Washington Der Journalist Brent Renaud wurde in der Ukraine von russischen Soldaten erschossen. Er ist das erste US-Medien-Opfer dieses Krieges.
Der preisgekrönte US-Dokumentations-Filmemacher Brent Renaud ist tot. Erschossen offenbar von russischen Soldaten in einem Vorort von Kiew. So berichtet es der örtliche Polizeichef Andrej Nebytow. Die PBS-Reporterin Jane Ferguson bestätigte die Tragödie. Sie sah die Leiche Renauds unter einer Decke. „Die ukrainischen Ärzte konnten nichts mehr für ihn tun.” Der 51-Jährige ist das erste amerikanische Journalisten-Opfer des Krieges, der für Medienvertreter zunehmend lebensgefährlich wird.
Über die genauen Hintergründe seines Todes in der Ukraine gibt es bisher nur rudimentäre Informationen. Danach war Renaud mit einem Kollegen, dem Filmemacher Juan Arredondo, der einen Beinschuss abbekam, in dem seit Tagen schwer umkämpften Irpin unterwegs. Arredondo, in diesem Moment nicht wissend um den Tod seines Kollegen, gab im Krankenhaus in einem Video-Interview zu Protokoll, dass man gemeinsam zu Filmaufnahmen von Flüchtlingen an einer Brücke in Irpin gewesen sei.
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Renaud trug einen alten Presse-Ausweis der „New York Times” mit sich, war aber, wie die Zeitung mitteilte, nicht eigens in ihrem Auftrag im Kriegsgebiet. „Wir sind tief traurig, vom Tod von Brent Renaud zu hören. Brent war ein talentierter Filmemacher, der über Jahre für die New York Times gearbeitet hat, zuletzt 2015.” Wie Kollegen vor Ort berichteten, arbeitete Brent Renaud an einer Dokumentation über Kriegsflüchtlinge.
Ukraine: Erfahrener Kriegsreporter von Russen ermordet
Renaud soll durch einen Schuss in den Nacken getroffen worden sein, der aus russischen Stellungen kam. Das Duo war nach ersten Medienberichten in einem Auto unterwegs, das ein ukrainischer Zivilist gesteuert haben soll, als das Feuer eröffnet wurde.
Der deutsche Journalist Paul Ronzheimer veröffentlichte ein Video bei Twitter, welches die Evakuierung von Renauds verletztem Kollegen Arredondo zeigen soll.
Renaud war extrem krisenerprobt und kriegserfahren. Der aus Little Rock im Bundesstaat Arkansas stammende Autor, Foto-und Film-Journalist hat – meist mit seinem Bruder Craig – im Irak gearbeitet, in Afghanistan, Pakistan, Kambodscha und an anderen Brandherden dieser Erde. Erdbeben-Katastrophen in Haiti waren ebenso sein Thema wie die Gewalt der Drogen-Kartelle in Mexiko, die Banden-Kriminalität in Chicago oder die politischen Verwerfungen in Ägypten und Libyen.
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Brent Renaud: Ein preisgekrönter Journalist
Für seine Arbeit wurde der an der Columbia Universität in New York ausgebildete Renaud, der Mitglied des prestigeträchtigen „Niemand Journalism Fellow”-Programms der Harvard Universität war, mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten „Peabody Award”.
Seine Filme wurden auf Sendern wie HBO, PBS und dem Discovery Channel ausgestrahlt. Zu den eindrücklichsten Werken gehört die TV-Serie „Off to war”. In ihr zeigen die Renaud-Brüder, wie Mitglieder der Nationalgarde ihrer Heimatstadt Little Rock für den Kriegseinsatz im Irak vorbereitet werden. In einer seiner jüngsten Produktionen, „Meth Storm”, tauchte Renaud tief in die Drogen-Krise seines Heimatbundesstaates Arkansas ein.
Ukraine: USA will Konsequenzen für Journalisten-Mord
Jake Sullivan, der Nationale Sicherheitsberater von Präsident Joe Biden, nannte den Tod Renauds „schockierend” und „schrecklich”. Russland attackiere Zivilisten, Spitäler, Kirchen und Journalisten. Gemeinsam mit der Regierung in Kiew, so Sullivan, werde man umgehend über „angemessene Konsequenzen” sprechen.
Renaud ist das erste prominente US-Medien-Opfer im Krieg Russlands gegen die Ukraine. Zuvor wurde ein ukrainischer Kameramann getötet, als ein Fernsehturm unter Feuer genommen wurde. Mehrere Journalisten des Sender Sky News kamen mit dem Leben davon, als sie in der vergangenen Woche beschossen wurden. Viele Zeitungen und Sender weltweit haben ihre Korrespondenten in den vergangenen Tagen teilweise aus dem Kriegsgebiet abgezogen.
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Dieser Artikel erschien zuerst auf www.waz.de.