Berlin. Bund und Länder wollen die kostenlosen Bürgertests abschaffen. Boris Palmer will in Tübingen das Angebot jedoch aufrecht erhalten.

Corona-Tests sollen bald für ungeimpfte Personen keine Gratisleistung mehr sein. Darauf haben sich Bund und Länder am vergangenen Dienstag beim Corona-Gipfel verständigt. Ab 11. Oktober müssen die Tests in der Regel selbst bezahlt werden. Gratis sind sie dann nur noch für diejenigen, die sich nicht impfen lassen können oder für die es keine allgemeine Impfempfehlung gibt - wie Schwangere oder Kinder und Jugendliche.

Diese Regelung sollte eigentlich bundesweit gelten. Doch nun will der Tübinger Oberbürgermeister Boris Plamer (Grüne) für seine Stadt eine Ausnahme. Nach Auskunft von Notärztin Lisa Federle, die mit ihrem Team das „Tübinger Modell“ bundesweit bekannt gemacht hatte, hat Palmer zustimmt, in Tübingen weiter kostenlose Schnelltests anzubieten.

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„Wir bekommen kein Geld von der Stadt, sondern finanzieren uns aus Spenden und dem Geld, das wir schon bekommen haben für die Tests“, sagte Federle. Besonders mit Blick auf die zu erwartenden Erkältungserkrankungen im Herbst und Winter - mit Halsweh, Husten und Schnupfen - müsse es ein niedrigschwelliges Test-Angebot geben, um dies von Corona unterscheiden zu können. Impfen sei zudem weiter wichtig.

Notärztin Lisa Federle steht in der Tübinger Innenstadt vor einer Corona-Schnelltest-Station.
Notärztin Lisa Federle steht in der Tübinger Innenstadt vor einer Corona-Schnelltest-Station. © dpa

Kostenlose Corona-Tests: Staat kann sie nicht weiter finanzieren

Auch der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne), hatte sich dafür ausgesprochen, Corona-Tests künftig in der Regel nicht mehr gratis anzubieten. So sagte Kretschmann der „Stuttgarter Zeitung“: „Auf Dauer wird die öffentliche Hand die Tests nicht finanzieren können. Das ist auch eine Frage von fairer Lastenverteilung, denn es gibt ja ein kostenfreies Impfangebot für alle.“

Die Bürgertests haben den Steuerzahler in diesem Jahr bereits mehr als 3,7 Milliarden Euro gekostet, wie aus einer Aufstellung des Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) hervorgeht. Pro Test zahlte der Bund bis Ende Juni bis zu 18 Euro (zwölf Euro für den Abstrich und sechs Euro für das Testkit; Ärzte erhielten eine Pauschale von 15 Euro). Seit 1. Juli wurden die Kosten auf 11,50 Euro reduziert, wie das BAS auf Anfrage von tagesschau.de mitteilte: Acht Euro für die Abnahme des Abstrichs und 3,50 Euro für den Test. Lesen Sie dazu: Wie teuer ist ein Corona-Test?

Laut dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz sollen ab Herbst für ungeimpfte und genesene Personen Corona-Tests in vielen Bereichen verpflichtend werden: Dazu zählen unter anderem Friseurbesuche und Theater- oder Restaurantbesuche. (bef/dpa)