Berlin. Brutto gleich Netto: Ob der Inflation sollen Unternehmen ihre Mitarbeiter mit Sonderzahlungen helfen – frei von Abgaben und Steuern.

Die Bundesregierung dringt darauf, dass die Unternehmen ihren Mitarbeitern wegen der Inflation mit Sonderzahlungen helfen. Bei einer Höhe bis zu 3000 Euro würden sie von Sozialabgaben wie von Steuern befreit. Netto wäre gleich Brutto.

"Für uns ist das etwas, an dem man richtig merkt, wie sich dann alle unterhaken", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Vorstellung des Entlastungspakets. Sein Gefühl sei, "dass das auch in großem Umfang gemacht werden wird." Wenn er sich da nicht täuscht.

Denn: Der Bundesverband "Der Mittelstand" warnt, für viele Betriebe gehe es "wirklich an die Substanz". Verbandschef-Chef Markus Jerger sagte unserer Redaktion, viele würden kaum in der Lage sein, den Rahmen von 3000 Euro auszuschöpfen.

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Inflation: Wie Scholz die Tarifparteien treiben will

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger stellte klar, "über die Tarifpolitik entscheiden alleine die Tarifvertragsparteien selbst". Zudem verbiete es sich, "Druck für mögliche Nachverhandlungen aufzubauen für bereits abgeschlossene Tarifverträge“, sagte er unserer Redaktion. Auch der DGB klingt nicht gerade euphorisch.

DGB-Chefin Yasmin Fahimi sagte unserer Redaktion, die Gewerkschaften würden in ihren Lohnrunden klären, "wie am besten eine kurzfristige Reallohnsicherung und eine dauerhafte Lohnentwicklung sicherzustellen sind." Entscheidend bleibe die Bewertung wirtschaftlicher Lagen in den jeweiligen Branchen. Im Klartext: Keine einheitliche Lösung.

Plan gegen Inflation: Finanzministerium hält sich bedeckt

Das Finanzministerium räumte auf Anfrage unserer Redaktion ein, dass die Details der Steuerbefreiung ungeklärt seien: Ob sie einmalig ist und befristet wird, ob sie mit der Steuererklärung 2022 fällig wird – das Haus von Christian Lindner (FDP) möchte sich nicht festlegen.

Dulger wünschte sich eine Strategie, "die an der Ursache ansetzt". Trotzdem könne es für die anstehenden Tarifverhandlungen sinnvoll sein, Einmalzahlungen von Steuern und Abgaben zu befreien. "Dieser Effekt kann helfen, der realen Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale entgegenzuwirken."

Inflation: Kanzler erhofft sich millionenfach Zahlungen

Hier wird ein Interessengegensatz deutlich: Die Arbeitgeber hoffen, dass die Einmalzahlungen die Tarifabschlüsse dämpfen; und die Gewerkschaften, dass sie obendrauf kommen.

Scholz hatte Anfang Juli bei der so genannten Konzertierten Aktion die Sozialpartner dazu aufgerufen, "praxisnahe Lösungen" zu entwickeln. Nun hofft er, dass "flächendeckend millionenfach überall in Deutschland" solche Zahlungen geleistet werden.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.