Berlin. Hohe Preise für Gurken? Neben der Inflation gibt es weitere Gründe für die aktuelle Preisexplosion. Alle Antworten auf einen Blick.

Die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher dürften es beim Einkaufen bemerkt haben: In den vergangenen Monaten sind die Preise für Obst und Gemüse in die Höhe geschossen. Schuld daran sind die hohe Inflation und die gestiegenen Kosten für Erzeuger und Handel. Insbesondere der Preis für Salatgurken ist stark gestiegen und liegt in vielen Supermärkten mittlerweile bei über 1,50 Euro pro Stück.

Zuletzt hatte eine Kundin in einer Hamburger Edeka-Filiale Gurken für 3,29 Euro pro Stück entdeckt – und ihren Fund via TikTok öffentlich gemacht. Ein Sprecher von Edeka Nord bestätigte den Preisaufschlag gegenüber dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland", verwies aber darauf, dass dieser bereits wieder nach unten korrigiert worden sei. Bei Rewe kostet eine Salatgurke der Klasse 1 aktuell 1,49 Euro, bei Norma 1,59 Euro. Tegut hingegen verlangt für spanische Gurken 1,99 Euro und für Bio-Gurken sogar 2,49 Euro.

Warum sind die Preise für Gurken gestiegen?

Doch warum sind die Preise so stark gestiegen? Regional wirken sich vor allem gestiegene Betriebsmittel- und Energiekosten auf die Preisentwicklung bei Gemüse aus. "So ist der Düngebedarf bei Gemüse deutlich höher als bei anderen Ackerfrüchten", erklärt eine Sprecherin des Landesbauernverbandes Brandenburg auf Anfrage dieser Redaktion.

Und auch beim Anbau macht sich die Inflation bemerkbar. Nach Angaben des Landesbauernverbandes Brandenburg brauchen kälteempfindliche Gemüse wie Salatgurken warme Temperaturen von 22 bis 30 Grad und eine konstante Wasserversorgung, um zu gedeihen. "Steigende Energie-, aber auch Wasserpreise wirken sich direkt auf die Preise aus, da die landwirtschaftlichen Erzeuger vom Lebensmitteleinzelhandel bisher immer mit sehr geringen Margen beteiligt wurden", heißt es von einer Sprecherin.

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Gurken: Steigende Löhne treiben den Preis weiter in die Höhe

Der Gemüseanbau, von der Anzucht der Pflanzen in Paletten über das Vereinzeln und Auspflanzen bis hin zur aufwendigen Pflege der rankenden Gurkenpflanzen, erfordert und bindet viele Arbeitskräfte. Die Erhöhung des Mindestlohns Anfang 2022 sowie weitere Erhöhungen durch die Tarifpartner haben die Löhne der Beschäftigten in der Landwirtschaft angehoben. Die Lohnkosten seien dann überproportional zu den Erlösen gestiegen, deshalb habe man die Preise erhöht, erklärt die Pressesprecherin des Landesbauernverbandes.

"Mit der Salatgurke oder generell mit Gemüse aus der Region zahlt der Verbraucher letztlich den Preis für die heimische Produktion unter den in Deutschland geltenden Rahmenbedingungen. Wenn diese die Produktionskosten in die Höhe treiben, steigen auch die Lebensmittelpreise", heißt es weiter.

Gurken aus dem Ausland ebenfalls teurer

Da die Erntezeit von Gurken in Deutschland erst im Juni beginnt, muss das kälteempfindliche Gemüse oft auch im Ausland angebaut werden, zum Beispiel in Spanien. In den Hauptanbaugebieten Südeuropas und Nordafrikas gab es zuletzt jedoch witterungsbedingt schlechte Ernten, was die Preise weiter erhöht.

Und auch bei Gewächshausgurken sieht es nicht gut aus: Hier liegt die Produktion aufgrund der Inflation nicht auf dem Niveau der Vorjahre. Hinzu kommen höhere Transportkosten, sodass weniger Obst und Gemüse auf den Markt kommt. Gleiches gilt für Paprika, Tomaten und Mandarinen.

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Wie wird sich der Preis entwickeln?

Experten gehen davon aus, dass der Preis für Gurken sinken wird, sobald niederländische und deutsche Exemplare in größerer Menge auf den Markt kommen. Dass der Preis sich wieder auf ein niedrigeres Niveau einpendelt, sobald die Gurken aus Deutschland und den Nachbarländern hinzukommen, vermutet man laut "RND" auch bei Edeka. Eine Situation wie in Großbritannien, wo es derzeit massive Engpässe bei Gemüse gibt und sogar Gurken rationiert werden, droht also wohl Deutschland nicht.