Rom. Mit einem verzweifelten Brief hat sich eine Pompeji-Besucherin an den Leiter des Archäologieparks gewandt. Sie fürchtet einen Fluch.

Hat der gefürchtete Fluch von Pompeji wieder zugeschlagen? Eine junge Touristin, die einige Steine von den Ausgrabungen in Pompeji gestohlen hatte, erstattete sie dem archäologischen Park mit der Begründung zurück, sie habe seit dem Diebstahl nur Unglück und sei an Krebs erkrankt. Schon lange kursiert das Gerücht, dass vom Pech verfolgt wird, wer Steine oder anderes Material aus Pompeji entwendet.

Pompeji-Besucherin erkrankt: „Wusste nicht von dem Fluch“

Der Direktor des archäologischen Parks von Pompeji, Gabriel Zuchtriegel, erhielt kürzlich anonym einige kleine Bimsstein-Artefakte, die die Frau bei einem Besuch gestohlen hatte. Die Touristin entschuldigte sich in einem auf Englisch verfassten, handgeschriebenen Brief.

„Ich wusste nichts von dem Fluch. Ich wusste nicht, dass ich die Steine nicht hätte nehmen dürfen“, so die Frau. Innerhalb eines Jahres sei bei ihr Krebs diagnostiziert worden, obwohl sie jung und gesund sei. Die Ärzte hätten ihr gesagt, es sei einfach „Pech“. „Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung und diese Stücke an“, heißt es in dem Brief weiter. „Es tut mir leid.“

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Zuchtriegel antwortete umgehend: „Liebe anonyme Absenderin dieses Briefes, die Bimssteine sind in Pompeji angekommen. Nun viel Glück für Ihre Zukunft und ‚in bocca al lupo‘ („Viel Glück“ auf Italienisch, Anm. d. Red.), wie wir in Italien sagen.“ Auf X veröffentlichte er ein Foto des Briefes und der drei zurückgegebenen Steinen.

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Krankheit, Pleite: Auch andere Touristen geben Diebesgut zurück

Touristen, die Steine, oder anderes Material klauen und das Diebesgut später wieder loswerden wollen, sind in Pompeji keine Seltenheit. Sie schicken die Gegenstände mal aus schlechtem Gewissen zurück, mal aus der Überzeugung, das italienische Souvenir habe ihnen nur Unheil gebracht.

2020 hatte eine Kanadierin namens Nicole, die 2005 einige Steine von den Ausgrabungen stahl, sie dem archäologischen Park ebenfalls mit der Begründung zurückerstattet, dass ihr seit dem Diebstahl schlimmes widerfahren sei. Finanzielle und schwere Gesundheitsprobleme hätten sie geplagt, seit sie bei einem Besuch in Pompeji die Steine entwendet hatte, schrieb die damals 36-Jährige in einem Brief.

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„Ich bin zweimal an Brustkrebs erkrankt“, so die Kanadierin. „Meine Familie und ich haben schwere finanzielle Probleme erlitten. Wir sind anständige Leute und ich will diesen Fluch nicht an meine Familie und meine Kinder weitergeben.“ Die Frau entschuldigte sich für ihre Tat, aus der sie viel gelernt habe: „Ich habe nicht bedacht, was genau ich da mitnahm: Ein Stück Geschichte, in der sich starke negative Energie versteinert hat.“

Zurückgegebene Stücke werden in Pompeji ausgestellt

Ein Aberglaube, gegen den Archäologen gar nichts haben. So streute der britische Forscher Howard Carter einst das Gerücht, der „Fluch Tutanchamuns“ habe seinen Wellensittich während der Graböffnung 1922 dahingerafft. Ein probates Mittel, um Räuber vom Schlage eines Indiana Jones fernzuhalten.

Gabriel Zuchtriegel leitet seit 2021 den Archäologiepark in Pompeji.
Gabriel Zuchtriegel leitet seit 2021 den Archäologiepark in Pompeji. © picture alliance / abaca | ABACA

Die römische Stadt Pompeji am Golf von Neapel wurde im Jahr 79 ausgelöscht, als der Vesuv ausbrach und Asche und Lava die Siedlung unter sich begruben. Dabei starben rund 2000 Personen. Im 19. Jahrhundert wurde die Stadt wiederentdeckt. Heute ist Pompeji eine der am besterhaltenen antiken Stadtruinen und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Der frühere archäologische Leiter in Pompeji, Massimo Osanna, erzählte zu Amtszeiten von Hunderten Retoure-Päckchen aus den vergangenen Jahrzehnten. So kehrte beispielsweise auch jene Bronzefigur zurück, die ein Besucher aus Spanien im Jahr 1987 aus der Villa des Bankiers Lucius Caecilius Iucundus entwendet hatte. Vermutlich hatte er sich von ihr Glück bei Geldgeschäften erhofft, offenkundig vergebens. Einigen zurückgeschickten Ausgrabungsstücken widmet man in Pompeji mittlerweile eine eigene Ausstellung – samt dazugehöriger Bekennerschreiben.

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