Hierzulande wird relativ selten gestreikt – auch aus juristischen Gründen. Arbeitnehmer anderer Länder sind besonders streikfreudig.

Am Montag wird Deutschland erstmals seit Jahren wieder von einem echten Großstreik betroffen sein. Eisenbahner und die Dienstleistungsgesellschaft Verdi wollen bundesweit den öffentlichen Verkehr lahmlegen und so Druck machen auf die Arbeitgeberseite. Die hohe Inflation spielt dabei mit Sicherheit eine Rolle. Die Arbeitnehmervertreter müssen hohe Lohnerhöhungen durchsetzen, wenn ihre Mitglieder am Ende nicht weniger Geld in der Tasche haben sollen als noch vor einem Jahr.

Die Streikbereitschaft ist hierzulande aber längst nicht so groß, wie die aktuelle Lage vermuten lässt. Sieht man sich Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern in Europa an, landen wir bei den Streiktagen eher im hinteren Mittelfeld.

Spitzenreiter unter den Ländern Europas ist wenig verwunderlich Frankreich. Zwischen 2010 und 2019 gab es in dem Land durchschnittlich 128 Streiktage pro 1000 Arbeitnehmer. Zum Vergleich: In Deutschland waren es durchschnittlich lediglich 17 Streiktage pro 1000 Beschäftigte im selben Zeitraum.

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Das liegt unter anderem daran, dass in Frankreich grundsätzlich jeder streiken darf. Das Streikrecht in Frankreich gab es sogar vor dem Großwerden der Gewerkschaften. Zudem sind auch politische Streiks als Willensäußerung gegen Parlament und Regierung erlaubt.

In Deutschland dürfen hingegen nur Gewerkschaften zu Streiks aufrufen. Und das Ziel des Streiks muss tariflich regelbar und tarifrechtlich zulässig sein. Das erhöht erstmal die Hürden überhaupt einen Streik vom Zaun zu brechen. Politische Streiks sind zudem nur dann legal, wenn sie zur Verteidigung der bürgerlich-parlamentarischen Demokratie eingesetzt werden

Wenig verwunderlich: Auch in Belgien (98 Tage), Finnland (59), Norwegen (55), Spanien (49) und Dänemark (46) wurde im vergangen Jahrzehnt deutlich häufiger gestreikt als hierzulande. Noch weniger als deutsche Beschäftigte streiken nur die Portugiesen, Ungarn, Schweden, Polen und Schweizer. Ein Trend macht sich jedoch in allen Ländern bemerkbar: Vergleicht man Streiktage aus dem vergangenen Jahrzehnt mit den 1990er Jahren, so zeigt sich, dass die Streiklust tendenziell immer weiter abnimmt. (lro)

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