Triptis. Die Geschichte hinter der Meldung: Eine aufmerksame Marktleiterin in Triptis verhindert, dass eine Rentnerin kriminellen Anrufern aufsitzt.

Nur selten verstecken sich hinter Polizeimeldungen à la „Enkeltrick“, „Telefon­betrug“ oder „Gewinnversprechen“ auch einmal gute Nachrichten. Aber diese Geschichte ist da eine Ausnahme. Hier geht es um Wachsamkeit, Verantwortung und Gemeinschafts­gefühl. Denn in Triptis hat eine aufmerksame Supermarkt-Leiterin in dieser Woche verhindert, dass Trickbetrüger einer ­Seniorin einen Teil des Ersparten abnehmen. Im Zentrum dieses Vorfalls stehen ein krimineller Anruf, eine Betrugsmasche mittels Guthabenkarten und das rechtzeitige Einschreiten von Mitmenschen und der Polizei.

In der kurzen Polizeimeldungvom Donnerstag heißt es dazu einleitend: „Betrüger versuchten durch ein Gewinnspielversprechen einer Rentnerin das Geld aus der Tasche zu ziehen.“ Vor Ort im Nahkauf-Markt in Triptis berichtet Marktleiterin Petra Müller, wie sich das Ganze genau zugetragen hat: „Die nette Dame ist eine Stammkundin. Sie kam am Dienstagvormittag in den Markt und bat gleich eine Mitarbeiterin darum, mich persönlich sprechen zu können.“ Dann habe sie ihr einen Zettel mit Notizen eines Telefon­gesprächs gezeigt und erklärt, sie müsse nun im Wert von 900 Euro Gutscheinkarten kaufen, dann würde sie einen Gewinn von 49.000 Euro erhalten.

Anzeige aufgenommen

Bei Petra Müller schrillten sofort sprichwörtlich die Alarmglocken. „Um Gottes Willen, machen sie das bloß nicht“, habe sie ihr geantwortet. Sie würde nichts gewinnen, sondern nur die 900 Euro verlieren. Müller erklärte der 79-Jährigen die Tricks der Telefonbetrüger und, dass solche Maschen weit verbreitet seien. Ein Anrufer verspreche einen großen Gewinn, es bedürfe aber noch der Zahlung einer Gebühr oder eines Teilnahmebeitrags, dann könne das Geld ausgezahlt, der Preis verschickt werden. Alles Lüge. In diesem Fall hätte die Frau die Seriennummern der aufgeladenen Gutscheinkarten per Telefon übermittelt und das Geld ­wäre auf Nimmerwiedersehen verschwunden.

Die Sache ließ Müller keine ­Ruhe und am nächsten Tag, als die Frau wieder ins Geschäft in Triptis kam, nahm die Inhaberin sie noch einmal zur Seite und überzeugte sie, doch zur Polizei zu gehen. „Wir machen eine Anzeige.“ Die Seniorin habe das zunächst abgewiesen, die ganze Situation sei ihr unangenehm gewesen. „Doch wir kennen uns, sie hat Vertrauen zu mir“, berichtet Müller weiter. Nach dem Mittagessen sei die Frau mit ihren Notizen zu den Angaben der Anrufer zurückgekommen und man habe sich zusammen bei einem Kaffee hingesetzt. Gegen 13.30 Uhr traf die Polizei vor Ort ein.

Die Telefonnummer der betrügerischen Anrufer weise nach ersten Erkenntnissen wohl ins Ruhrgebiet, hieß es in der Folge. Eine Anzeige wegen versuchten Betruges wurde von den Beamten aufgenommen. Die 79-Jährige war erschüttert und habe gesagt, der Anrufer sei so nett gewesen. Die Polizei habe ihr erläutert, dass solche Täter immer so seien, weil sie schließlich etwas von ihr wollten.

Alte Leute abzuzocken ist erbärmlich

Petra Müller vermutet, die Betrüger schauten im Telefonbuch besonders nach Vornamen, die ein bestimmtes Alter vermuten lassen, um sich potenzielle Opfer auszusuchen. „Alte Leute werden abgezockt. Ich finde das erbärmlich“, wird sie deutlich. Sie habe das auch schon in der eigenen Familie erlebt und sei deshalb besonders wachsam. „Man macht das einfach nicht.“ Sie betont, wie wichtig es sei, die alten Menschen im eigenen Umfeld zu schützen. Nachbarn, Mitmenschen oder eben wie in diesem Fall Kunden und Mitarbeiter müssten aufeinander Acht geben. „Was bringt mir der Umsatz von 900 Euro, wenn ich am Ende nicht schlafen kann“, unterstreicht Petra Müller.

Es gebe da so viele Betrugs­maschen und ihrer Ansicht nach könne die Rentnerin stolz darauf sein, mit der Hilfe anderer nicht diesen Betrügern aufgesessen zu sein.

Die Masche mit den Guthabenkarten ist der Polizei bekannt. Mittlerweile seien viele Menschen hinsichtlich Telefonbetrügereien sensibilisiert, vor allem Bankangestellte und Verkäufer würden bei großen Abbuchungen oder Einkäufen von Senioren aufpassen und nachfragen. „Wir hoffen, das wird auch beibehalten“, sagte gestern etwa Heidi Sonnenschmidt von der Polizei in Saalfeld.

Die Polizei warnt

Immer wieder meldet die Polizei Fälle von Trickbetrügern, die es besonders auf ältere Menschen und deren Vermögen abgesehen haben. Oft kommen dabei die verschiedensten Maschen zum Einsatz.

Gewinnversprechen am Telefon sind eine der häufigsten Varianten: „Die Zahl der Strafanzeigen wegen telefonischer Gewinnofferten sind seit 2010 bundesweit kontinuierlich gestiegen. In Einzelfällen sind Schadenssummen im fünfstelligen Eurobereich entstanden“, heißt es etwa auf der Info-Seite der Polizei unter: www.polizei-beratung.de