Berlin. Krieg und Krise haben 2022 dominiert, doch es gab noch mehr als das. Was dieses Jahr an guten Nachrichten gebracht hat – eine Auswahl.

Wer nach zwei Jahren Pandemie im Januar auf ein Jahr zum Durchatmen gehofft hatte, muss von 2022 enttäuscht sein. Ein brutaler Krieg, dessen Erschütterungen in ganz Europa zu spüren sind, eine Energiekrise, hohe Inflation, Hungersnöte, und auf alles oben drauf katastrophale Auswirkungen des Klimawandels – es war ein Jahr im permanenten Krisenmodus.

Doch auch, wenn sie die Schlagzeilen nicht dominiert haben: Es gab gute Nachrichten in den vergangenen zwölf Monaten. Wir haben ein paar davon gesammelt.

Erneuerbare Energien starten durch

Wo in den kommenden fünf Jahren weltweit neue Stromerzeugungskapazitäten geschaffen werden, werden sie in 90 Prozent der Fälle erneuerbare Energien nutzen. Die globale Energiekrise, die Russlands Krieg in der Ukraine ausgelöst hat, habe dem Sektor einen „nie dagewesenen“ Schub gegeben, sagt die Internationale Energie-Agentur.

Die IEA prognostiziert, dass Photovoltaik, Windkraft und andere erneuerbare Energien schon 2025 Kohle als wichtigsten globalen Stromlieferanten ablösen werden. Bis 2027 werden demnach 2.400 Gigawatt erneuerbarer Kapazität dazukommen – das entspricht der gesamten derzeitigen Stromerzeugungskapazität von China.

Zehntausende 18-Jährige können umsonst durch Europa reisen

Die EU hat im Rahmen des Programms DiscoverEU 70.000 Interrail-Pässe an junge Menschen verschenkt, die in diesem Jahr 18 geworden sind und in der EU oder einem der Teilnehmerstaaten des Erasmus+-Programms leben. Wer ausgewählt wurde, kann mit dem Pass 30 Tage per Zug durch Europa fahren. Das Programm gibt es seit mehreren Jahren, die nächste Teilnahme-Runde beginnt im Frühjahr 2023.

