Lehesten. IG Metall will Druck machen bei den stockenden Verhandlungen für den ersten Tarifvertrag des Elektronikunternehmens in Lehesten

Mit einem Warnstreik erhöht die IG Metall den Druck auf die SUMIDA Lehesten GmbH bei den stockenden Verhandlungen für den ersten Tarifvertrag: Am heutigen Montag, 6. Mai kommt es ab 14 Uhr zu einer 90-minütigen Arbeitsniederlegung. Vor dem Werkstor sei eine Kundgebung geplant, heißt es in einer am Sonntag verbreiteten Mitteilung der Gewerkschaft.

„Aktuell ist der Betrieb noch nicht tarifgebunden – so geht es nicht weiter! Nach zwei Gesprächsrunden ohne Ergebnis ist die Geduld unserer Kolleginnen und Kollegen überstrapaziert: Jetzt ist die Zeit, endlich den ersten Tarifvertrag für den Betrieb abzuschließen! Unsere Hauptforderung ist die Anerkennung der Flächentarifverträge der Metall- und Elektroindustrie in Thüringen,“ so Gewerkschaftssekretär Christian Hellfritzsch von der IG Metall Gera.

Blick auf das Firmengelände der SUMIDA Lehesten GmbH. Am Montag gab es hier einen Warnstreik geben.
Blick auf das Firmengelände der SUMIDA Lehesten GmbH. Am Montag gab es hier einen Warnstreik geben. © Sumida | Sumida

Im Stammwerk in Bayern gilt Flächentarifvertrag

„Mit der Warnstreikaktion unterstreichen wir die Entschlossenheit, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Die Kolleginnen und Kollegen wollen für ihre erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre endlich angemessen entlohnt werden. Besonders stört alle, dass im Stammwerk in Bayern selbstverständlich der Flächentarifvertrag gilt und Lohnerhöhungen entsprechend gezahlt werden. Das wollen wir – im 34. Jahr der Deutschen Einheit – auch in Thüringen,“ wird Hellfritzsch zitiert.

Die IG Metall hatte den Arbeitgeber bereits Ende November 2023 zu Verhandlungen aufgefordert. Nach zwei ergebnislosen Runden im Januar und Ende April liegt immer noch kein verhandlungsfähiges Angebot vor.

Über 70 Streikende machen ihrem Unmut Luft

Die Streikenden der Früh- und Spätschicht vor dem Hauptgebäude
Die Streikenden der Früh- und Spätschicht vor dem Hauptgebäude © Funkemedien | Henry Bechtoldt

„Eigentlich wäre heute der dritte Verhandlungstag gewesen, der wurde aber schon letzte Woche auf den 23. Mai verschoben worden.“ informiert der Gewerkschafter. Hellfritzsch skizziert dann die Hauptforderungen, wie die Einführung eines Flächentarifvertrages, der umfasst u.a. festes Urlaubs- und Weihnachtsgeld für alle, sowie die Einführung von gestaffelten Entgeltgruppen. Zudem wird eine Lohnerhöhung rückwirkend zum 01. Januar 2024, analog wie im Stammwerk Erlau bei Passau in Bayern gefordert.

Die Streikenden verfolgen die Ansprache des Gewerkschafters
Die Streikenden verfolgen die Ansprache des Gewerkschafters © Funkemedien | Henry Bechtoldt

Ohrenbetäubender Lärm mit Trillerpfeifen kam auf, als der Gewerkschafter der IG Metall über das Angebot der Arbeitgeberseite informiert: 20 Cent pro Stunde oder alternativ 28 Cent pro Stunde (unter Streichung der freiwilligen Leistungen wie Kindergartenzuschuss, Obstkörbe u. ä). Laut Christian Hellfritzsch entsprechen die 20 Cent einer Lohnerhöhung von ca. 34 Euro. Zu Kompromissen bereit, erwarten die Verhandlungsführer von IG Metall und der Tarifkommission ein verhandlungsfähiges Angebot, betont Hellfritzsch. Auch verweist er darauf, dass die Ostthüringer Landkreise bundesweit das geringste Lohnniveau aufweisen. Es gab bereits mehrere kleinere Aktionen, die letzte am 13. März vorm Werkstor, erinnerte Hellfritzsch.

Gewerkschaftssekretär Christian Hellfritzsch
Gewerkschaftssekretär Christian Hellfritzsch © Funkemedien | Henry Bechtoldt

Zum Abschluss seiner Ansprache fordert der Gewerkschafter die rund 70 anwesenden Streikenden auf: „… ihr müsst kämpfen, dem Arbeitgeber zeigen, dass es ernst gemeint ist!“

Ein halbes Jahrhundert Branchenerfahrung

Die SUMIDA Lehesten GmbH gehört der weltweit tätigen SUMIDA CORPORATION mit Sitz in Japan. Das Tochterunternehmen in Lehesten zählt mit ca. 250 Mitarbeitern zu den größeren Unternehmen der Region und ist stolz auf ein halbes Jahrhundert Branchenerfahrung im Bereich Elektronikfertigung. Das Werk ist spezialisiert auf EMS-Dienstleistungen (Electronic Manufacturing Services). Zu dem Kundenstamm gehören Auftraggeber aus den Bereichen Automobil, Medizin, Industrie, Mess- und Prüftechnik, Kommunikation und Consumer-Markt.

Die IG Metall Gera und Jena-Saalfeld vertritt über 14.000 Mitglieder in Ostthüringen. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Fragen der Arbeitswelt in den Bereichen Metall- und Elektroindustrie, Textilindustrie, textile Dienste, Holz- und Kunststoffindustrie sowie den dazugehörigen Handwerken.

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