Rudolstadt. Nach dem Brand am 25. Mai in Schwarza: Familie Baumgarten erlebt viel Hilfsbereitschaft und sagt Danke dafür

Diese Nacht vom 25. zum 26. Mai wird Carmen Baumgarten nicht vergessen. „Mir ging es an dem Tag gar nicht gut. Ich war total im Umzugsstress. Meine Großeltern waren verstorben und wir waren mit dem Ausräumen der Wohnung beschäftigt. In dem Haus bin ich groß geworden und dort will ich mit meinem Sohn auch wieder wohnen“, erzählt die 45-Jährige. Damit der Zwölfjährige bei all der Arbeit nicht zu kurz kommt, durfte er sich Freunde einladen. Zum Abendbrot hatten sich die Jungs Pommes gewünscht. Weil das Mittagessen an diesem Tag später ausgefallen war, sollte es noch dauern, bis sich der Hunger einstellte. Es war gegen 22 Uhr, als die Mutter Rapsöl in einem Topf aufsetzte, um darin die Pommes zuzubereiten. „So mögen es die Jungs lieber als aus dem Backofen", weiß sie. „Dann muss ich wohl einen Moment auf der Couch eingenickt sein“, erinnert sie sich.

Plötzlich ging alles ganz schnell. Die Flammen griffen von der Küche aus in andere Räume über. Bis die Löscharbeiten begannen, verging mehr als eine halbe Stunde. Alle Personen konnten sich rechtzeitig ins Freie retten, auch Hund und Katze überlebten. „Aber das Haus ist nicht mehr bewohnbar“, so die Erkenntnis im Nachhinein. War anfangs noch von einem Küchenbrand mit rund 70.000 Euro Schaden die Rede, so wurde bald klar: „Der Schaden geht hoch auf 270.000 Euro“.

Das Haus soll wieder hergerichtet werden

„Wir hatten plötzlich gar nichts mehr“, so Carmen Baumgarten. Die junge Frau, die 23 Jahre als Frisörin gearbeitet hat und diesen Beruf aus gesundheitlichen Gründen jetzt nicht mehr ausüben kann, startete im Internet einen Hilfsaufruf. Die wichtigste Frage aber war: Wo soll die Familie hin? „Ich habe alle möglichen Adressen abtelefoniert. Wichtig war, dass wir eine möblierte Wohnung finden. Hilfe bekamen wir von Familie Pilling in Rudolstadt, die uns eine Ferienwohnung zur Verfügung stellte. Doch dort konnten wir auf Dauer nicht bleiben, weil sie für das Rudolstadt-Festival verplant war“, berichtet Carmen Baumgarten. Jetzt leben Mutter, Sohn und Oma in einer Ferienwohnung in der Spielbornstraße in Schwarza. Von hier aus versuchen sie, Stück für Stück in den Alltag zurückzufinden und die vielen bürokratischen Hürden zu nehmen.

Denn auch Carmens Mutter Gabi, die Hauseigentümerin, verlor bei dem Brand ihr Zuhause. „Ich hatte mir gerade eine neue Couch gekauft, alles futsch“, sagt sie. Glück im Unglück: Die Versicherung, die sie auch für die Großelternwohnung immer pünktlich weiter gezahlt hat, greift. Das hilft die Not für alle drei etwas abzufedern. Und auch ihr Partner steht der Familie zur Seiten.

Auf den Hilferuf bei Ebay gab mehr als 2000 Reaktionen. „Familie Roschka-Haubold aus Schwarza waren die ersten, die gehandelt haben. Sie brachten uns Sachen, spontan Geld für Schulmaterial für Dave. Viele Bewohner der Fröbelstraße haben gespendet beziehungsweise Spenden gesammelt. Wir möchten ihnen allen ein großes Dankeschön sagen für den Möbel Boss Gutschein über 590 Euro“, so Carmen Baumgarten.

Klassenkameraden ihres Sohnes und ihre ehemaligen Klassenkameraden helfen, genauso wie Anja Büchner, Mitarbeiterin der Kripo. Auch der Diakonieverein erkennt die schwierige Lage der Familie und Hilft mit Geld aus einem Fonds.

Eines aber steht fest: Das Elternhaus in Schwarza soll wieder hergerichtet und das Zuhause der Familie werden. „Ich bin dort aufgewachsen, Mutti war immer dort, wir möchten gern dort wieder einziehen“, sind sich die Baumgartens sicher. Und für Sohn Dave ist klar. „Mama, du machst besser keine Pommes mehr, lass‘ das Oma machen“.