Berlin. Atmen spielt für unser Nervensystem eine wichtige Rolle. Ein Schlaf-Coach verrät, wie Sie mit der richtigen Technik zur Ruhe kommen.

Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter Schlafproblemen. Die Gründe dafür sind vielfältig – vor allem Stress, aber auch die Nutzung von elektronischen Geräten am Abend oder eine zu helle Beleuchtung in der Wohnung und im Schlafzimmer beeinflussen uns. Oft können schon kleine Veränderungen viel verändern. Aber auch bestimmte Übungen sind hilfreich. Schlaf-Coach Chris Surel („Die Tiefschlafformel“) erklärt, welche Rolle dabei der Atem spielt und mit welcher Technik Sie leichter zur Ruhe kommen.

Wie hilfreich ist eine gewisse Atemtechnik, um einschlafen zu können?

Chris Surel: Außerordentlich hilfreich. Der Atem ist die wichtigste Steuerung unseres autonomen Nervensystems.

Und was macht dieses autonome Nervensystem mit uns und unserem Schlaf?

Surel: Unser Nervensystem wird von Sympathikus und Parasympathikus gesteuert. Der Sympathikus steht für Leistung, für Aktivität. Er wird in Stress- und Notfallsituationen aktiviert. Unter seinem Einfluss wird die Herz- und Atemfrequenz gesteigert. Wir sind in unserem Leben im Grunde stark vom Sympathikus gesteuert: Beruflicher Stress, ständig E-Mails, aber auch finanzielle Sorgen, Familienmanagement. Der Parasympathikus kommt da zu kurz.

Experte erklärt, wie Sie mit bewusstem Atmen entspannen

Also voll auf Strom, dank des Sympathikus. Und der Parasympathikus ist sein Gegenspieler?

Surel: Er wird auch als „Ruhenerv“ bezeichnet und bewirkt zum Beispiel, dass das autonome Erregungslevel abnimmt (Herz- und Atemfrequenz beruhigen sich, Anmerk. d. Red.). Wenn er Einfluss hat, kann sich Ruhe, Entspannung und Regeneration einstellen.

Und das lässt sich durch bewusstes Atmen steuern?

Surel: O ja. Um diese Entspannung herbeizuführen, ist es wichtig, dass bei den Atemzügen die Ausatmung überwiegt.

Wie funktioniert das mit dem bewussten Atem denn genau für einen guten Schlaf?

Surel: Sie atmen drei Sekunden lang ein – und dann etwa sechs bis acht Sekunden aus. Und das dann drei bis fünf Mal hintereinander.

Wie oft sollte man das tun?

Surel: Das können Sie zehn Sekunden machen oder auch eine Minute. Und abends dann auch fünf Minuten. Im Grunde kann man sagen: Je häufiger, desto besser. Und vor allem: öfter am Tag.

Der Schlaf bahnt sich an. Und man fühlt sich besser?

Surel: Ja, und zwar sehr schnell. Im Grunde sofort!

Wie kommt das?

Surel: Beim Einatmen füllen sich die Lungenflügel mit Sauerstoff, dabei wird der große Muskel – unser Zwerchfell – nach unten gedrückt. Beim Ausatmen kommt er dann wieder nach oben und löst so etwas Druck auf unseren Herzmuskel aus. Das führt dazu, dass das Herz sein Volumen ein wenig reduziert, dadurch steigt die Blutfließgeschwindigkeit.