Berlin. Aus dem Mangel an Corona-Impfstoff ist ein Überfluss geworden. Werden Milliarden an Steuergeldern vergeudet? Es lässt sich verhindern.

Es ist erst zwei Jahre her und scheint doch wie eine Ewigkeit entfernt: Als kurz vor Heiligabend 2020 die erste Lieferung mit Corona-Impfstoff in Deutschland eintraf, ging ein Seufzer der Erleichterung durchs Land. Die Enttäuschung folgte auf dem Fuße: Viele Menschen mussten monatelang auf ihre Impfung warten. Organisiert von der EU-Kommission, hatte das vereinte Europa zu spät bestellt und obendrein zu sehr auf den falschen Hersteller gesetzt. Diese Probleme sind zum Glück längst vergessen. Alles in allem ist die Impfstoffbeschaffung doch noch eine Erfolgsgeschichte geworden. Aber ob das so bleibt, ist offen.

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Biontech & Co.: Erst gab es zu wenig, jetzt gibt es zu viel

EU-Korrespondent Christian Kerl.
EU-Korrespondent Christian Kerl. © Funke | privat

Aus dem anfänglichen Mangel ist wegen verbreiteter Impfmüdigkeit ein Überschuss geworden. Jetzt zeigt sich, dass die EU-Staaten viel zu viel Impfstoff bestellt haben, der 2023 mit Milliarden Steuergeldern bezahlt werden müsste, nur um ihn danach zu vernichten. Den Lieferverträgen fehlt es an flexiblen Anpassungsklauseln. Obwohl Mitgliedstaaten seit Monaten intern warnen, ist eine durchgreifende Lösung nicht in Sicht. Es ist nachvollziehbar, dass Hersteller auch mit Rücksicht auf ihre Aktionäre zögern, greifbare Milliardengewinne abzuschreiben.

Impfstoffe: Was Hersteller jetzt tun sollten

Doch hier handelt es sich um eine Ausnahmesituation. Die Impfstoff-Produzenten haben an der Pandemie bereits gut verdient. Die EU ist ihnen bei den Haftungsregeln entgegengekommen und hat auch Entwicklungskosten teilfinanziert. Auch in den nächsten Jahren winken den Herstellern mit absehbar höheren Preisen satte Gewinne. Da ist es nicht zu viel verlangt, dass die Unternehmen sich kulant zeigen und Lieferungen stornieren oder reduzieren. Nur so kann die EU ein teures Impfstoff-Desaster noch vermeiden.