Bilder des Jahres: Die emotionalsten Fotos aus 2022

Präsident Wladimir Putin und der französische Amtskollege in Moskau (7. Februar 2022).
Präsident Wladimir Putin und der französische Amtskollege in Moskau (7. Februar 2022). © picture alliance / Russian Look | picture-alliance
Taliban bei einer feierlichen Zeremonie der afghanischen Polizei in Kabul (5. März 2022).
Taliban bei einer feierlichen Zeremonie der afghanischen Polizei in Kabul (5. März 2022). © AFP | AFP
Schauspieler Will Smith gibt seinem Kollegen Chris Rock bei den Oscars eine Ohrfeige (27. März 2022).
Schauspieler Will Smith gibt seinem Kollegen Chris Rock bei den Oscars eine Ohrfeige (27. März 2022). © AFP | AFP
Ein russischer Soldat in Mariupol (16. März 2022).
Ein russischer Soldat in Mariupol (16. März 2022). © AFP | AFP
Ein Mann in Schutzanzug in Shanghai (29. März 2022).
Ein Mann in Schutzanzug in Shanghai (29. März 2022). © AFP | AFP
Der russische Botschafter in Polen, Sergey Andreev, nach einer Protestaktion mit roter Farbe (9. Mai 2022).
Der russische Botschafter in Polen, Sergey Andreev, nach einer Protestaktion mit roter Farbe (9. Mai 2022). © AFP | AFP
Eine ältere Frau vor einem zerstörten Haus in der Stadt Druzhkivka (5. Juni 2022).
Eine ältere Frau vor einem zerstörten Haus in der Stadt Druzhkivka (5. Juni 2022). © AFP | AFP
Fernsehmoderatorin Khatereh Ahmadi muss  Gesichtsbedeckung tragen (Juni 2022).
Fernsehmoderatorin Khatereh Ahmadi muss Gesichtsbedeckung tragen (Juni 2022). © picture alliance/dpa/AP | Ebrahim Noroozi
Feuerwehrleute kämpfen gegen Flammen in Pumarejo de Tera, in der Nähe von Zamora in Spanien (18. Juni 2022).
Feuerwehrleute kämpfen gegen Flammen in Pumarejo de Tera, in der Nähe von Zamora in Spanien (18. Juni 2022). © AFP | AFP
Ein Mädchen auf einem zerstörten Panzer in Kiew (20. August 2022).
Ein Mädchen auf einem zerstörten Panzer in Kiew (20. August 2022). © AFP | AFP
Opfer von verheerenden Überschwemmungen in Pakistan (9. September 2022).
Opfer von verheerenden Überschwemmungen in Pakistan (9. September 2022). © dpa | Pervez Masih
Tennisspieler Roger Federer (links) weint nach seinem letzten Match in London (24. September 2022).
Tennisspieler Roger Federer (links) weint nach seinem letzten Match in London (24. September 2022). © AFP | AFP
Migranten tragen ein Schlauchboot in der Nähe von Dünkirchen, Frankreich (12. Oktober 2022).
Migranten tragen ein Schlauchboot in der Nähe von Dünkirchen, Frankreich (12. Oktober 2022). © AFP | AFP
Ein Mädchen ohne Kopftuch während eines Protests im Iran (26. Oktober 2022).
Ein Mädchen ohne Kopftuch während eines Protests im Iran (26. Oktober 2022). © AFP | AFP
Unterstützter des früheren und neuen brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva (30. Oktober 2022).
Unterstützter des früheren und neuen brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva (30. Oktober 2022). © AFP | AFP
Trauermarsch für die verstorbene Queen Elisabeth (19. September 2022).
Trauermarsch für die verstorbene Queen Elisabeth (19. September 2022). © AFP | AFP
Der Sarg der Queen auf dem Weg nach  Westminster Abbey (19. September).
Der Sarg der Queen auf dem Weg nach Westminster Abbey (19. September). © AFP | AFP
Iranischer Protest mit einem Foto von Mahsa Amini (20. September).
Iranischer Protest mit einem Foto von Mahsa Amini (20. September). © AFP | AFP
Das Gasleck an der Pipeline Nordstream 2 in der Ostsee (27. September 2022).
Das Gasleck an der Pipeline Nordstream 2 in der Ostsee (27. September 2022). © AFP | Handout
Russland Präsident Putin bei einer Rede auf dem Roten Platz in Moskau (30. September).
Russland Präsident Putin bei einer Rede auf dem Roten Platz in Moskau (30. September). © AFP | AFP
Chinas Präsident Xi Jinping (rechts) neben dem Premier Li Keqiang während der frühere Präsident Hu Jintao abgeführt wird (22. Oktober 2022).
Chinas Präsident Xi Jinping (rechts) neben dem Premier Li Keqiang während der frühere Präsident Hu Jintao abgeführt wird (22. Oktober 2022). © AFP | AFP
Feuer und schwarzer Rauch nach einem Anschlag auf die Krim-Brücke (8. Oktober 2022).
Feuer und schwarzer Rauch nach einem Anschlag auf die Krim-Brücke (8. Oktober 2022). © AFP | AFP
Luftaufnahme eines kleinen Bootes in der Nähe von Punaca Tinta Maria, Bolivien (15. Oktober 2022).
Luftaufnahme eines kleinen Bootes in der Nähe von Punaca Tinta Maria, Bolivien (15. Oktober 2022). © AFP | AFP
Eine ukrainische Artillerie feuert auf russische Truppen (8. November 2022).
Eine ukrainische Artillerie feuert auf russische Truppen (8. November 2022). © AFP | AFP
Robert Habeck, Olaf Scholz und Christian Lindner (v.l.) posieren vor dem LNG-Terminal in Wilhelmshaven (17. Dezember).
Robert Habeck, Olaf Scholz und Christian Lindner (v.l.) posieren vor dem LNG-Terminal in Wilhelmshaven (17. Dezember). © AFP | Michael Sohn
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Ein Bio-Haus aus dem 3D-Drucker gegen Wohnungsmangel

Ein Team der Universität Maine in den USA hat ein Haus entwickelt, das sich komplett mit biologischen Materialien aus dem 3D-Drucker herstellen lässt. Böden, Wände und Dach des 56 Quadratmeter großen BioHome3D sind aus Holzfasern und Bio-Harz hergestellt und komplett recycelbar. Auch in den USA ist bezahlbarer Wohnraum Mangelware – das Projekt soll einen Beitrag leisten, das zu ändern.

