Saale-Holzland: Ist Kunsthandwerk eigentlich noch gefragt?
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Von Jana Scheiding
Bollberg/Zeitzgrund. Zeitzgrund: Ostermarkt in der Papiermühle. Am Rost staut sich der Verkehr, die Stände sind weniger gut besucht. Das sagen Händler.
Das Osterwochenende nutzten viele Menschen, um im Zeitzgrund zu wandern und mit den Kindern Ostereier zu suchen. Der Naturhof Papiermühle hatte zum Ostermarkt mit Bastelstrecke, Kulturprogramm und Ständen eingeladen. Während sich Ostersonntag die Besucher am Bratwurstrost tummelten, blieb es an den Ständen übersichtlich. Kein Interesse oder nur der falsche Tag? Wir hörten uns unter Händlern um.
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Vom Mittelalter zum Steampunk
Freiherr von Bienitz und Gattin Stella aus dem Raum Leipzig hatten den Naturhof vom Abcampen in guter Erinnerung. Doch diesmal ist das Besucherinteresse am Fantasiethema Steampunk verhalten. „Gestern stand hier die Gulaschkanone, da hatten wir einiges zu tun“, erzählt Stella von Bienitz, während ihr Mann mit seiner selbstgebauten „Motilus“ – einem Nachbau von Kapitän Nemos „Nautilus“ – Kinder bespaßt.
Früher hing das Paar an Mittelalter und Wikingerzeit. „Auf Märkten entdeckten wir den Steampunk für uns, weil er keiner Zeit untergeordnet ist“, sagt die Freifrau. Daheim baut Gatte Mo so oft es geht an der Zeitmaschine. Die Besonderheit am Stand? „Unser veganer Hirsch“, antwortet er. „Seine Augen sollten eigentlich unsere Kellertreppe ausleuchten, doch sie blendeten zu sehr.“
Mit der Rostlaube auf Zeitreise
In unmittelbarer Nachbarschaft hat Claudia Karoff aus Leipzig ihre „Rostlaube“ aufgestellt: ein in Rostoptik gestrichener Campinganhänger – inklusive Zugmaschine auf dem Hof ein absoluter Hingucker. Die junge Frau im Hasenkostüm betreut die Bastelstrecke. „Gestern hatte ich kaum Zeit für eine Pause, heute ist eher Schau-Tag“, sagt sie und lacht.
Jäger und Sammler der Neuzeit
Am Stand von Marco Reinhardt aus Weißenfels grünt und blüht es. Statt Kunsthandwerk bietet er aus Wildkräutern gemixte Smoothies an und hat regen Zulauf. Dass Menschen in dieser Jahreszeit unbedingt Erdbeeren von sonstwoher essen wollen, kann er nicht verstehen. „Ich gehöre zu den Jägern und Sammlern essbarer Wildpflanzen aus der Region“, sagt der naturverbundene Mann mit heimischem Bauernhof. Kinder gehören eher weniger zu seinen Kräuterkunden. Für sie verwandelt er sich in einen Ritter. „Gemeinsam wandeln wir dann auf den Spuren alter Sagen.“
Eulen aus Kahla stark gefragt
„Und ob Handarbeit gefragt ist“, sagt Christel Burggold aus Kahla und präsentiert ihre schönsten handgefertigten Tiere. Besonders die Eulen seien der Renner. Als Saisonware zu Ostern hat sie Überraschungseier umhäkelt, die als Mitbringsel gern gekauft werden. „Ich handarbeite seit 1999 und habe das ganze Jahr zu tun“, sagt die Frau hinter den liebevoll arrangierten Stofftieren. Zu Weihnachten seien ihre gestrickten Socken wie warme Semmeln weggegangen. „Ich hatte je zehn Paar Strümpfe in fünfzehn verschiedenen Größen gestrickt und nicht ein einziges Paar übrig.“
Zurück zum Individuellen
Gefilzte Mohnblumen, liebevoll gestaltete Karten, Naturprodukte und -materialien zur Herstellung von Kränzen, Wolle und vieles mehr bietet der Hofladen der Papiermühle, liebevoll arrangiert von Antje Merk und Marie-Luise Lange. Weil die Produkte so gut nachgefragt sind, soll der Laden demnächst regelmäßig sonntags öffnen. „Die Menschen schätzen wieder das Individuelle“, hat Kollegin Antje Merk festgestellt. Letztlich sei das die Intention der Hofbetreiber: „Die Freude am kreativen Handwerk hier zu vereinen.“
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