Berlin. Mehr Menschen haben sich 2021 an die Beratungsstelle des Bamf gewandt. Die Machtübernahme der Taliban hatte darauf keinen Einfluss.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hat im zurückliegenden Jahr mehr als 220 islamistische Verdachtsfälle registriert. Das teilte das Bamf auf Anfrage unserer Redaktion mit. Mitarbeiter der Beratungsstelle „Radikalisierung“ des Bamf nahmen bis zum 22. Dezember demnach 224 Anrufe von Menschen entgegen, die eine islamistische Radikalisierung einer Person in ihrem Umfeld befürchteten.

Islamismus: Zahl der Verdachtsmeldungen nimmt wieder zu

Das sei erstmals seit längerer Zeit wieder ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, so das Bundesamt. Im Gesamtjahr 2020 seien es 189 Fälle gewesen.

Die Anrufe bei der Hotline kamen laut einem Bamf-Sprecher „gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt“. Ereignisse wie die Machtübernahme der islamistischen Taliban in Afghanistan hätten kaum zu einem erhöhten Aufkommen an Beratungen per Telefon geführt. Lesen Sie hier: Islamistischer Terroranschlag in Hamburg verhindert

Radikalisierung: Insgesamt 1200 Vermittlungen an Beratungsstellen

Seit Einrichtung der Beratungsstelle 2012 haben sich laut Bundesamt knapp 4900 Personen bei der Hotline gemeldet. Davon wurden rund 1200 Sachverhalte an Beratungsstellen vor Ort in den jeweiligen Bundesländern „zur weiteren Betreuung weitergeleitet“.

Bei der „Erstanlaufstelle“ können Menschen Rat suchen, deren Bekannte oder Familienangehörige mutmaßlich in die islamistische Szene abgerutscht sind. „Speziell ausgebildete“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hotline vermitteln auch Fälle an Beratungsstellen in den Bundesländern oder an lokale Selbsthilfegruppen.

Mehr zum Thema: Wie die Bundespolizei zur Abschiebebehörde werden soll