Berlin. Deutschlands Außen- und Entwicklungspolitik soll die Gleichberechtigung verstärkt in den Blick nehmen. Warum das längst überfällig ist.

Die Welt ist in Aufruhr, nach dem russischen Überfall auf die Ukraine tobt in Europa ein erbarmungsloser Krieg. Wie nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gibt es eine Zäsur, die jeder spürt. „Zeitenwende“ nannte das Kanzler Olaf Scholz. Und es hat beste Chancen, in den internationalen Sprachgebrauch einzufließen.

Zeitenwende-Zeiten also, die überall spürbar sind – und die grün-roten Ministerinnen Annalena Baerbock und Svenja Schulze haben nichts Besseres zu tun, als die Außen- und Entwicklungspolitik feministisch auszurichten? Geht’s noch? Ja! Es geht, es muss sogar. Und wann, wenn nicht jetzt?

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„Feministische Außenpolitik“ – das löst Debatten aus

Gudrun Büscher
Gudrun Büscher © Reto Klar

Auch wenn der Begriff „feministische Außenpolitik“ immer wieder Debatten auslöst und auslösen wird, so transportiert er doch etwas Selbstverständliches, was leider aber nicht selbstverständlich ist. Es reicht ein Blick nach Afghanistan, wo die Frauen gerade wieder unter der Burka verschwinden, vom Studium ausgeschlossen werden, sich unsichtbar machen sollen.

Es reicht ein Blick in den Iran, wo die Frauen genug haben von der Bevormundung und der Unterdrückung durch die Mullahs und endlich frei, endlich sichtbar, endlich Mensch sein wollen. Selbstverständlichkeiten – oder? Sind es aber nicht.

Das Selbstverständliche muss selbstverständlich sein

Deutschland ist mit der Neuausrichtung spät dran – andere Länder sind längst weiter – und muss jetzt einiges tun, damit die feministische Außen- und Entwicklungspolitik nicht nur ein Etikett ist, das an zwei Ministerien klebt. Sie braucht messbare Ziele, Umsetzungspläne, Mut, Durchsetzungskraft und einen langen Atmen. Damit das Selbstverständliche irgendwann auch selbstverständlich ist.