Berlin. Der Staat hat im Kampf gegen Geldwäsche lange versagt. Deutschland wächst zum Paradies für organisierte Kriminelle, meint unser Autor.

Die Krise kostet Geld. Horrende Summen. Jede und jeder merkt das im Portemonnaie: Gas, Nudeln, Sprit – alles wird teurer. Milliarden investiert der Staat in der Pandemie in Hilfspakete, und auch jetzt im Kampf gegen hohe Energiepreise. Im Budget des Staates klaffen Löcher, Ressorts müssen sparen.

Doch eine riesige Einnahmequelle lässt der Staat ungenutzt: 100 Milliarden Euro, so legen es Schätzungen nahe, werden jedes Jahr in Deutschland illegal gewaschen. Geld aus kriminellen Geschäften. Deutschland ist längst zum Paradies für Geldwäsche geworden: Bargeldzahlungen sind problemlos möglich, auch bei großen Summen etwa in der Baubranche. Und: Die deutsche Politik hat den Kampf gegen Geldwäsche jahrelang verschlafen.

Lindner will ein Bundeskriminalamt für Finanzverbrechen

Christian Unger, Politik-Korrespondent
Christian Unger, Politik-Korrespondent © Reto Klar | Reto Klar

Debattiert wird immer wieder groß über „kriminelle Clans“, manchmal auch über „kriminelle Asylbewerber“. Diese Themen sind wichtig. Aber geht der Blick nur in diese Richtung, verzerrt das die tatsächliche Lage in Deutschland. Gewaltdelikte sind seit Jahren rückgängig, deutsche Straßen werden sicherer. Die Kriminalität aber wächst im Schatten dieser Sicherheit.

Internationale organisierte Kartelle waschen Milliarden aus Drogengeschäften, aus Waffenhandel oder Betrugskriminalität. Im Kampf gegen diese Mafia-Gruppen kapitulierten erst die Landesämter, dann der Zoll. Jetzt will Lindner ein Bundeskriminalamt für Finanzverbrechen schaffen.

Genau das ist richtig: Nur zentral, mit viel Personal und vor allem kriminalistischer Expertise lassen sich aufwendige Ermittlungen im Geldwäsche-Sektor in den Griff bekommen. Wer profitiert: der Staat – mit etlichen Mehreinnahmen. Und am Ende auch der stark belastete Bürger.

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.