Helmsgrün. Frank Seeliger vom Bad Lobensteiner Bauhof arbeitet in Helmsgrün regelmäßig Moor aus der Therme ein.

Der dichte Nebel am Mittwochmorgen zieht sich wie ein dichter, weißer Schleier über das dunkle Grün des Grases nahe Helmsgrün. Ein etwas in die Jahre gekommenes Multicar müht sich die steilen Hügel hinauf. Es ist einer jener Morgen, die der Fahrer des Multicars so liebt. Frank Seeliger ist Mitarbeiter des Bauhofes von Bad Lobenstein, dem einzigen anerkannten Moorheilbad in Thüringen. Und was er auf der Ladefläche des Multicars in einem großen Tank an diesem Morgen transportiert ist Moor.

Doch anstatt das auch als „schwarzes Gold“ bezeichnete Moor in die Bad Lobensteiner Therme zu fahren, bringt es Frank Seeliger ins Helmsgrüner Moor zurück. „Wir praktizieren Nachhaltigkeit. Wir geben der Natur ihr wertvolles Gut zurück“, erzählt Heinz Roeske von der Ardesia-Therme. Die Moore auf der Erde sind die größten Kohlenstoffspeicher auf den Landmassen. Es wird geschätzt, dass sie etwa 550 Milliarden Tonnen Kohlenstoff speichern, mehr als alle Wälder auf der Welt zusammen. Dabei nehmen Moore lediglich drei Prozent der Landfläche der Erde ein. Zusätzlich nehmen sie jährlich gut 400 Millionen Tonnen des durch den Menschen entstehenden Kohlenstoffes auf.

Doch diese wichtige Klimafunktion kann ein Moor nur erfüllen, wenn es intakt ist. Und dafür muss der Feuchtigkeitsgehalt stimmen. Für den naturverbundenen Bauhofmitarbeiter ist es deshalb selbstverständlich, dass das für Moorbäder und weitere Heilanwendungen in der Therme genutzte Moor gut verdünnt wieder eingearbeitet wird. In zwei Fuhren schafft Frank Seeliger an diesem Tag 1800 Liter Moor nach Helmsgrün. Wenn der Bauhofmitarbeiter mit seiner wertvollen Fracht am Moor angekommen ist, verlegt er einen Feuerwehrschlauch vom Behälter auf der Ladefläche bis zu dem Punkt, wo das Moor wieder eingearbeitet wird. Das Ende des Feuerwehrschlauches legt er an diesem Morgen in einen Graben. Dann startet er die Pumpe. Das dünnflüssige Moor spritzt aus dem Feuerwehrschlauch heraus. „Die Feststoffe setzen sich nach unten ab, so kann sich das Moor ausbreiten. Das Wasser sorgt dafür, dass das restliche Moor in diesem Gebiet mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt wird“, erklärt Heinz Roeske.

Gut 20 Minuten braucht es, bis der Bauhofmitarbeiter seinen ersten Behälter gelehrt hat und zurück zur Therme fährt, um die nächste Fuhre zu holen.

Die Wiedereinarbeitung des Moores dient nicht nur der Umwelt und dem Klima, sondern auch der Ardesia-Therme, wo das „schwarze Gold“ für Heilanwendungen genutzt wird. „Wir sind verpflichtet, das benutzte Moor wieder einzuarbeiten, um weiterhin den Titel ‚Moorheilbad‘ führen zu dürfen“, erklärt Roeske. Würde sich die Stadt Bad Lobenstein nicht um die Einarbeitung kümmern, gäbe es im ganzen Freistaat kein Moorheilbad mehr. Die Exklusivität dieses Titels in Thüringen ist sehr wichtig für die Kurstadt. „Wir können stolz auf unser Alleinstellungsmerkmal sein und darauf, dass wir durch die Verwendung und Wiedereinbringung von Moor etwas für die Umwelt tun“, sagt Roeske.

Die Einarbeitung des in der Ardesia-Therme benutzten Moores findet bereits seit mehr als einem Jahr statt. In den Sommermonaten wird etwa alle zwei Monate Moor in Helmsgrün wieder eingearbeitet. In den Wintermonaten mindestens doppelt so oft. „Gerade nach dem trockenen Sommer ist es wichtig, dass der Wasserspeicher im Moor wieder gefüllt wird, dass wir dazu beitragen können, ist uns eine Freude“, schließt Heinz Roeske ab.