Pößneck. Die übrigen Buchskulpturen sollen ab Herbst neu grundiert und neugestaltet werden

Das Pößnecker Stadtbild schmücken seit 2008 mehrere Buchskulpturen. Der Pößneck attraktiver e. V. hatte sie seinerzeit organisiert und gestalten lassen. Nun hat an den bunten Stadt­möbeln nicht nur der Wechsel der Jahreszeiten seine Spuren hinterlassen, sondern auch Vandalismus. Gegen die überdimensionalen Kunststoffbücher ist immer wieder mal getreten worden, man hat Taschenmesser daran ausprobiert und Zigaretten ausgedrückt.

Dieser Tage hat nun die mehrmals angekündigte Erneuerung dieser Stadtverschönerungs­elemente begonnen. Am Viehmarkt, gleich neben dem Lehrlingswohnheim, wo ein solches Buch einen neuen dauerhaften Standort erhalten hat, sind Michelle Ammereller, Naemi Hubich und Lewin Stauß jeden Vormittag ein paar Stunden mit Pinsel und Farbe am Werk.

Die drei Neunzehnjährigen sind Bundesfreiwilligendienstler im Pößnecker Freizeitzen­trum und die Neugestaltung der Buchskulptur könnte man eine Abschlussarbeit nennen. Denn im August verabschieden sie sich teils nach einem rund zehnmonatigen, teils nach einem knapp einjährigen Einsatz für die Allgemeinheit.

„Wir haben uns wirklich gefreut, als wir gefragt wurden, ob wir das machen wollen, das ist eine coole Sache“, sagt Naemi Hubich. Nachdem sich grob die Ideen gefunden hatten, ging‘s frisch ans Werk. Leitmotiv der Gemeinschaftarbeit sei der Gedanke des Mit­einanders, des Zusammenhalts, des Zusammenstehens der Menschen egal welcher Hautfarbe, so die jungen Kreativen. „Wir wollten etwas Motivierendes schaffen“, sagt Lewin Stauß, der auf dem Buchrücken mit dem Pinsel ein kleines Porträt von Che Guevara herausbildet. Auf den Innenseiten des aufgeschlagenen Buches soll für das Miteinander in verschiedenen Sprachen geworben werden, vielleicht wird da auch der Name der Stadt in anderen als den lateinischen Schriftzeichen verewigt. Anspruch der Jugendlichen sei, Pößneck etwas Bleibendes zu hinterlassen, gibt Michelle Ammereller zu verstehen.

Wie reagieren denn Passanten auf das Tun? Manche Leute würden nicht sehr freundlich schauen, insgesamt seien die Reaktionen aber positiv, berichten die drei ehemaligen Gymnasiasten am Weißen Turm. Eine Dame würde mittlerweile täglich vorbeischauen, um den Fortschritt zu beobachten.

Die Neugestaltung der Buchskulptur passe gut zu ihren bisherigen Aufgaben, geben die drei Bundesfreiwilligendienstler zu verstehen. „Wir waren Mädchen für alles, im positiven Sinne, und das war in Ordnung so“, sagt Lewin Stauß. So hätten sie auch im Freizeitzentrum Flächen neugestaltet, außerdem beispielsweise Ferienprogramme ausgearbeitet und umgesetzt oder einfach Kinder auf Ausflügen betreut. Für die beiden jungen Frauen sei der Dienst eine gute Vorbereitung auf die Ausbildung, die sie in wenigen Wochen aufnehmen wollen, Michelle Ammereller und Naemi Hubich streben nämlich den Erzieher-Beruf an. Lewin Stauß überlegt indes, Handwerk mit sozialer Arbeit zu verbinden.

Die drei Jugendlichen können den Bundesfreiwilligendienst übrigens nur empfehlen. Nach einer intensiven Zeit mit dem Abitur als Höhepunkt helfe ein solches Zwischenjahr nicht nur der Selbstfindung, vielmehr mache man wichtige Erfahrungen, ja es entwickele sich wieder so richtig die „Lust auf Lernen“, wie es Naemi Hubich im Allgemeinen zu verstehen gibt. Im Besonderen sei das Freizeitzen­trum ein Glücksgriff gewesen. „Wir sind ganz oft gefragt und in Entscheidungen eingebunden worden“, sagt Michelle Ammereller. „Wir sind nicht wie billige Arbeitskräfte behandelt worden“, resümiert Lewin Stauß.

Was ist mit den übrigen der ursprünglich rund einem Dutzend Buchskulpturen auf Pößnecker Straßen und Plätzen? Was noch nicht wegen irreparabler Beschädigung entsorgt wurde, soll ab Herbst neu grundiert und neugestaltet werden, gibt Alf-H. Borchardt, Vorsitzender des Vereines Pößneck attraktiver, zu verstehen. Man werde wieder die einheimischen Schulen zur Mitwirkung aufrufen. Gern könnten sich aber auch Künstler, Vereine oder Einrichtungen bei ihm melden.