Paris. Warum ihr Ruf in Frankreich so gut und sie wesentlich beliebter ist als ihr Mann, der Präsident – trotz 24 Jahren Altersunterschied.

Allzu oft zeigt sich Frankreichs eher diskrete „Première Dame“ Brigitte Macron nicht in der Öffentlichkeit. Doch wenn sie es tut, zieht sie alle Blicke auf sich. Wie am Abend der Wiederwahl ihres Präsidentengatten, als sie mit ihm gemeinsam auf die Bühne der am Fuße des Eiffelturms ausgerichteten Wahlparty erscheint.

Blitzlichtgewitter und „Brigitte, Brigitte“-Rufe begleiten den Auftritt der eleganten Frau aparten blauen Hosenanzug und High Heels, die ihrem Ehemann mühelos die Show stiehlt.

Wenige Tage zuvor hatte Brigitte Macron ihren 69. Geburtstag gefeiert. Doch das sieht man der zierlichen Blondine ebenso wenig an wie die Tatsache, dass sie 24 Jahre älter ist als ihr Mann.

Louis Vuitton sorgt für die Garderobe der Präsidentengattin

Beinahe überall auf der Welt wird die Gattin des Staatsoberhaupts First Lady genannt. In Frankreich hingegen, wo Anglizismen verpönt sind, heißt sie „Première Dame“. Eine Rolle, die die Französischlehrerin aus dem nordfranzösischen Amiens in den Augen ihrer Mitbürger nahezu perfekt ausfüllt. Die erste Amtszeit ihres Mannes jedenfalls hat sie ohne den geringsten Fehltritt absolviert.

Für die Garderobe von Frankreichs schlanker und stets braungebrannten Präsidentengattin zeichnet die Modemarke Louis Vuitton verantwortlich. Genauer: Brigitte Macron darf sich gratis aussuchen, was sie aus den Kollektionen des Hauses tragen möchte. Eine Absprache, von der beide Seiten profitieren.

Karl Lagerfeld: Sie hat „die schönsten Beine von Paris“

Vuitton kann sich damit brüsten, über eine Werbe-Lokomotive im Elysée-Palast zu verfügen, und Brigitte Macron katapultierten die edlen Vuitton-Kreationen zu einer gefeierten Stilikone. Sogar der Modemacher Karl Lagerfeld lobte ihre exzellente Kleiderwahl und befand zudem, dass sie „die schönsten Beine von Paris“ habe.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (M.) und Ehefrau Brigitte begrüßen den indischen Premierminister Narendra Modi im Elysee-Palast. Foto: Francois Mori/AP/dpa
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (M.) und Ehefrau Brigitte begrüßen den indischen Premierminister Narendra Modi im Elysee-Palast. Foto: Francois Mori/AP/dpa © dpa | Francois Mori

Allerdings ist Brigitte Macron sehr viel mehr als ein dekoratives Anhängsel. Sie sei die starke Frau hinter einem starken Mann, heißt es aus dem engeren Bekanntenkreis der Macrons. Spitzere Zungen, an denen es in den Pariser Salons nie fehlt, kritisieren indessen den viel zu großen Einfluss, den die Ex-Lehrerin angeblich auf ihren Meisterschüler habe. Doch so etwas gleitet an Brigitte Macron ebenso ab wie die Häme der Klatschpresse, die sich gerne das Maul zerreißt über den Altersunterschied des „Power-Paars“ im Elysée-Palast.

Zwischen dem 15-jährigen Arztsohn Emmanuel und Lehrerin Brigitte funkte es sofort

Auch die manchmal zu hörende Anfeindung, dass sie eigentlich wegen der Verführung eines Minderjährigen vor Gericht gestellt werden müsste, erträgt sie mit Gelassenheit. Wobei stimmt, dass sie ihren späteren (und zweiten) Ehemann an einem Gymnasium im nordfranzösischen Amiens kennen lernte.

Brigitte Auzière - damals 39, verheiratet mit einem Banker und dreifache Mutter - unterrichtete dort Französisch und Latein. Der erst 15-jährige Arztsohn Emmanuel Macron gehörte einer von der Lehrerin geleiteten Theater-Gruppe an. Es war, so heißt es, Liebe auf den ersten Blick. Eine geheime Liebe wohlgemerkt, denn die Liaison zwischen Lehrerin und Schüler hätte, wäre sie bekannt geworden, für einen handfesten Skandal gesorgt.

Der Präsident bezeichnete die Beziehung als „fast fusionelle Komplizenschaft“

Alles freilich lässt sich die „Première Dame“ dann doch nicht gefallen. Im Februar erstatte sie Anzeige gegen zwei Frauen, die während des Präsidentschaftswahlkampfs in den sozialen Netzwerken das Gerücht verbreiten, dass sie als Junge mit dem Vornamen Jean-Claude geboren worden sei und sich später einer Geschlechtsumwandlung unterzogen habe.

Emmanuel Macron hat die Beziehung zu seiner Frau einmal als eine „fast fusionelle Komplizenschaft“ beschrieben. Eine Beziehung, die ganz offenbar nach wie vor sehr harmonisch ist. Übrigens beschränkt sich Brigitte Macron keineswegs drauf, ihren Mann zu beraten (so setzte sie unter anderem durch, dass die Bildungseinrichtungen des Landes während der Pandemie nicht ein zweites Mal geschlossen wurden) oder seine Reden zu korrigieren.

Brigitte Macron gründete eine Anti-Mobbing-Taskforce an den Schulen

Sie steht seit 2019 der nationalen Krankenhaus-Stiftung vor, gründete eine Anti-Mobbing-Taskforce an den Schulen und unterstützt eine Bildungsoffensive zugunsten junger Erwachsener in den Vorstadt-Ghettos, die ihr Abitur nachholen wollen. Im Rahmen dieser Initiative arbeitet sie sogar wieder als Französischlehrerin – sehr regelmäßig und unter striktem Ausschluss der Medien.

Tatsächlich hat sich Brigitte Macron als „Atout Charme“ – Charme-Trumpf – des Präsidenten entpuppt, den sie in punkto Popularität bei weitem übertrifft. 65 bis 67 Prozent erreichen ihre Zustimmungswerte, während die von Emmanuelle Macron bei 40 Prozent liegen. Das dürfte zu einem Gutteil jener Empathie geschuldet sein, die aus jeder ihrer öffentlichen Äußerungen spricht.

Landesmutter? Aber ja, und zwar eine, an die sich sehr viele Franzosen mit der Bitte um Beistand wenden, wenn sie nicht mehr weiter wissen. Allein die Beantwortung der rund 25.000 Briefe, die sie jährlich erhält, stellt beinahe einen Full-Time-Job dar – für sie und ihren vierköpfigen Mitarbeiterstab.

Dieser Text erschien zuerst auf www.waz.de