Berlin . Analyse von Facebook zeigt: Beiträge der AfD zu Klimapolitik „am häufigsten geteilte Inhalte“. Institute for Strategic Dialogue warnt.

Die Alternative für Deutschland (AfD) hat im Bundestagswahlkampf die Klimadebatte in den sozialen Medien Twitter, Facebook und Instagram in Deutschland dominiert.

„Ihre Beiträge, in denen sie den Klimawandel in Frage stellte, sich gegen Klimaschutzmaßnahmen aussprach und andere Parteien für ihre Haltung oder Politik angriff, gehörten auch im Kontext der gesamten Debatte in den sozialen Medien zu den am häufigsten geteilten Inhalten“, heißt es in einer Untersuchung des Thinktanks Institute for Strategic Dialogue (ISD), die unserer Redaktion vorliegt.

Insbesondere im Vergleich zu den anderen untersuchten Parteien habe die AfD „immens von der Debatte zum Klimawandel“ profitiert und die Thematik „erfolgreich zur Mobilisierung“ ihrer Anhängerschaft genutzt, bilanziert der Report mit dem Titel „Kalter Wind von Rechts: Wie rechte Parteien und Akteur:innen die Klimakrise zu ihren Gunsten missbrauchen“.

AfD dominiert Wahlkampf mit Themen zu Klimapolitik und Klimawandel

Die Autorinnen und Autoren hatten in den Wochen vor der Bundestagswahl Ende September insgesamt mehr als 180.000 Beiträge in den sozialen Netzwerken Twitter, Facebook und Instagram untersucht, in denen Schlagworte zum Thema Klimapolitik wie etwa „Erneuerbare Energien“ oder „fossile Brennstoffe“ erwähnt waren. Lesen Sie auch: Wie klimaschädlich ist der Anbau von Cannabis?

Berlin: Teilnehmer an einer Demonstration der Klimaschutzbewegung
Berlin: Teilnehmer an einer Demonstration der Klimaschutzbewegung "Fridays For Future Berlin". © dpa | Paul Zinken

Zudem werteten die Analysten des ISD auch geschaltete Werbeanzeigen der Parteien etwa auf Facebook aus. „Insgesamt wurde bei der Betrachtung der Ergebnisse deutlich, dass die AfD die Klimadebatte in den deutschsprachigen sozialen Medien im Vorfeld der Bundestagswahl dominierte, und das trotz einer Rückläufigkeit ihres Erfolgs in den letzten Wochen vor der Bundestagswahl“, heißt es in der Untersuchung.

Sogar die Grünen können mit Klima-Themen nicht so stark mobilisieren

So wurden klimabezogene Beiträge der AfD in der Zeit vor der Bundestagswahl jeweils zwischen 40 und 237 Prozent mehr geteilt als Posts der Partei zu anderen Themen wie etwa Migration oder Europapolitik. Sogar die Grünen, für die der Klimawandel das wichtigste politische Thema im Wahlkampf war, erreichten mit ihren klimabezogenen Beiträgen im Vergleich zu ihren Beiträgen zu anderen Politikfeldern im Durchschnitt nur zwischen 3 und 56 Prozent mehr Interaktionen.

Besonders erfolgreich war die AfD mit ihrer Mobilisierung im Zusammenhang mit dem großen „Klimastreik“ der Bewegung „Fridays For Future“. Zugleich fällt auf, dass die Beiträge der AfD in den sozialen Medien nur bei rund sieben Prozent einen Bezug zur Klimadebatte hatten, obwohl die Partei damit im Netz erfolgreich mobilisieren konnte.

Bei den Grünen war im Vergleich laut des Reports knapp jeder dritte Beitrag auf Facebook, Twitter und Instagram zum Thema „Klima“. Ohnehin gilt: Die AfD nutzt die sozialen Netzwerke sehr stark zur Verbreitung von Inhalten und zur Mobilisierung. Auch das erklärt den Social-Media-Erfolg der Partei in der Klima-Debatte.

„Informationen aus dem Zusammenhang gerissen und irreführend dargestellt“

„Die AfD nutzt in ihrer Online-Strategie sehr emotionale Sprache und Argumente“, sagte Paula Matlach, Analystin beim ISD in Deutschland und Mitautorin der Untersuchung, unserer Redaktion.

Die AfD wähne sich in einem „Kulturkampf gegen die anderen Parteien“, vor allem auch bei der Gegnerschaft beim Thema Klima, bei dem sich alle anderen Parteien im Bundestagswahlkampf für verschärfte Klimamaßnahmen ausgesprochen hätten. „Klimawandel und Maßnahmen dagegen sind häufig verbunden mit Beschränkungen. Das ruft bei Anhängerinnen und Anhängern der AfD auch eine Angst vor einem Verlust der Lebensqualität und des Wohlstands hervor“, sagte Autorin Matlach.

Im Rahmen dieser Untersuchung haben die Analysten vom Institute for Strategic Dialogue mit Hauptsitzt in London beobachtet, dass „Gegner:innen von Klimaschutzmaßnahmen häufig Informationen aus dem Zusammenhang reißen und irreführend darstellen“. „Dabei stand die Leugnung des Klimawandels eher im Hintergrund. Dominant war hingegen das Verbreiten einer allgemeinen Skepsis gegenüber Klimaschutzmaßnahmen“, heißt es in dem ISD-Report.