Jena. Rassismus sei die mit Abstand häufigste Form der in Jena gemeldeten Diskriminierungs-Vorfälle. Darum geht es in der Kampagne.

Die Stadt Jena stellt sich gegen jede Form von Rassismus, Anfeindung, Beleidigung oder Ausgrenzung. Dies wird nun mit der Kampagne #JenaSchauHin untermauert. Dies sei eine von vielen Maßnahmen im Rahmen eines Zehn-Punkte-Aktionsplans, heißt es in einer Mitteilung.

Jena ist Teil der European Coalition of Cities Against Racism, kurz ECCAR. Das beschloss der Stadtrat im Juni 2020.

„Obwohl unsere Stadtgesellschaft sich immer wieder zu Vielfalt, Fortschritt, Wachstum und Miteinander bekennt, ist Rassismus die mit Abstand häufigste Form der in Jena gemeldeten Diskriminierungs-Vorfälle“, sagt Kathrin Bajohr vom Büro für Migration und Integration, wo im Juli 2021 die erste kommunale Antidiskriminierungsstelle in Thüringen eingerichtet wurde.

Rassistische Vorfälle in Jena werden wiedergegeben

Die Motive der aktuellen Kampagne basierten auf exemplarisch ausgewählten rassistisch motivierter Benachteiligungen und Anfeindungen, die Menschen in Jena erleben mussten. Die Fotocollagen zeigten nicht die tatsächlich Betroffenen, aber die Vorfälle – ob in der Ausbildung, beim Einkaufen oder bei der Wohnungssuche. Sie sind auf der Kampagnen-Webseite https://www.jenaschauhin.de zu sehen.

„Wir fordern dazu auf, Rassismus zu erkennen, zu benennen und sich dagegen zu wehren“, sagt Bajohr, die im Namen aller Aktionsbeteiligten spreche. Betroffene könnten sich an die Antidiskriminierungsstelle wenden.

So hoch ist der Migrationsanteil

17,3 Prozent der Jenaer Bevölkerung haben nach Angaben der Stadt eine Migrationsgeschichte. Seit 2011 (8,3 Prozent) sei das eine Verdoppelung.

Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche sagte: „Jena steht für Weltoffenheit und Vielfalt. Unser breites Engagement gegen Rassismus und Diskriminierung, die starke Jenaer Zivilgesellschaft, die sich auch beim Runden Tisch für Demokratie einbringt, und nicht zuletzt unsere Aufarbeitung mit unserer NSU-Vergangenheit waren Anlass genug, Jena in die Städtekoalition gegen Rassismus aufzunehmen. Der Beitritt ist uns weiterhin Ansporn, für Themen von Alltagsrassismus zu sensibilisieren und aufzuklären. Denn für uns ist klar: In Jena gibt es keinen Platz für Rassismus und Ausgrenzung.“

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Sichtbar werde die Kampagne über Plakate und Banner in der Stadt und in sozialen Medien. Mitarbeiter der Stadtverwaltung würden geschult und Betroffene bestärkt. Interessierte könnten sich Materialien zum Ausdrucken für eigene Veranstaltungen von der Webseite herunterladen. Träger, die selbst Veranstaltungen zum Thema Antirassismus planen, können diese melden, so dass sie auf den Kampagnenwebseiten erscheinen.

Nach der jetzt gestarteten ersten Phase der Kampagne soll sich rund um das Gedenken an Enver Şimşek im September eine zweite Phase anschließen.