Erfurt. Die Thüringer wählen am 27. Oktober einen neuen Landtag. Parteien, Spitzenkandidaten, Umfragen: Was man jetzt wissen muss.

Thüringen ist das vierte und letzte Bundesland, das 2019 einen neuen Landtag wählt. Rund 1,8 Millionen wahlberechtigte Thüringer sind aufgerufen, über ein neues Parlament abzustimmen. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten.

Landtagswahl Thüringen: Wer wird gewählt?

Die Wahlberechtigten in Thüringen wählen einen neuen Landtag. In 44 Wahlkreisen treten die Kandidaten an. Mindestens 88 Politikerinnen und Politiker ziehen ins Parlament ein, 44 in den Wahlkreisen direkt gewählte und 44 von den Landeslisten, je nach Zahl der Stimmen. Die aktuellen Entwicklungen und die Ergebnisse lesen Sie in unserem Newsblog.

Wann ist der Termin für die Landtagswahl in Thüringen?

Thüringen wählt am Sonntag, 27. Oktober 2019. Die Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Wer nicht persönlich ins Wahllokal gehen kann, kann per Briefwahl abstimmen.

Wer regiert jetzt im Thüringer Landtag?

Zurzeit sind CDU, Die Linke, SPD, AfD und Bündnis 90/Die Grünen im Erfurter Parlament vertreten. Auch vier fraktionslose Abgeordnete sitzen im thüringischen Landtag.

Thüringen bildete nach der Landtagswahl 2014 die erste rot-rot-grüne Koalition eines Bundeslandes. Ministerpräsident ist der Linken-Politiker Bodo Ramelow.

Das sind die Ergebnisse der Landtagswahl Thüringen 2014:

  • CDU 33,5 Prozent
  • Die Linke 28,2 Prozent
  • SPD 12,4 Prozent
  • AfD 10,6 Prozent
  • Bündnis 90/Die Grünen 5,7 Prozent
  • NPD 3,6 Prozent
  • FDP 2,5 Prozent
  • Freie Wähler 1,7 Prozent
  • Sonstige 1,9 Prozent

Welche Parteien treten zur Landtagswahl Thüringen an?

Diese 18 Parteien wurden zugelassen:

  • CDU
  • Die Linke
  • SPD
  • AfD
  • Bündnis90/Die Grünen
  • NPD
  • FDP
  • Piraten
  • Die Partei
  • KPD
  • Tierschutz hier!
  • Bündnis Grundeinkommen – BGE
  • Demokratie Direkt! Thüringen – Die Direkte!
  • Die blaue Partei Thüringen - Blaue #TeamPetry Thüringen
  • Graue Panther
  • MLPD
  • Ökologisch-Demokratische Partei – ÖDP
  • Partei für Gesundheitsforschung

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Was sagen die Umfragen für die Landtagswahl Thüringen aus?

Zehn Tage vor der Thüringer Landtagswahl festigt die Linke in den Umfragen ihre Spitzenposition. Laut einer Erhebung von Infratest dimap für die ARD liegt die größte Regierungspartei bei 29 Prozent. Sie verbesserte sich im Vergleich zu September um einen Punkt. Bei einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-Politbarometer landete die Linke ebenfalls als stärkste Partei bei 27 Prozent.

Hinter ihr liegen die CDU und die AfD bei Infratest dimap gleichauf bei 24 Prozent. Bei der Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen erreichte die CDU - die vor fünf Jahren aus der Regierung fiel, aber die größte Landtagsfraktion stellt - 26 Prozent. Die AfD landete bei der Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen bei 20 Prozent.

Die beiden Regierungsparteien SPD und Grüne kommen in beiden Umfragen nicht über die Marke von zehn Prozent. Die SPD kam auf 8 bis 9 Prozent, die Grünen auf 7 bis 8 Prozent. Die FDP, die seit 2014 nicht im Landtag ist, schwankt zwischen 4 und 5 Prozent.

Landtagswahl Thüringen: Wer sind die Kandidaten?

Seit Dezember 2014 ist Bodo Ramelow Ministerpräsident. Der 63-Jährige war der erste Linke-Politiker, der Regierungschef eines Bundeslandes wurde. Er tritt auch bei der Landtagswahl 2019 in Thüringen wieder als Spitzenkandidat für die Partei Die Linke an.

CDU-Spitzenkandidat Mike Mohring will seine Partei wieder zur stärksten Kraft im Freistaat machen. Der 47-Jährige ist seit 2008 Fraktionsvorsitzender der CDU im Dresdner Parlament und seit 2013 Landeschef der CDU Thüringen.

Mohring machte im Januar 2019 öffentlich, dass er an Krebs erkrankt war. Im Juni 2019 gab er bekannt, wieder gesund zu sein. Im ZDF-Talk bei Markus Lanz sagte Mike Mohring: „Ich wollte ja leben.“

Wolfgang Tiefensee, Thüringer Wirtschafts- und Wissenschaftsminister, ist der Spitzenkandidat der Sozialdemokraten. Der frühere Oberbürgermeister von Leipzig und Ex-Bundesverkehrsminister ist Vorsitzender der SPD in Thüringen.

