Berlin. Der US-amerikanische Internet-Gigant Amazon will in diesem Jahr in Deutschland ins Supermarkt-Geschäft einsteigen. Was bekannt ist.

Amazon scheint den Einstieg in den deutschen Einzelhandel vorzubereiten. Das legt ein Interview mit Geschäftsführer Andy Jassy in der "Financial Times" nahe. Obwohl sich das Geschäft mit dem Einzelhandel für den US-amerikanischen E-Commerce-Giganten bisher eher als Flop erwiesen wird, kündigte der Firmenchef Andy Jassy an, in der Branche "richtig großrauskommen" zu wollen – und das noch in diesem Jahr.

Wie das Nachrichtenportal "hna" aus dem Gesprächsinhalt schloss, sind stationäre Supermärkte Teil der Agenda von Amazon. Auf dem europäischen Zielmarkt könnte deshalb auch Deutschland ein gewünschter Standort sein. Inwiefern der bisher hauptsächlich im Internet erfolgreiche Konzern für Aldi, Lidl, Rewe, Edeka und andere deutsche Traditions-Einzelhandelsketten zur Konkurrenz erwachsen könnte, ist noch offen. Im Interview kündigte der Nachfolger von Amazon-Gründer Jeff Bezos an, die Bemühungen im Bereich des Filial-Geschäfts zu intensivieren.

Müssen Rewe, Edeka und Co. bangen? Amazon plant Supermarkt ohne Kasse

Bereits vor fünf Jahren war Amazon in den Vereinigten Staaten groß in den Einzelhandel eingestiegen. Die Firma mit Sitz in Seattle erwarb 2017 die biolastige Supermarktkette Whole Foods mit weltweit 500 Filialen. Seit einigen Jahren wagt sich Amazon zusätzlich mit den Tochter-Unternehmungen Amazon Fresh und Amazon Go hervor. Die Lebensmittel-Branche gehört zu den wenigen Projekten, bei denen Multi-Milliardär Bezos sich noch ins operative Geschäft einmischen will.

Zwar stotterte es beim Start des Online-Lieferdienstes "Fresh" sowie in den "Go"-Filialen, von denen es bisher erst 15 Niederlassungen in den USA und in Großbritannien gibt. CEO Jassy begründete das allerdings mit der Eröffnung während der Corona-Pandemie: "Wir hatten also bisher noch nicht viel Normalität." Man werde weiterhin mit der Produktauswahl, Punktesystemen und dem Bezahlmodus experimentieren, um eine markttaugliche Strategie auszuarbeiten.

Lebensmittel-Handel floppt: Amazon experimentiert und steckt Rückschläge ein

Während "Amazon Go" in Deutschland noch nicht Fuß gefasst hat, ist das Bezahlsystem bereits angekommen. Mittels zahlreicher Kameras funktioniert das Einkaufen ganz ohne Kasse. Stattdessen registriert eine Software, welche Produkte Kundinnen und Kunden aus dem Regal genommen haben und rechnet den Gegenwert direkt mit dem Benutzerkonto ab. Auszutesten ist das "Walk out"-System bereits seit Dezember 2022 in einer experimentellen Rewe-Filiale in München.

Ob auch der Innovator selbst in den Genuss kommt, derartige Supermärkte in Deutschland zu eröffnen erscheint allerdings fraglich. So stampfte Amazon erst im Januar Expansionspläne für über 200 neue Amazon Fresh-Märkte in den USA ein. In der US-Version der "Financial Times" äußerte Einzelhandels-Analyst Neil Saunders Skepsis über die Strategie von Amazon: "Sie haben die "Walk out"-Technologie und intelligente Einkaufswägen. Doch wieviele Kunden sagen, 'Ich kaufe dort ein, wo es intelligente Wägen gibt.'" Die erste "Go"-Filiale in London musste aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit schon wieder schließen.