Berlin. Die radikal-islamischen Taliban haben die Rechte von Frauen in Afghanistan weiter eingeschränkt. Sie dürfen nur noch ihre Augen zeigen.

Taliban-Führer Hibatullah Achundsada hat Frauen in Afghanistan angewiesen, in der Öffentlichkeit eine Burka zu tragen. Sie sollten die Ganzkörperverhüllung tragen, "wie es traditionell und respektvoll ist", sagte Achundsada am Samstag in einem Erlass. "Jene Frauen, die nicht zu alt oder zu jung sind, müssen gemäß den Scharia-Richtlinien ihr Gesicht mit Ausnahme der Augen bedecken", heißt es weiter.

Auf diese Weise sollten "Provokationen" in der Begegnung mit Männern vermieden werden, die keine engen Verwandten sind. Es handelt sich um die bisher strengste Einschränkung des Lebens der afghanischen Frauen, seit die Taliban im August letzten Jahres wieder an die Macht gekommen sind.

Eine Burka bedeckt auch die Augen der Trägerin mit einer Art Stoffgitter. Vorgeschrieben war bereits der Hidschab, ein Kopftuch, das das Gesicht freilässt. Vor allem in ländlichen Gebieten trugen jedoch bereits viele Frauen in dem zutiefst konservativ und patriarchalisch geprägten Land die Ganzkörperbedeckung. Frauen sollten zudem "besser zuhause bleiben", wenn sie keine wichtige Angelegenheit außer Haus zu erledigen hätten. Lesen Sie hier: Taliban-Vormarsch – Der Westen ist in Afghanistan gescheitert

Taliban hatte eine gemäßigte Regierung versprochen

Damals hatten die Taliban eine gemäßigte Regierung versprochen. In den letzten Monaten wurden jedoch viele Freiheiten der Frauen stark eingeschränkt. Zehntausende Frauen die für die Regierung arbeiteten, verloren ihre Arbeit. Außerdem dürfen Frauen das Land nur noch in Begleitung eines männlichen Verwandten verlassen.

Di e Rechte von Frauen und Mädchen werden in Afghanistan immer weiter eingeschränkt. So dürfen Mädchen aktuell nicht mehr die weiterführende Schule besuchen.
Di e Rechte von Frauen und Mädchen werden in Afghanistan immer weiter eingeschränkt. So dürfen Mädchen aktuell nicht mehr die weiterführende Schule besuchen.

Im März waren mutige Frauen und Mädchen auf die Straße gegangen um gegen den Ausschluss von Mädchen aus weiterführenden Schulen, ab der 7. Klasse, zu demonstrieren. Die Schulen waren für Mädchen zunächst geöffnet und nach wenigen Stunden wieder geschlossen worden. Schon während des Taliban-Regimes in den 1990-er Jahren durften Mädchen nicht zur Schule gehen. Lesen Sie auch: Frauen in Afghanistan: So groß ist ihre Angst vor den

Unter Taliban: Kinderehen sollen zugenommen haben

Die UN, die EU und zahlreiche Organisationen und Länder haben die Entscheidung scharf kritisiert. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen forderte das Islamische Emirat auf, allen Mädchen in Afghanistan den Schulbesuch zu ermöglichen. Lesen Sie hier: Neue Katastrophe bahnt sich an - Taliban wirbt um Hilfe

Auch die Zahl der Kinderehen soll sich im land verschärft haben. Laut dem Kinderhilfswerk Unicef war schon vor der Machtübernahme der Taliban eines von vier Mädchen unter 18 Jahren verheiratet, in absoluten Zahlen rund 3,9 Millionen. Seit dem Machtwechsel im August höre man aber von steigenden Zahlen an Kinderbräuten, so die Organisation im April. (fmg/ mit afp)