Für die AfD ist Björn Höcke als Spitzenkandidat im Rennen. Der 47 Jahre alte Lehrer führt die AfD Thüringen und die AfD-Fraktion im Erfurter Landtag an. Höcke ist einer der Gründer der rechten AfD-Strömung „Der Flügel“.

TV-Talk: „Illner“: Hat die AfD Ostdeutschland erst sichtbar gemacht?

Spitzenkandidaten der Grünen sind Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund und der Grünen-Fraktionschef Dirk Adams. Gegen den Grünen-Chef Robert Habeck wurde in Zusammenhang mit der Landtagswahl in den sozialen Netzwerken eine Morddrohung ausgesprochen.

Auch gegen Mike Mohring gab es eine Moddrohung – die Polizei ermittelt deswegen. Auch Dirk Adams von den Grünen erhielt selbst Drohschreiben. Laut Beobachtern zeigt der Fall Mohring eine bedrohliche Entwicklung.

Bei der – rein theoretischen – Frage, wen sie zum Ministerpräsidenten wählen würden, wenn es die Direktwahl gäbe, würden sich laut der jüngsten Umfrage 41 Prozent der Thüringer für eine Wiederwahl von Bodo Ramelow entscheiden (plus 2 Punkte). 15 Prozent würden für CDU-Landeschef Mike Mohring stimmen (minus 2 Punkte). Björn Höcke bekäme 8 Prozent der Stimmen (minus 1 Punkt).

Welche Koalitionen sind nach der Landtagswahl in Thüringen möglich?

Nach der jüngsten Umfrage hätte die aktuelle Koalition von Rot-Rot-Grün eine rechnerische Mehrheit. Da die Stimmen für die FDP und sonstige Kleinparteien, die es nicht in den Landtag schafften, bei der Berechnung der Sitze keine Rolle spielten, reichten die gemeinsamen 46 Prozent für eine knappe Mehrheit der Parlamentssitze. Auch 2014 waren Linke, SPD und Grüne gemeinsam nur auf 46,3 Prozent gekommen.

Hintergrund: AfD und Linke – Wird der Osten in Zukunft unregierbar?

Gibt es einen Wahl-O-Mat zur Landtagswahl Thüringen?

Die Bundeszentrale für politische Bildung bietet auch für die Landtagswahl in Thüringen einen „Wahl-O-Mat“ als Entscheidungshilfe an. Interessierte beantworten dabei Fragen zu unterschiedlichen Politikfeldern und Landesthemen und erhalten dann eine Entscheidungshilfe für die Wahl. Beim Wahl-O-Mat für Thüringen werden 38 Fragen gestellt, die die Nutzer im Nachgang noch gewichten können

Landtagswahl Thüringen: Ab wann kann Briefwahl beantragt werden?

Wer wählen darf, kann auch per Briefwahl abstimmen. Für die Landtagswahl Thüringen kann die Briefwahl seit dem 16. September beantragt werden. Wähler können bei ihrer Stadt- oder Gemeindeverwaltung einen Wahlschein beantragen, persönlich oder schriftlich. Wer für einen Angehörigen Briefwahlunterlagen beantragen möchte, muss eine schriftliche Vollmacht vorlegen. Telefonisch können diese Anträge nicht gestellt werden.

Die jeweilige Stadt- oder Gemeindeverwaltung schickt die Wahlunterlagen per Post an die Adresse des Wählers oder der Wählerin. Wer möchte, kann sie auch persönlich abholen – oder etwa an eine Urlaubsadresse schicken lassen.

Der späteste Termin für einen Briefwahl-Antrag ist in der Regel der Freitag vor Wahlbeginn, in diesem Fall also der 25. Oktober, 18 Uhr. Nur in Ausnahmefällen wie einer plötzlichen Erkrankung können die Briefwahlunterlagen noch später beantragt werden.

Das enthalten die Unterlagen für die Briefwahl:

  • Wahlschein
  • Amtlicher Stimmzettel
  • Amtlicher Stimmzettelumschlag (blau)
  • Amtlicher Wahlbriefumschlag (rot)
  • Merkblatt mit Erläuterungen

Wer ist bei der Landtagswahl in Thüringen wahlberechtigt?

Wahlberechtigt sind alle Bürgerinnen und Bürger, die die deutsche Staatsangehörigkeit haben, seit mindestens drei Monaten ihren Hauptwohnsitz in Thüringen haben, 18 Jahre oder älter sind und ihr Wahlrecht nicht durch einen Richterspruch verloren haben. Das kann zum Beispiel passieren, wenn jemand verurteilt wird wegen Hochverrats, Landesverrats, Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen oder Wahlbehinderung.

In Thüringen sind rund 1,8 Millionen Bürgerinnen und Bürger wahlberechtigt.

Noch bevor die Thüringer zur Wahl aufgerufen sind, wählen Sachsen und Brandenburg neue Landtage. Was man zur Landtagswahl in Brandenburg wissen muss, lesen Sie hier. Von der Bundeszentrale für politische Bildung gibt es für Brandenburg einen „Wahl-O-Mat“, der Unentschlossenen bei der Entscheidungsfindung helfen soll. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Landtagswahl in Sachsen lesen Sie hier. Auch für Sachsen gibt es einen „Wahl-O-Mat“.

(moi/deb/dpa)