Gröben. Gröben bei Stadtroda: Feierliche Atmosphäre in der Dorfkirche. Die Osterkerze spendet Licht und trägt es weiter. Doch der Höhepunkt steht noch bevor.

Das Besondere an einer Taufe in der Osternacht sei, „dass sie zum höchsten christlichen Fest vorgenommen wird“, sagt Pfarrer Stephan Elsässer aus Schlöben. „Ostern ist der Glaube an die Überwindung des Todes. Ein Täufling wird in dieser Nacht in eine Gemeinschaft mit großer Hoffnung getauft.“ Am Karsamstagabend taufte Elsässer die kleine Felina Maria Schwarz aus Trockhausen in der Gröbener Kirche.

Kalt ist es an diesem späten Abend im evangelischen Gotteshaus, das seit vergangenem Jahr neue Fenster hat und laut Pfarrer Elsässer über eine der ältesten Glasmalereien in Thüringen verfügt. Die spärliche Beleuchtung verbreitet eine sehr feierliche Atmosphäre. Noch sind einige Handgriffe zu erledigen. Das neue Geschirr einer Hermsdorfer Töpferin muss fürs Abendmahl vorbereitet werden. Später werden die Kirchenbesucher daraus Wein oder Saft trinken. Eben trifft Kreiskantor Every Zabel mit seinem E-Piano ein. Er ist heute für die musikalische Begleitung verantwortlich.

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Karfreitag ist im kirchlichen Sinne ein Tag der Trauer, weil des Sterbens von Jesus am Kreuz gedacht wird. Pfarrer Elsässer erinnert sich: „Früher kam im Radio immer langsame oder getragene Musik, es wurde ein anderes Programm als an normalen Tagen gesendet.“ Welche Bedeutung hat der Tag nach Karfreitag – der Karsamstag? „Das ist ein ruhiger Tag zum Innehalten und Schmücken“, erklärt der Pfarrer.

Feierliche Atmosphäre in der Gröbener Kirche.  
Feierliche Atmosphäre in der Gröbener Kirche.   © Funke Medien Thüringen | Jana Scheiding

Draußen vor der Kirche verbrennt Holz in einer Feuerschale. „Daran entzünden wir nachher die Osterkerze“, sagt Elsässer. In der dunklen Kirche wird das Licht per Handkerze an die Besucher weitergegeben. Kurz vor 22 Uhr treffen die ersten Kirchgänger ein. Manche haben ihre eigenen reich verzierten Osterkerzen mitgebracht. Das elektrische Licht bleibt ausgeschaltet. „Wir haben Angst vor der Dunkelheit“, predigt der Pfarrer. „Doch wenn ein Licht brennt, wächst in uns die Hoffnung.“

Pfarrer Elsässer tauft Felina Maria im Beisein ihrer Eltern und Taufpaten: von links Frederic und Susi Schwarz, Fritz Neumann und Nadine Lucas. 
Pfarrer Elsässer tauft Felina Maria im Beisein ihrer Eltern und Taufpaten: von links Frederic und Susi Schwarz, Fritz Neumann und Nadine Lucas.  © Funke Medien Thüringen | Jana Scheiding

Der Höhepunkt der Osternacht ist die Taufe der am 20. November 2023 geborenen Felina Maria Schwarz. Im weißen Taufkleidchen mit pinkfarbener Schleife ist das kleine Mädchen allerbester Laune. „Das Taufkleid ist von der Uroma“, sagt Mama Susi stolz. Pfarrer Elsässer gehört schon fast zur Familie. „Er taufte meinen Bruder und mich auf den Tag genau vor 22 Jahren“, erzählt Frederic Schwarz, Felinas Vater.

Pfarrer gehört schon zur Familie

Auch Sohn Luca wurde vor elf Jahren von Stephan Elsässer getauft. Da liegt es nahe, dass er auch die Eheleute Schwarz traute. Heute geht es um Felina Maria. Sie wird gesegnet mit dem Zeichen des Kreuzes, das im Christentum als dreifaches Symbol gilt: für Jesus Christus, für sein Leiden und Sterben, seine Auferstehung und damit für den Glauben. „Du sollst niemals eingeengt oder von Ideologien eingezwängt werden“, gibt der Pfarrer Felina mit auf den Lebensweg.

Warum lassen Eltern ihre Kinder taufen? „Der Glaube vermittelt uns Sicherheit, er ist ein stabiler Grundstein fürs Leben. Für uns war er immer ein guter Rückhalt“, sagt Frederic Schwarz, der einen Monat Elternzeit für seine Tochter genommen hat. Und Ehefrau Susi, die mit Felina ein Jahr zu Hause bleiben wird, ergänzt: „Der Glaube zeigt uns, dass es immer noch einen Funken Hoffnung in der Welt gibt. Für uns bedeutet er Gemeinschaft und gibt uns das Gefühl, nicht allein zu sein.“

Information: Ostern ist für Christen noch nicht vorbei. Fälschlich wird der Samstag nach Karfreitag Ostersamstag genannt. Tatsächlich heißt er Karsamstag. In der christlichen Tradition ist Ostersamstag der Samstag nach Ostern vor dem Weißen Sonntag, dem zweiten Sonntag des Osterfestes (dieses Jahr 7. April).