Saale-Holzland-Kreis. Saale-Holzland-Kreis: Warum der Verein Wendepunkt Menschen auf die Medizinisch-Psychologische-Untersuchung (MPU) vorbereitet. Ein Erfolgsbericht.

  • Maik Bügel aus Stadtroda erzählt von seiner Suchterkrankung und dem erfolgreichen Weg zurück zum Führerschein
  • Der Verein Wendepunkt bietet eine MPU-Vorbereitung an
  • Im vergangenen Jahr nutzen das Angebot 30 Personen

Heike Adler strahlt: „Ich bin stolz auf Sie“, sagt die Suchtberaterin. Klient Maik Bügel aus Stadtroda hat am Tisch in ihrem Büro Platz genommen und erzählt von seiner erfolgreich bestandenen MPU-Prüfung. Im November 2010 hatte er seinen Führerschein wegen des Konsums von Alkohol verloren. 2019 sei er schließlich zum ersten Mal zum Wendepunkt gegangen, mit dem gefassten Entschluss, sein Leben verändern zu wollen. „Am 15. März 2020 habe ich komplett mit Alkohol und Drogen aufgehört“, sagt Maik Bügel. Damals habe er einen kalten Entzug gemacht.

Maik Bügel aus Stadtroda: „Ich habe alles beim ersten Mal bestanden“

Auf seinem Weg zurück zum Führerschein bewältigte er ein halbes Jahr mit vorbereitenden Gesprächen, eineinhalb Jahre Therapie sowie das sogenannte trockene Jahr. Über einen Zeitraum von 13 Jahren habe er insgesamt keinen Führerschein gehabt. Nun hat Maik Bügel nicht nur den Pkw-Führerschein zurückerlangt, sondern darf sich auch wieder hinter das Steuer eines Lkw setzen. „Ich habe alles beim ersten Mal bestanden“, sagt Maik Bügel. Den Führerschein zurückzubekommen, sei auf seinem Weg aus der Abhängigkeit eine große Motivation für ihn gewesen. „Ich war früher Lkw-Fahrer“, erklärt Bügel. Durch seine Suchterkrankung habe er einst alles verloren. Besonders an die Angstpsychosen könne er sich noch deutlich erinnern. „Ich gehe damit offen um“, sagt er mit Blick auf seine Vergangenheit.

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„Alles beginnt mit einem Informationsgespräch“, erklärt Heike Adler von der Suchtberatungsstelle Wendepunkt in Eisenberg mit Blick auf die vom Verein angebotene MPU-Vorbereitung. Unter einer MPU, einer Medizinisch-Psychologische-Untersuchung, wird die Begutachtung der Fahreignung eines Kraftfahrers bezeichnet. Das Angebot der MPU-Vorbereitung richtet sich an alle, die mit Alkohol oder anderen Drogen im Straßenverkehr aufgefallen sind oder bereits ein negatives Gutachten erhalten haben. Viele der Klienten wurden von der Polizei angehalten, wissen, dass sie den Führerschein verlieren werden, sind jedoch im Unklaren darüber, wie es dann weitergeht, weiß Suchtberaterin Judith Völlmer. Das Infogespräch zu nutzen, sei wichtig, lautet ihr Appell. „Die Führerscheinstelle klärt nicht auf“, sagt Völlmer. Die Sachstände seien jedoch ganz individuell und es könnten Zeit und Kosten gespart werden, nutzt man das Angebot zur Beratung. „Manchmal ist der Umweg über den Wendepunkt der kürzere Weg“, sagt Heike Adler.

30 Betroffene haben 2023 die MPU-Vorbereitung beim Wendepunkt in Anspruch genommen

Die Suchtberatungsstelle vom Verein Wendepunkt stellt sich Betroffenen zur Seite, bereitet die aktuelle Situation auf und erarbeitet individuelle Strategien. Im Rahmen des kostenpflichtigen Angebotes der MPU-Vorbereitung werden so Sachfragen, wie zum Beispiel, juristische Hintergründe oder Fragen zu Alkohol und Drogen geklärt. Zudem wird sich mit der Entwicklung einer angemessenen Einstellung der Person befasst. „Die Gespräche werden als Einzelsitzungen in einem vertrauten Rahmen unter den aktuellen Datenschutzrichtlinien angeboten“, lassen Judith Völlmer und Heike Adler wissen. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Vereins insgesamt 30 Betroffene auf die MPU vorbereitet. „Wer sich wirklich verändert hat, der muss eigentlich nur seine Lebensgeschichte erzählen und besteht die MPU“, sagt Judith Völlmer.

Was sich im vergangenen Jahr mit Blick auf die MPU geändert habe? „Seit Januar 2023 wurden neue Begutachtungskriterien der MPU auf den Weg gebracht“, heißt es seitens Wendepunkt. Bis Juli hatte demnach noch eine Übergangsfrist gegolten. Ab Anfang Juli vergangenen Jahres müssen die neuen Kriterien nun flächendeckend von den Begutachtungsstellen für Fahreignung umgesetzt werden. Dies verschärfe die Anforderungen an das Bestehen der MPU. In manchen Bereichen seien jedoch auch Vereinfachungen erfolgt.