Berlin. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert die Pipeline nach Wilhelmshaven als „völlig überdimensioniert“ und fürchtet um die Klimaziele.

Die Deutsche Umwelthilfe hat eine Einwendung erhoben gegen die Pipeline, die das geplante schwimmende LNG-Terminal in Wilhelmshaven mit dem deutschen Gas-Netz verbinden soll. In dem Dokument, das dieser Redaktion vorliegt, spricht sich die Umweltorganisation gegen die Pipeline in der aktuell geplanten Form aus und fordert den Stopp des Projekts.

Die DUH argumentiert, dass die laut Antragsunterlagen geplante Kapazität der Pipeline von rund 22 Mrd. Kubikmeter Gas pro Jahr deutlich über der Kapazität der schwimmenden Speicher- und Regasifizierungseinheit (“FSRU“) liegt, die dort installiert werden soll. Diese habe laut Herstellerangaben nur eine Kapazität von 7,5 Mrd. Kubikmeter pro Jahr. Die Umweltorganisation fürchtet deshalb, dass die Pipeline ausgelegt ist auf die Entstehung eines stationären Terminals mit größerer Kapazität, über das sehr viel mehr und für längere Zeit Gas bezogen würde, mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf das Klima.

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Gas-Versorgung: Deutsche Umwelthilfe fürchtet fossile Infrastruktur durch die Hintertür

„Diese Pipeline ist völlig überdimensioniert“, begründete DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner die Einwendung der Umweltorganisation. Es gehe offensichtlich nicht nur um eine kurzfristige und verständliche Krisenreaktion, sondern um die Schaffung von Fakten für eine massive und dauerhafte fossile Infrastruktur. „Diese Pipeline ist nicht für ein schwimmendes und temporäres Terminal ausgelegt, sondern für ein gigantisches landseitiges LNG-Terminal. Damit würden hohe CO2-Emissionen auf Jahrzehnte zementiert“, sagte Müller-Kraenner.

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Im Rahmen des laufenden Planfeststellungsverfahrens können Einwendungen gegen die Pläne der Behörden gemacht werden, die die Behörden dann prüfen müssen. Man appelliere mit der Einwendung an die „Vernunft“ der Genehmigungsbehörden, sagte Müller-Kraenner. „Diese überdimensionierten Planungen müssen sofort gestoppt und korrigiert werden. Wir möchten in jedem Fall verhindern, dass hier Fakten für neue fossile Projekte geschaffen werden, die auf Jahrzehnte unsere Klimaziele gefährden.“

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Die Bundesregierung will mit LNG die Abhängigkeit von Russland reduzieren

Die DUH hatte bereits gegen den Bau des schwimmenden Terminals selbst Widerspruch eingelegt. Die Bundesregierung und vor allem das Haus von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) treiben derzeit den Bau von LNG-Infrastruktur voran, um vor dem Hintergrund von Russlands Krieg gegen die Ukraine möglichst schnell unabhängig zu werden von russischem Gas. (tma)

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.