Neustadt. Die Registrierungsaktion zugunsten des an Leukämie erkrankten Neustädters Enrico Henninger war ein großer Erfolg

Es gibt sie noch, die Bereitschaft zu helfen. ­Eindrücklich wurde das am Wochenende von zahlreichen Menschen in Neustadt bewiesen, die am Samstag aus der ganzen Region ins Autohaus Müller im Gewerbegebiet Molbitz gekommen waren, um sich an der von einer sechsköpfigen Initiativgruppe und der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) organisierten Stammzellenspender-Registrierung zugunsten des an Leukämie erkrankten Enrico Henninger zu beteiligen.

Einer der diesen Schritt und sogar den folgenden bereits ­hinter sich hat, ist Maik Bergner aus Oppurg. Der 41-Jährige hatte 2010 an der Typisierungsaktion, die bei Enrico Henningers erster Leukämieerkrankung organisiert worden war, teilgenommen. Sieben Jahre später klingelte das Telefon, am anderen Ende eine Ärztin vom ­Institut für Transfusionsmedizin Suhl, bei dem er sich damals bei der Blutspende hatte registrieren lassen. „Sie sagte mir, dass ich in Frage komme und wollte wissen, ob ich immer noch bereit bin zu spenden“, erzählte Maik Bergner. Er war. Seine Erfahrungen als Stammzellenspender teilte er am Samstag. „Die meisten wollen wissen, wie das Ganze abgelaufen ist“, sagte der 41-Jährige und erklärte ­immer wieder geduldig den Ablauf. Nachdem er umfassend darüber informiert worden war, was bei einer Spende zu tun wäre und auch seine Fragen beantwortet waren, ging es für ihn nach Dessau. Dort fanden entsprechende Voruntersuchungen statt. „Ich wurde mit einem großen Paket wieder nach Hause geschickt“, erinnert sich der 41-Jährige. Darin befanden sich Medikamente, mit denen er sich auf die folgende Spende vorbereiten musste.

Stammzellenspender-Registrierung zugunsten von Enrico Henniger in Neustadt.
Stammzellenspender-Registrierung zugunsten von Enrico Henniger in Neustadt. © Theresa Wahl

Es gibt zwei mögliche Verfahren: Stammzellen können entweder aus dem Beckenknochen gewonnen oder aus dem Blut gefiltert werden. In 80 Prozent der Fälle kommt das zweite Verfahren, die periphere Stammzellenspende, zur Anwendung. Bei dieser bekommt der Spender fünf Tage ein Medikament gespritzt, das der Körper bei Infektionen selbst ausschüttet. Dieses sorgt dafür, dass mehr Stammzellen produziert werden und ins Blut gelangen. Der Spender wird schließlich, ähnlich wie bei einer Dialyse, für mehrere Stunden an ein Gerät angeschlossen, das die Stammzellen aus dem Blut filtert. Mit Hilfe dieses Verfahrens spendete auch Maik Bergner. „Bei mir hat die Entnahme etwa drei Stunden gedauert, sie kann aber bis zu fünf Stunden dauern“, berichtete er. Beschwerden habe er keine gehabt, lediglich grippeähnliche Symptome seien nach dem Spritzen des Medikaments aufgetreten.

Nach zwei Jahren ist es möglich, zu erfragen, wen die Spende erreicht hat. Maik Bergner hat das getan. „Ich weiß, dass der Empfänger männlich und deutsch ist, mehr allerdings nicht“, sagte er. Für ihn sei allerdings nicht entscheidend, wem er genau geholfen, sondern das er geholfen habe. „Es ist eine Erfahrung, die ich jederzeit wieder machen würde“, gab er mit auf den Weg.

Eine Erfahrung, die in Zukunft auch für Carolin Possner aus Ranis möglich werden könnte. Sie war durch facebook und Plakate auf die Aktion aufmerksam geworden. „Ich habe vor zwei, drei Jahren Angehörige durch Krebs verloren. Als ich davon mitbekommen habe, habe ich sofort gesagt, ich mache das heute“, erklärte die 30-Jährige. Nachdem Hans Kiesbauer einen Vortrag, bei dem ein Spender und Empfänger an seiner Schule über ihre Erfahrungen mit der Stammzellenspende berichteten, wollte er sich registrieren lassen. „Ich war aber damals drei Monate zu jung“, erzählte der Neustädter. Als er von dem Aufruf zugunsten von Enrico Henniger hörte, mit dem seine Eltern befreundet sind, stand für den mittlerweile 18-Jährigen fest, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und dieses Mal das Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Viele weitere nutzten an diesem Tag die Möglichkeit, sich zu beteiligen. Bereits nach zwei Stunden konnten 329 Registrierungen verzeichnet werden. „Ich finde gar nicht die richtigen Worte. Ich bin sehr überwältigt“, zeigte sich Enrico Henninger, der es sich trotz seines geschwächten Körpers nicht nehmen ließ, vor Ort zu sein, ob des großen Zuspruchs gerührt.

Dieser Zulauf sollte auch bis zum Ende der Aktion nicht abreißen. Nach vier Stunden standen stolze 614 Registrierungen zu Buche. „Wir sind sehr zufrieden. Das ist ein super Ergebnis. Durchschnittlich beteiligen sich an so einem Tag 300 bis 400 Menschen“, freute sich Schirmherr Christian Herrgott, konnte dieses Zahl doch deutlich überschritten werden.

Auch dank der rund 80 Helfer und vieler weiterer Unterstützer, die für einen reibungslosen Ablauf sorgten. „Die Aktion war ein großer Erfolg. Jetzt hoffen wir, dass für Enrico oder einen anderen ­Patienten ein möglicher Spender dabei ist“, so Christian Herrgott.

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