Berlin. Mehr Zeit mit dem neugeborenen Kind will Familienministerin Anne Spiegel Eltern ermöglichen. Was die Grünen-Politikerin plant.

Nach der Geburt eines Kindes direkt wieder zur Arbeit gehen zu müssen – das ist in Deutschland gar nicht so selten. Während die Mutter automatisch acht Wochen Mutterschutz erhält, muss sich der zweite Elternteil Urlaub nehmen, um Zeit mit der Familie verbringen zu können. Das soll sich nun ändern.

Frisch gebackene Eltern sollen direkt nach der Geburt des Kindes bezahlten Urlaub nehmen können. Das plant die neue Familienministerin der Ampel-Koalition, die Grünen-Politikern Anne Spiegel. "Neu einführen werden wir, dass ein Elternteil – zumeist die Väter – für die ersten zwei Wochen nach der Geburt bei vollem Gehalt bei der Familie bleiben kann", sagte sie der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Bislang habe man sich "oft mühsam Tage zusammengespart", so Spiegel.

Auch Paare, die die Elternzeit untereinander aufteilen, sollen profitieren. Dafür plant Spiegel mehr Elterngeldmonate. "Wir wollen es stärker unterstützen, wenn Paare die Kinderbetreuung als gleichberechtigte Aufgabe begreifen", sagte Spiegel. Bisher nimmt ein Großteil der Väter nur zwei Monate Elternzeit.

Kindergrundsicherung: Ausgleich für Kinder aus armen Familien

Wer Angehörige pflegt, soll künftig ebenfalls Anspruch auf eine berufliche Auszeit haben. Spiegel kündigte eine Familienpflegezeit an, die ähnlich dem Elterngeld ermögliche, sich finanziell abgesichert um die zu pflegenden Angehörigen zu kümmern.

Anne Spiegel ist seit dem 8. Dezember im Amt. Die Grünen-Politikerin kündigte seitdem bereits eine Kindergrundsicherung an. Die sei eine der wichtigsten Aufgaben der Ampel-Koalition, um Kindern aus finanziell schlechter gestellten Haushalten eine bessere Chance im Leben zu geben. Kinder sollen einen Garantiebetrag und darüber hinaus vom Einkommen der Eltern abhängige Zusatzbeiträge erhalten. Spiegel kündigte an, dass Anfang des kommenden Jahres eine Arbeitsgruppe zusammenkommen und die Kindergrundsicherung auf den Weg bringen werde.

Kinder hätten gerade in der Corona-Pandemie ein großes Durchhaltevermögen gezeigt, sagte die Grünen-Politikerin der "Rheinischen Post". Zwar habe der Bund schon ein milliardenschweres "Corona-Aufholpaket" auf den Weg gebracht, um Kindern wieder mehr Sport, Kultur und Bildung zu ermöglichen. Sie könne sich aber vorstellen, Kindern darüber hinaus Anerkennung zu zeigen, beispielsweise mit einem Gutschein für den Zoo.

Spiegel: Corona-Pandemie "kräftezehrend" für Familien

Kinder seien nicht die Treiber der Pandemie, betonte Spiegel außerdem, deshalb sei es voreilig, von einer Impfpflicht für Kinder zu sprechen. Was die Krankenhäuser an ihre Kapazitätsgrenzen bringe, seien nicht die Kinder, sondern ungeimpfte Erwachsene.

Das vergangene Jahr sei "kräftezehrend" gewesen. Spiegel wünsche sich, dass Familien über die Feiertage "Gelegenheit zum Durchschnaufen" haben werden. "Der Weihnachtszauber darf Corona nicht zum Opfer fallen", sagte Spiegel. Sie appellierte aber, die Kontaktbeschränkungen ernst zu nehmen und nur im kleinen Kreis zu feiern. "Am besten natürlich geimpft und getestet", so die Grünen-Politikerin. "Nur so können wir diese Pandemie besiegen und die fünfte Welle abwenden oder klein halten.“ (flh/dpa)