Berlin. Die USA und Deutschland liefern Patriot-Raketensysteme an die Ukraine. Was kann das System – und wofür braucht es Kiew jetzt besonders?

  • Die Ukraine bekommt vom Westen Patriot-Raketenbatterien
  • Sie dienen zu Abwehr von Flugzeugen und Raketen
  • Lesen Sie hier, was das System auszeichnet

Russlands Raketenterror im Ukraine-Krieg verlangt nach einer Antwort: Patriot. Es ist eines der leistungsfähigsten Flugabwehrsysteme. Mit ihrer Lieferung stellen die USA und Deutschland quasi Waffengleichheit her.

Die Amerikaner hatten das System schon im Dezember zugesagt. Anfang Januar schloss sich die Bundesregierung ihrem Partner an. Was kann das System? Die wichtigsten Fragen.

Was spricht für, was gegen die Lieferung?

Sollte eine Patriot-Rakete, etwa versehentlich, russisches Gebiet treffen, könnte es zu einer Eskalation führen. Deswegen haben beide Staaten lange gezögert. Hinzu kommt, dass das System aufwendig und teuer ist. Beide Staaten müssen an ihre Bestände herangehen. Die USA sollen noch 15 Batterien haben, die Bundeswehr nur wenige. Es wird deswegen seit Langem diskutiert, die Raketen amerikanischer Bauart künftig in Bayern zu produzieren. Am Ende gaben wohl zwei Argumente den Ausschlag für die Lieferung.

Erstens die unaufhörlichen Angriffe der Russen auf die Infrastruktur der Ukraine. Zweitens der Verdacht, dass der Iran Kremlchef Wladimir Putin mit weitreichenden Raketen aushelfen wird – Patriot ist eine Antwort darauf. Das System ist allerdings weder ein "Gamechanger" noch kurzfristig eine Hilfe.

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Es wird dauern, bis die Patriot-Batterie transportiert, einsatzbereit und vor allem die Ausbildung ukrainischen Soldaten abgeschlossen ist. Es ist eher eine Frage von Monaten als von Wochen. Lesen Sie auch: Ukraine-Krieg: Warum Russland Kamikaze-Drohnen einsetzt

Wozu hat Deutschland gerade jetzt gehandelt?

Patriot ist ein Flugabwehrsystem – das Paradebeispiel für eine Defensivwaffe. Das passt zur politischen Orientierung der Ampel-Koalition. Hinzu kommt, dass im Frühjahr mit einer neuen russischen Offensive zu rechnen ist, nach Einschätzung des ukrainische Geheimdienstes spätestens im März. Zur Abwehr könnte "Patriot" gerade rechtzeitig kommen. Deutschland wie USA reagieren nach eigenen Angaben auf den "dringenden Bedarf der Ukraine".

Was genau ist Patriot, was kann das System leisten?

Patriot ist eine Abkürzung. Sie steht für Phased Array Tracking Radar to Intercept on Target. Es besteht aus einem Radar, einem Leitstand und einem Raketenwerfer. Ein weiteres Fahrzeug produziert den benötigten Strom. Die Startstation sieht aus wie ein Lastwagen mit bis zu vier Behältern.

Bis zu 16 Raketen können geladen werden. Da die einzelnen Komponenten auf mehrere Fahrzeuge verteilt sind, ist das System zum einen hochmobil und zum anderen nicht mit einem Schlag auszuschalten. Ortet das Radarsystem ein feindliches Flugobjekt, erhalten die zwei Soldatinnen oder Soldaten im Feuerleitstand eine Bedrohungsanalyse und können die Raketen abfeuern.

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Das System arbeitet automatisch; der Mensch kann aber eingreifen. Patriot ist seit Jahrzehnten und inzwischen in 18 Staaten im Einsatz. Das System hat sich in den zwei Golfkriegen bewährt.

Wie wird die Ukraine mit dem Patriot-System gestärkt?

Das System kann ballistische Raketen, Marschflugkörper, Flugzeuge und Drohnen abschießen. Die Reichweite hängt davon ab, mit welchen Raketen die Amerikaner Patriot liefern werden. Im besten Fall redet man über rund 150 Kilometer.

Es ist aber ökonomisch unklug, vier Millionen Dollar teure Raketen gegen Drohnen einzusetzen. Letztlich ergänzt Patriot die Luftabwehr, die bereits aus vielen anderen Komponenten besteht wie die norwegische Nasams, die deutsche Iris-T-System oder die französischen Crotales.

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