Berlin. Gesundheitsminister Jens Spahn will an der Maskenpflicht festhalten. Heiko Maas liebäugelt mit einer Aufhebung aller Beschränkungen.

Die Delta-Variante von Sars-CoV-2 breitet sich aus. Sie ist mit einem Anteil von 59 Prozent bundesweit dominierend. Wiewohl die Inzidenzen niedrig sind, liegt erstmals seit April auch die für die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus entscheidende Reproduktionszahl wieder über der Schwelle von 1.

Prompt dämpfte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch die Hoffnung auf eine schnelle Aufhebung aller Beschränkungen. Er will an der Maskenpflicht auch im Herbst und Winter festhalten, wie er in der ARD klarmachte.

Corona-Lockerungen: Lauterbach warnt vor vollen Kliniken

Einige „Vorsichtsmaßnahmen“ bleiben für Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) „vorerst auch für geimpfte Personen sinnvoll wie zum Beispiel das Tragen einer Maske in Innenräumen“, sagte sie unserer Redaktion. Sie hält es im Alltag für „kaum praktikabel, zum Beispiel im öffentlichen Nahverkehr oder im Supermarkt zwischen geimpften und ungeimpften Personen zu unterscheiden“. Lesen Sie auch: Neue Corona-Mutation: Lambda-Variante in Europa angekommen

Lambrecht und Spahn widersprachen Außenminister Heiko Maas (SPD), der „im Laufe des August“ die Aufhebung aller Beschränkungen erwartet.

Für den SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach ist „ganz klar, dass es irgendwann zur Aufhebung der Maskenpflicht kommen wird“. Aber er würde es nicht an Inzidenzen oder an Impfangebote knüpfen, sondern an die Herdenimmunität. „Ein Risiko ist auf jeden Fall da, wenn man alles öffnet und beispielsweise 30 Prozent der Bevölkerung noch nicht geimpft sind. Dann sind die Kliniken wieder sehr schnell voll“, sagte er unserer Redaktion. Hintergrund: Corona-Pandemie: Endet die Maskenpflicht schon bald?

Die Frage sei, wann der Verzicht auf die Maske zu verantworten wäre. „Die Spielräume hängen davon ab, wie groß der Anteil der Geimpften ist“, so Lauterbach. „Schaffen wir es, 85 Prozent der Erwachsenen zu impfen, oder schaffen wir das nicht? Davon wird viel abhängen.“

Reisebeschränkungen könnten aufgehoben werden – für Geimpfte

Und wenn wir es nicht schaffen? „Dann wird die Abschaffung der Maskenpflicht nicht funktionieren“, antwortet Lauterbach. Eine Skepsis, die Lambrecht teilt, denn: „Auch eine Impfung bietet keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Weitergabe des Virus, wie sich zuletzt an der Ausbreitung der Delta-Variante in einigen Ländern gezeigt hat.“ Mit der weiteren Verbreitung steigt zudem das Risiko von Mutationen, gegen die Vakzine schlimmstenfalls nicht wirken. Lesen Sie auch: Delta-Variante breitet sich rasant aus – So reagiert Israel

Grundsätzlich bleibt Lambrecht optimistisch, weil Impfstoff für alle zur Verfügung stehe und die Bürger das weitere Geschehen selbst in der Hand hätten: „Je höher die Impfquote ist, desto besser werden wir auch mit der Delta-Variante zurechtkommen.“ Auf jeden Fall könnten für Geimpfte viele (andere) Einschränkungen aufgehoben werden, „gerade was das Reisen betrifft“, meint die Justizministerin.