Berlin. Erdwärme spielte in Deutschland beim Heizen bislang kaum eine Rolle. Das Wirtschaftsministerium legt nun einen Plan für den Ausbau vor.

Die Wärme aus der Erde ist klimafreundlich, wetterunabhängig und kommt nicht über Pipelines. Trotzdem spielt Geothermie als Wärmequelle in Deutschland bislang eine untergeordnete Rolle. Das will das Wirtschaftsministerium jetzt ändern. Ein Eckpunktepapier, das dieser Redaktion vorliegt, zeigt, wie Wirtschaftsminister Robert Habeck die Nutzung von Erdwärme in Deutschland voranbringen will.

Das Ministerium des Grünen-Politikers hat dazu jetzt einen Konsultationsprozess angestoßen, mit allen, die beteiligt sein müssen, wenn Geothermie schnell ausgebaut werden soll – Ländern, Verbänden und Unternehmen etwa. Dabei soll es vor allem um die sogenannte mitteltiefe und tiefe Erdwärme gehen, also Verfahren, für die mehr als 400 Meter und bis zu 5000 Meter tief gebohrt wird.

Acht Punkte umfasst der Plan des Ministeriums. Unter anderem soll schnell die Datenlage verbessert werden: In einem Forschungsprojekt im Auftrag des Ministeriums sollen die Bundesanstalt für Geowissenschaften, das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik und die geologischen Landesämter eine Datenbank aufbauen, die „plausible, zugängliche und aufbereitete Informationen über das lokale geothermische Potenzial enthält“, wie es in dem Papier heißt.

Zwei Jahre sind dafür angesetzt, Anfang 2023 könnte es laut Wirtschaftsministerium die ersten Ergebnisse geben.

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Erdwärme: 100 vielversprechende Geothermie-Standorte sollen untersucht werden

Parallel dazu will der Bund eine Explorationskampagne starten. An mindestens 100 vielversprechenden Standorten soll vor Ort überprüft werden, wo eine Bohrung tatsächlich lohnt. Schon im kommenden Jahr sollen laut Ministerium die ersten Gebiete untersucht werden.

Wer Erdwärme nutzen will, kann dabei auch auf Fördergelder des Bundes zurückgreifen. Bis zu 40 Prozent der Investitionskosten können seit September über das Bundesprogramm für effiziente Wärmenetze übernommen werden – das betrifft zum Beispiel Kosten für Voruntersuchungen, die Bohrungen selbst oder Tiefbauarbeiten.

Auch die Nutzung in Unternehmen will das Ministerium stärker unterstützen: Über die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft soll künftig auch Geothermie als klimaneutrale Quelle für Prozesswärme gefördert werden. Möglich sein soll das über Investitionszuschüsse oder Kredite mit Tilgungszuschuss.

Habeck: Geothermie ist „wetterunabhängig, krisensicher und nahezu unerschöpflich“

Ähnlich wie bei Windkraft will das Wirtschaftsministerium außerdem dafür sorgen, dass Genehmigungsverfahren in Zukunft schneller ablaufen. Daran soll eine Steuerungsgruppe mehrere Ministerien arbeiten.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). © Getty Images | Maja Hitij

Bis 2030 soll die Hälfte der Wärme in Deutschland klimaneutral erzeugt werden. Geothermie soll dann einen erheblichen Anteil leisten. „Die Erdwärme steht uns ganzjährig und verlässlich zur Verfügung, sie ist wetterunabhängig, krisensicher und nahezu unerschöpflich“, sagte Wirtschaftsminister Habeck unserer Redaktion. Es sei deshalb richtig, ihre Nutzung in Deutschland weiter voranzubringen.

Sein Haus habe einen Vorschlag mit acht konkreten Punkten entwickelt, den man jetzt zur Konsultation stellen wolle. Darauf sollten konkrete Geothermie-Projekte aufbauen. „Die Nutzung der Erdwärme muss nach unserer Einschätzung konsequent zusammen gedacht werden mit dem Ausbau und der Dekarbonisierung der Wärmenetze“, sagte Habeck. „Denn beides ist gerade für Kommunen und bei der Entwicklung einer klimaneutralen Wärmeversorgung wichtig.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.