Berlin. Sonne, Strand, Party und Impfung. Deutsche auf “Malle“ lassen sich Ärzte und Vakzine einfliegen. Ist das legal? Jein. Zweifel gibt es.

Vielen Deutschen auf Mallorca kommen die Impfangebote auf der Insel spanisch vor. Sie könnten zur Immunisierung gegen Corona einen Heimaturlaub einplanen – oder sich die Ärztin oder Arzt einfliegen lassen.

Genau das hat eine Gruppe auf Cala Ratjada im Nordosten der Ferieninsel für Samstag organisiert. Selbst ist der Deutsche. Ein weiterer Termin anderntags in Palma wurde abgesagt – nicht mangels Nachfrage.

Mallorca: Corona-Impfaktion in einer Grauzone?

Vielmehr gibt es eine rechtliche Unsicherheit. Die evangelische Gemeinde wollte deshalb ihre Räumlichkeiten nicht wie geplant zur Verfügung stellen.

Ein einheimischer Arzt bezeichnete die gesamte Aktion in der "Mallorca Zeitung" als "legal fraglich". Zum einen sind die Impfungen in Spanien allein Sache der Gesundheitsbehörden. Zum anderen dürfen einheimische Mediziner die Impfstoffe nicht aus dem Ausland beziehen.

Rechtlich ist es eine Grauzone. Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter. Die Ärzte und ihre Helfer reisen privat – Impfstoffe im Gepäck – zu einem guten Zweck an: Eine höhere Impfquote unter den Residenten.

Erst impfen, dann Karneval feiern

Das Timing ist ideal. Die Aktion in der Karnevalszeit – der Rosenmontag fällt auf den 28. Februar – eröffnet den Medizinern die Chance zu einem verlängerten Wochenende auf der Ferieninsel. Zu der Aktion aufgerufen hatte die Facebook-Gruppe "Cala Ratjada Insider" (fast 27.000 Mitglieder). 50 Interessenten haben sich nach ihren Angaben angemeldet.

Die Ärzte rechnen die Impfung in Deutschland ab. Vorsorglich werden nur Landsleute geimpft. Eine Servicepauschale von 25 Euro wird für die Extra-Kosten angerechnet, Flüge und Aufenthalt.

Mit der Impfpflicht wird es kompliziert

Nicht jeder besitzt eine spanische Krankenversicherung – und meidet vorsorglich die Impfzentren auf Mallorca. Einige haben Sprachprobleme und fühlen sich bei einem deutschen Mediziner besser aufgehoben. Hinzu kommt, dass die Empfehlungen in beiden Staaten – beispielsweise beim Boostern – nicht deckungsgleich sind.

Perspektivisch wird sich das sogar verschärfen, wenn in Deutschland eine Impfpflicht eingeführt wird. In Spanien ist das nicht vorgesehen. Warum auch? Mit 82 Prozent ist die Impfquote höher als in Deutschland.

„Alle Interessenten, mit denen ich im Vorfeld telefoniere, klagen mir erst einmal ihr Leid und schildern ganz unterschiedliche Gründe, warum es bisher mit der Impfung bei ihnen nicht geklappt hat“, erzählte einer der Organisatoren, Jürgen Umland, der deutschen Zeitung vor Ort. Einen Mangel an Angeboten und Impfstoffen gibt es in Spanien jedenfalls nicht.

Für die rege Nachfrage unter den Deutschen – es ist bereits die zweite Aktion dieser Art – hat Umland eine einfache Erklärung: „Teilweise ist sicherlich auch Bequemlichkeit im Spiel.“ In jedem Fall ist der zeitliche und finanzielle Aufwand geringer als ein Extra-Flug nach Deutschland.