Gesellschaftlicher Wandel im Spiegel der Formen von Teller und Tasse: neue Ausstellung zum Burgau-Porzellan im Stadtmuseum Jena von Dezember an.

Zum Beispiel der Tod der Kaffeekanne! – Klingt bissel kriminell, ist aber nutzungstraditionell nachvollziehbar. Wer nutzt heute in Zeiten des Kaffeeautomaten schon noch die gute alte Kanne? Den gesellschaftlichen Veränderungen im Spiegel des Porzellans wird man demnächst sehr schön nachspüren können: Das Stadtmuseum zeigt von Mitte Dezember an eine Ausstellung mit den Kreationen der von 1901 bis 1929 betriebenen Burgauer Porzellanmanufaktur, die der Kaufmann Ferdinand Selle gegründet hatte. Kuratorin Birgitt Hellmann hat sich seit vielen Jahren um die Sammlung dieses Porzellans verdient gemacht, und sie konnte am Freitag vermelden, dass in Burgau einst 609 Formteile entwickelt worden sind – die nun „so gut wie alle“ in der neuen Schau gezeigt werden können. Freilich speist sich diese Vollständigkeit nicht nur aus dem Museumsbestand, sondern auch aus Leihgaben. Stolz zeigte Birgitt Hellmann ein Leihgabe-Service, das Baushaus-Vorvater Henry van de Velde entworfen hat. Selles Manufaktur und deren Entwürfen wohnte offenkundig der Zeitgeist inne. Kein Wunder also, dass Henry van de Velde 1902 als künstlerische Berater des Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach über die Manufaktur so urteilte: „Sie ist meines Wissens die erste Fabrik, deren Betrieb einzig auf die Fabrikation von Gegenständen im modernen Stil gerichtet ist.“