Afghanistan

Bericht: GIZ rettet erwachsene Söhne von Ortskräften nicht

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Afghanistan: Bundesregierung spricht von "bitteren Entwicklungen"

Afghanistan: Bundesregierung spricht von "bitteren Entwicklungen"

Angesichts des Einmarsches der Taliban in Kabul hat Regierungssprecher Steffen Seibert von "bitteren Entwicklungen" in Afghanistan gesprochen. Deutschland versuche jetzt, seine Bürger und "so viele der Ortskräfte" wie möglich in Sicherheit zu bringen.

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Kabul.  Die regierungsnahe GIZ will erwachsene Söhne ihrer Ortskräfte wohl nicht evakuieren, sondern nur Kinder und „unverheiratete Töchter.“

Statt Ortskräften „möglichst schnell und unbürokratisch“ zu helfen, stellt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ihre afghanischen Mitarbeiter offenbar vor die Wahl, entweder ihre erwachsenen Söhne zurückzulassen, oder in Afghanistan zu bleiben. Das berichtet der „Spiegel.“

Das Magazin beruft sich auf einen Afghanen, der jahrelang für die GIZ gearbeitet hat. „Ich soll meine Söhne den Taliban überlassen. Das ist Wahnsinn“, wird der Mann zitiert. Die Organisation habe ihm mitgeteilt, dass er selbst zwar einen Platz in einem der Flieger bekommen könne, nicht jedoch seine erwachsenen Kinder.

Afghanistan: GIZ will nur unverheiratete Töchter evakuieren

Dem Magazin liegt außerdem ein Schreiben der GIZ an mehrere Mitarbeiter in Afghanistan vor. Darin heißt es auf Englisch: „Personen, die einen gültigen GIZ-Arbeitsvertrag haben oder in den vergangenen zwei Jahren hatten, können sich für eine Evakuierung registrieren. … Bitte nehmen Sie folgende Regel zur Kenntnis: Mit Ihnen gehen kann die sogenannte 'Kernfamilie', das bedeutet Ehepartner und Kinder unter 18 Jahren. Zusätzlich werden unverheiratete Töchter über 18 Jahren ebenfalls zur Kernfamilie gezählt.“ In der gegenwärtigen Krisensituation könnten „leider keine Ausnahmen von dieser Regel gemacht werden.“

Die GIZ bestätigte auf Anfrage des Spiegels, dass sie ihren Ortskräften mitgeteilt habe, „welche Familienangehörigen als Kernfamilie im Rahmen des Ortskräfteverfahrens mitgenommen werden können.“ Dabei handle es sich um besonders schutzbedürftige Personen. Die Ortskräfte behaupten, von der GIZ massiv unter Druck gesetzt zu werden, nicht mit Medien über ihre Lage zu sprechen.

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Die GIZ ist als Unternehmen im Handelsregister eingetragen, arbeitet jedoch fast ausschließlich für deutsche Ministerien, allen voran das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

(amw)