Berlin. Die neue Präsidentin des Arbeiter-Samariter-Bundes, Katarina Barley, will stärkeren Schutz für Alten- und Behinderteneinrichtungen.

Die neue Präsidentin des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), Katarina Barley, hat einen Energie-Rettungsschirm für soziale Einrichtungen gefordert. „Wir können nicht einfach die Heizung runterdrehen in Alten- oder Behinderteneinrichtungen“, sagte die SPD-Politikerin und Vizepräsidenten des EU-Parlaments am Dienstag in Berlin. Die Einrichtungen hätten mit „völlig unkalkulierbaren Preissteigerungen“ zu kämpfen.

Als Präsidentin der Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation wolle sie neben den Energiekosten vor allem den Fachkräftemangel in den Fokus ihrer Arbeit nehmen, sagte Barley. Der sei zwar nicht neu, „aber brennend“, vor allem in der Altenpflege. „Die Pflege ist ein Beruf, der psychisch und körperlich auch fordert“, sagte die frühere Bundesfamilien- und Bundesjustizministerin. Jedoch sei der Arbeitsmarkt „absolut leer gefegt.“

Pflegeeinrichtungen: Leiharbeitsfirmen verschärfen die finanzielle Situation

In Deutschland gebe es 4,5 Millionen Pflegebedürftige, bis 2030 könnte die Zahl auf über fünf Millionen wachsen. Um den Bedarf an Fachkräften zu decken, würden insbesondere Fachkräfte aus dem Ausland gebraucht. Doch die Sozialdemokratin beklagte, dass rechtliche Grundlagen den Zuzug nach wie vor erschwerten. „Wir brauchen eine Willkommenskultur, die sich auf den Bereich der Pflege erstreckte“, sagte Barley und wurde grundsätzlich: „Mir scheint, es ist auch noch nicht überall angekommen, dass wir ein Einwanderungsland sind und sein müssen.“

Ein zusätzliches Problem stellten aus Sicht Barleys sogenannte Personaldienstleister dar: Leiharbeitsfirmen, die das Personal mit der Aussicht auf bessere Löhne abwerben und für „teureres Geld“ an die Einrichtungen zurückverleihen. Das wiederum verschärfe die finanzielle Situation in den Pflegeheimen, gab die Politikerin zu Bedenken.

Lesen Sie auch:Pflege „unbezahlbar“: Verbraucherschützer fordern Reformen

SPD-Politikerin: Barley folgt auf den früheren Vizekanzler Franz Müntefering

Zudem sprach sie sich für ein stärkeres Weiterbildungsangebot aus – zum Beispiel für die rund 45.000 Jugendlichen, die jedes Jahr die Schule ohne jeglichen Abschluss verließen. Auch aus Freiwilligendiensten erhofft man sich beim ASB einen Zuwachs an Fachkräften im Pflegebereich.

In ihrer neuen Position beerbt Katarina Barley den früheren SPD-Vorsitzenden und Vizekanzler Franz Müntefering, der von 2013 bis 2021 an der Spitze des ASB stand. Die Organisation wurde 1888 gegründet und entstammt der Arbeiterbewegung. Er hat nach eigenen Angaben 1,4 Millionen Mitglieder. Bundesweit betreut und pflegt der ASB demnach täglich etwa 50.000 Pflegebedürftige in etwa 700 Einrichtungen und Diensten. (lgr)