Washington. Im Februar 2020 erschossen drei Weiße den unbewaffneten Jogger Ahmaud Arbery. Entgegen der Erwartungen wurden sie nun dafür bestraft.

Die tödlichen Schüsse auf den unbewaffneten schwarzen Jogger Ahmaud Arbery im US-Bundesstaat Georgia, zu verantworten im Februar 2020 von drei weißen „Freizeit-Sheriffs”, haben anders als von vielen Afro-Amerikanern befürchtet, drastische Konsequenzen:

George McMichael (65), sein Sohn Travis (35) und William Bryan (52) wurden von einer überwiegend weißen Geschworenen-Jury am Mittwoch in Brunswick unter anderem des Mordes schuldig gesprochen worden. Vor allem der Todesschütze Travis McMichael muss mit einer langen Haftstrafe rechnen. Ihm wurde absichtliche Tötung bescheinigt.

Mutter von Arbery bricht in Tränen aus

Im Moment der Urteilsverkündung durch Richter Timothy Walmsley brach die Mutter des Opfers, Wanda Cooper, in Freudentränen aus. Die Geschworenen folgten in ihrer einstimmigen Entscheidung der Linie von Staatsanwältin Linda Dunikoski. Sie hatte dem weißen Trio rassistisch grundierte Tötungsabsicht vorgehalten. Die Verteidigung sprach dagegen von Notwehr, die im Rahmen eines gesetzlich legalen „Bürger-Arrests” notwendig geworden sei.

Die McMichaels und Bryan hielten Arbery – ungerechtfertigter Weise – für einen Einbrecher. Sie verfolgten ihn auf eigenen Faust. Sie versuchten ihn mit dem Auto von der Straße abzudrängen. Als Arbery unbewaffnet auf das schwer bewaffnete Vater-Sohn-Duo traf, war sein Schicksal so gut wie besiegelt. Bei dem Versuch, Travis McMichael zu entwaffnen, bekam er drei Schüsse aus dessen Schrotflinte ab und starb kurze Zeit später.

All das ist auf Handy-Videos festgehalten, die William Bryan persönlich aufgenommen hatte. Sie tauchten erst zwei Monate nach dem von vielen Experten später als Lynchmord qualifizierten Akt auf. Bis dahin waren die Täter auf freiem Fuß, weil die örtliche Justiz beide Augen zudrückte. Man kannte sich, der alte McMichael war früher selber Cop.

USA: Videos von Arbery Ermordung sorgen für Aufschrei

Die Videos lösten einen öffentlichen Aufschrei aus. Andere Staatsanwälte übernahmen. Das Trio wurde verhaftet. Die Anklage lautete: Mord, versuchte gefährliche Körperverletzung und Freiheitsberaubung.

Wann das Strafmaß verkündet wird, ist noch unklar. Klar ist dagegen ein zweiter Prozess, den das Justizministerium in Washington ab Februar führen wird und die Täter zusätzlich wegen eines rassistisch motivierten Hassverbrechens anklagt: Dazu Präsident Joe Biden: „Ein schwarzer Mann sollte joggen gehen können, ohne um sein Leben zu fürchten.”