Thomas Spanier über spontane Gewaltexzesse.

Es war lange Zeit ruhig um die Gemeinschaftsunterkunft in Rudolstadt. Keine Messerstechereien mehr, kein unnötiges Auslösen der Brandmeldeanlage, kaum Polizeieinsätze. Das kann daran gelegen haben, dass Corona auch das Leben in einer Gemeinschaftsunterkunft heruntergefahren hat, an der veränderten Bewohnerstruktur mit einem größeren Anteil an Familien, an der engagierten Sozialarbeit, die hier von Haupt- und Ehrenamtlichen Tag für Tag geleistet wird, oder auch am Gewaltschutzkonzept, das ein spezielles Augenmerk auf bestimmte, besonders gefährdete Personengruppen legt und beispielsweise Schutzräume in allen Einrichtungen vorsieht, in denen Asylbewerber in größeren Gruppen zusammenleben.

Gegen einen spontanen Gewaltausbruch, wie er in der Nacht zum Mittwoch in Rudolstadt geschah, hilft aber weder ein Kummerkasten an der Tür noch ein Wachschutz, der 24 Stunden vor Ort ist. Geholfen hätte in diesem speziellen Fall vielleicht eine rechtzeitige Abschiebung, denn der Asylantrag des mutmaßlichen Täters war längst abgelehnt. Corona hatte etwas dagegen.

Zu warnen ist vor rassistisch motivierten Verallgemeinerungen. Dass es wenige Stunden vor dem Exzess in Rudolstadt zu einem ähnlichen Vorfall in einem Saalfelder Obdachlosenheim kam, mag Zufall sein. Es zeigt aber, dass lebensbedrohliche Aggressivität kein Alleinstellungsmerkmal von Afrikanern ist.

Zwei Gewaltausbrüche in einer Nacht in Saalfeld und Rudolstadt