Durchbrüche in der Medizin

2022 gab es große Erfolge in der Erforschung und Therapie von Krankheiten. Unter anderem konnte ein Forschungsteam in einer großen Studie in den USA belegen, dass die Hauptursache von Multipler Sklerose das Epstein-Barr-Virus ist. Demnach erhöht eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus die Wahrscheinlichkeit einer MS-Erkrankung um den Faktor 32. Die Entwicklung einer Impfung gegen Epstein-Barr könnte deshalb auch die Zahl der an MS erkrankten Menschen deutlich senken.

Forschungserfolge gegen ALS

Ein neues Antikörper-Medikament kann das Fortschreiten der Krankheit signifikant verlangsamen. Forscherinnen und Forscher sprechen von einem „historischen Meilenstein“.

Die US-Regulierungsbehörde FDA hat zudem ein neues Medikament gegen die Nervenkrankheit ALS zugelassen. Möglich war das unter anderem, weil sich vor acht Jahren sehr viele Menschen einen Eimer Eiswasser über den Kopf gekippt haben: Die Studien für die Zulassung des Medikaments wurden zum Teil mit den Spenden finanziert, die 2014 über den Internet-Trend der Ice Bucket Challenge zusammenkamen.

Klimafreundliches Fliegen

Bisher gehört Fliegen zu den klimaschädlichsten Arten überhaupt, sich fortzubewegen. Doch das kann sich in Zukunft ändern. Die kanadische Fluglinie Air Canada will 2028 einen Anfang machen und hat dieses Jahr 30 Elektro-Hybrid-Flugzeuge beim schwedischen Hersteller Heart Aerospace bestellt. Mit ihrer Lithium-Ionen-Batterie sollen die Flugzeuge, in denen 30 Passagiere Platz finden, eine Reichweite von 200 Kilometern haben, im Hybridmodus bis zu 400 Kilometer. Die Airline will die Flugzeuge vor allem auf regionalen Routen einsetzen.

Interaktiv: Spielen Sie Ihr CO2-Budget durch

Testlauf für kürzere Wochenarbeitszeit

Was bringt die 4-Tage-Woche? Forscher haben es jetzt getestet: Ein Experiment, bei dem 33 Firmen in den USA und Irland die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei gleichbleibendem Gehalt um einen Tag pro Woche verkürzt haben, ist auf große Zustimmung bei Arbeitgebern und Angestellten gestoßen. Organisiert und ausgewertet wird der Versuch von der Kampagne 4 Day Week Global, in Zusammenarbeit mit mehreren Universitäten.

27 der 33 Firmen nahmen nach Ablauf der sechsmonatigen Versuchszeit an einer Abschlussbefragung teil – und bewerteten die Einführung der Vier-Tage-Woche als sehr positiv. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen die Umsätze demnach im Schnitt um 37,55 Prozent. Gleichzeitig sanken Stresssymptome und Schlafprobleme bei Angestellten. 25 der 27 Firmen werden das Modell auf jeden Fall oder wahrscheinlich beibehalten.

40 Prozent mehr Tiger in freier Wildbahn

In freier Wildbahn leben heute 1300 Tiger mehr als noch vor zwölf Jahren.
In freier Wildbahn leben heute 1300 Tiger mehr als noch vor zwölf Jahren. © istock/THEPALMER | Istock/THEPALMER

Durch Schutzmaßnahmen ist die Zahl der freilebenden Tiger stark gestiegen. Gab es 2010 noch 3200 Tiger, die in freier Wildbahn lebten, lag ihre Zahl 2022 nach neuesten Schätzungen bei 4.500. Der Großteil davon, rund 3000, lebt in Indien. Vor zwölf Jahren hatten sich die „Tigerländer“ Indien, Russland, China und mehrere Länder in Süd- und Südostasien darauf verständigt, Tiger zu schützen. Der Lebensraum für die Tiere allerdings schrumpft.

Als wegweisenden Erfolg für den Artenschutz feierten Beobachter auch die Ergebnisse der Weltnaturkonferenz in Montreal: Da einigten sich fast 200 Staaten, bis 2030 30 Prozent der Land- und Meeresfläche unter Naturschutz zu stellen. Davon dürften auch die Tiger profitieren.