Berlin. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen steht in der Kritik. Die Politikerin nahm den Privatjet – für einen denkbar kurzen Flug.

19 Minuten. So lange dauerte ein Flug von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen von Wien nach Bratislava – knapp 50 Kilometer. Die 63-Jährige steht wegen des Ultra-Kurzstreckenflugs im Privatjet nun in der Kritik. Der Generalsekretär des Europäischen Steuerzahlerbundes, Michael Jäger, bezeichnete die Reise von der Leyens in Zeiten des Klimawandels in der "Bild"-Zeitung als "ökologische Sünde". "Er kostete viel Steuergeld, viel Zeit für die Wege von und zu den Flughäfen und vor allem: viel Glaubwürdigkeit."

Laut Angaben der "Bild"-Zeitung verursachte der Flug rund 1130 Kilogramm CO2. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Jana Schimke ermahnte die frühere Verteidigungsministerin: "Wenn man Wandel will, dann muss man ihn auch vorleben. Ansonsten wird man unglaubwürdig." Mehr zu Thema: Von der Leyen verschärft Klimaziele – "Mindestens 55 Prozent"

Von der Leyen: Kritik in den sozialen Netzwerken

Auch in den sozialen Netzwerken stößt von der Leyens 19-Minuten-Flug auf Kritik. Bei Twitter etwa war am Donnerstagvormittag der Tenor, von der Leyen inszeniere sich selbst gerne als Klimaschützerin, während sie für kürzeste Strecken in den Privatjet steige.

Ein Sprecher der EU-Kommission rechtfertigte den Flug gegenüber der "Bild"-Zeitung: "Mit Abflug und Ankunft in Belgien waren es bei dieser Reise der Präsidentin sieben Länder in zwei Tagen. Alternativen wurden geprüft, doch es gab logistisch keine andere Möglichkeit". Noch am selben Abend sei von der Leyen mit dem Privatflugzeug nach Riga geflogen. "Hinzu kommt, dass es wegen Corona Bedenken gab, Linienflüge oder Züge zu nutzen".

Privatjet: Auch Boris Johnson unter Beschuss

Von der Leyen ist indes mit ihrer Vorliebe für Privatjets nicht allein. Auch der britische Premierminister Boris Johnson steigt offenbar gerne in die Maschinen ein – und muss sich dafür nun ebenfalls Kritik anhören. Wie der britische "Guardian" berichtet, nahm Johnson ein Privatflugzeug, um von der UN-Klimakonferenz COP26 zu einem Abendessen nach London zu fliegen. Die rund 640 Kilometer lange Strecke habe wegen "zeitlicher Einschränkungen" nicht mit dem Zug absolviert werden können, hieß es demnach aus dem Amtssitz des Premiers.

Anneliese Dodds, Vorsitzende der Labour-Partei warf Johnson "Heuchelei" vor. "Es macht den Anschein, dass es beim Handeln gegen die Klimakrise für Konservative andere Regeln gibt, als für den Rest der Welt", zitiert der "Guardian" die Politikerin.

(fmg/mit AFP)