Berlin. Wie verbreitet sind radikale Positionen zum Klimaschutz? Eine neue Studie liefert Zahlen – der Autor findet diese „besorgniserregend“.

Kartoffelbrei in Museen, Klebeaktionen auf Straßen, Großdemonstrationen und Schuleschwänzen: Der Protest für mehr Klimaschutz hat in den vergangenen Jahren viele Formen angenommen, fast alle davon sind umstritten. Zeitweise nahm die Auseinandersetzung um die Art der Aktionen fast ebenso viel Raum ein wie die über das eigentliche Anliegen. Das Land diskutierte: Wo liegen die Grenzen des Protests, und wie radikal ist das, was da passiert?

Studie der KAS: Radikale Einstellungen in der Klimabewegung – so verbreitet sind sie

Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hat nun versucht, die Faktenbasis dieser Debatte durch eine repräsentative Befragung zu ergänzen – und kommt zu dem Schluss, dass radikale Einstellungen zum Klimaschutz in der Bevölkerung in Deutschland „auf niedrigem Niveau weit verbreitet“ sind.

Rund 5500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Telefonbefragung wurden unter anderem gefragt, wie sie zu der Aussage stehen „Im Kampf für den Klimaschutz reichen friedliche Mittel nicht aus“. Sieben Prozent der Befragten stimmten diesem Satz voll und ganz zu, weitere 12 Prozent gaben an, „eher“ zuzustimmen. Dabei gab es keine auffälligen Unterschiede zwischen Altersgruppen oder Geschlechtern. Feststellen ließ sich laut Studie allerdings, dass höhere formale Bildungsabschlüsse einhergingen mit einer geringeren Zustimmung.

NameKonrad-Adenauer-Stiftung
Gründung20. Dezember 1955, Bonn
Mitarbeiterzahl556 (Inland), 1.293 (weltweit)
GeschäftsführungMichael Thielen
BedeutungParteinahe Stiftung der CDU - führende in Think-Tank weltweit

Studie zu Klimaschutz erstaunt: So viele Befragte zeigen „Affinität zu radikalen Einstellungen“

Die sieben Prozent, die uneingeschränkt zustimmten, wurden in der Studie zusammengefasst als eine Gruppe mit „Affinität zu radikalen Einstellungen beim Klimaschutz“. „Wir sehen innerhalb der Gruppe, die dem zustimmt, auch tatsächlich eine etwas höhere Akzeptanz von Sachbeschädigung als im Schnitt der Bevölkerung“, sagte Autor Dominik Hirndorf. Während unter allen Befragten nur zwei Prozent Sachbeschädigung zur Durchsetzung von politischen Zielen für gerechtfertigt halten, lag dieser Wert in der Gruppe mit einer „Affinität zu radikalen Einstellungen“ bei neun Prozent.

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Gleichzeitig gebe es auch bei diesem Teil der Befragten eine „klare Ablehnung von Gewalt gegen Menschen“, sagt Hirndorf. Das deckt sich mit der Position prominenter Gruppierungen innerhalb der Klimabewegung selbst: So distanzieren sich unter anderem Fridays for Future und auch die Letzte Generation explizit von Gewalt gegen Personen.

Klimaaktivisten behindern auch einer Straße den Verkehr (Archivbild). Gewalt gegen Personen lehnt die Gruppe
Klimaaktivisten behindern auch einer Straße den Verkehr (Archivbild). Gewalt gegen Personen lehnt die Gruppe "Letzte Generation" aber ab. © Jörg Carstensen/dpa

Klimaschutz: Studie liefert Ergebnis – wie sich Klimaaktivsten von radikalen Gruppen unterscheiden

Auffällig laut Hirndorf außerdem: Selbst unter jenen, die friedliche Mittel nicht für ausreichend halten, gebe es kein Vertrauensdefizit gegenüber der Politik. „Diese Menschen lehnen das staatliche System nicht ab, sie vertrauen grundsätzlich darauf, dass die staatlichen Organe Lösungen finden“, sagt er. „Das unterscheidet sie deutlich von Menschen, die zum Beispiel dem rechtsextremen Spektrum angehören.“

Es sei deshalb wichtig, klar zu differenzieren zwischen Aktivismus, Extremismus und radikalen Einstellungen, sagt der Forscher. In der Klimabewegung würden bislang Formen des zivilen Ungehorsams überwiegen. Die leicht erhöhte Akzeptanz für Gewalt gegen Sachen finde er trotzdem „besorgniserregend“. Bei aller Differenzierung scheint es möglich zu sein, dass die Zahl derer, die auch nicht-friedliche Mittel befürworten, wächst.

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Die Studie ist laut KAS die erste Untersuchung, die die Verbreitung von radikalen Einstellungen zum Klimaschutz in der Gesamtbevölkerung untersucht. Man wolle die Entwicklung auch künftig verfolgen, sagt Hirndorf.