Berlin. Sowohl die Zahl der Indexmietverträge als auch der möblierten Wohnungen nimmt stark zu. Die Mietpreisbremse wird so weiter ausgehöhlt.

Vorweg die gute Nachricht: Viele Vermieter haben die Nöte ihrer Mieter im vergangenen Jahr offenbar erkannt und ernst genommen. Die Nettokaltmieten stiegen laut Statistischem Bundesamt 2022 um 1,8 Prozent. Gemessen an einer Inflationsrate von 7,9 Prozent ist das moderat. Gerade viele Kleinvermieter, die seit Jahren ein gutes und persönliches Verhältnis zu ihren Mietern pflegen, haben Lösungen für finanzielle Engpässe gefunden.

Und die gibt es immer öfter. Die hohe Inflation hat tiefe Spuren hinterlassen. Die Realeinkommen sind auf das Niveau von 2014 gefallen. Deutschland hat an Wohlstand eingebüßt. Viele sind ärmer geworden.

Gleichzeitig aber wird die Situation auf dem Wohnungsmarkt immer angespannter. Der eingebrochene Neubau verschärft die Wohnungsnot noch. In den Metropolen werden Vermieter mit Anfragen überhäuft, wenn sie eine Wohnung inserieren. So verwundert es nicht, dass sie mehr Miete rausholen, indem sie ihre Wohnung entweder möbliert oder per Indexmietvertrag vermieten.

Tobias Kisling, Wirtschaftskorrespondent
Tobias Kisling, Wirtschaftskorrespondent © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Wohnen: Die Mietpreisbremse bremst kaum noch

Der Wohnungsmarkt ist ein fragiles Gebilde. Zu viel Regulatorik würgt den Neubau ab. Zu wenig führt zu Zuständen wie in London oder Paris, wo sich in den Innenstädten Spekulationsobjekt an Spekulationsobjekt reiht.

Die Mietpreisbremse sollte die Waage halten. Allerdings wird sie zunehmend umgangen und damit ausgehöhlt. Man nutzt einfach die Schlupflöcher – und die sind wahrlich groß genug. Für Mieterinnen und Mieter sind das keine guten Nachricht. Die Mietpreisbremse bremst nicht mehr. Anstatt sie einfach zu verlängern, gehört sie daher auf den Prüfstand. Denn eine bürokratische Regulatorik, die ihren eigentlichen Zweck verfehlt, hilft wirklich niemandem.