Thorsten Büker über die modernen Visitenkarten der Stadt am Westbahnhof.

Mehr Hightech geht fast gar nicht: Sie fallen aus dem Westbahnhof, der ähnlich antiquiert wirkt wie Omas Nachttischchen mit Glasplatte und Häkeldeckchen, und erblicken sofort diesen wunderbaren Ort für kleine und große Geschäfte: eine Toilette, 2017 eingeweiht, für 176.000 Euro. Weil die Bahn mit dem Geschäft kein Geschäft machen wollte, sprang der Kommunalservice Jena ein. Den Nutzern gefällt’s: Fünf Sterne bei einer Rezension im Internet.

Und wenige Schritte weiter die nächste Attraktion: Der Schnell-Lade-Terminal am Vorplatz des Westbahnhofes. Die Stadt will den Ankommenden zeigen, wie modern Jena ist. Und sie klingt auch so modern, denn die Busse sind mit einem Pantografen ausgestattet, um an der Ladehaube Strom tanken zu können. Das Wort muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Pantograf. Die Griechen! Der Olymp ist nah. In Jena hört die Welt göttliche Zukunftsmusik.

Ich frage mich nur, was nach dem im vergangenen Jahr angekündigten städtebaulichen Wettbewerb für den Westbahnhof passiert. Dabei soll nämlich auch die Frage geklärt werden, ob der Haupteingang nicht an die westliche Seite der Bahngleise zu verlegen sei. Und dann?