Berlin. Als Gast auf der Tribüne des Bundestags verfolgte die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel die Vereidigung der neuen Regierung.

Angela Merkel verfolgt das Ende ihrer Amtszeit von oben: Weil sie nach 31 Jahren nicht mehr Mitglied des Bundestags ist, hatte die bis Mittwoch geschäftsführende Kanzlerin auf der Besuchertribüne Platz genommen, um bei der Wahl von Olaf Scholz zu ihrem Nachfolger dabei zu sein.

Die persönlichen Glückwünsche an den neuen Kanzler mussten deshalb auch warten bis zum Nachmittag, bei der offiziellen Amtsübergabe im Bundeskanzleramt. „Als ich damals von Gerhard Schröder diese Aufgabe übernommen habe, stand die ganze Südtreppe voller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erinnerte sich Merkel.

Das war am Mittwoch anders. Es war ein kleiner Kreis, vor dem Merkel da im Kanzleramt ans Pult trat.

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Lob für Mitarbeiter im Kanzleramt

Sie nutzt die Gelegenheit, um das Team des Hauses, das 16 Jahre lang für sie gearbeitet hatte, zu loben: „Sie werden hier eine Mannschaft vorfinden, die voller Leidenschaft, voller Engagement arbeitet, Tag und, wenn es sein muss, auch nachts“, erklärte Merkel ihrem Nachfolger.

Einsatzbereit, motiviert und fachkundig seien die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Kanzleramt. „Das gilt für alle“, sagte Merkel – von den Referenten und Abteilungsleitern bis zu denen, die in der Küche und in der Poststelle arbeiteten.

Personalrat: „Sie waren stets nahbar“

Die Wertschätzung beruhte offenbar auf Gegenseitigkeit: Merkel sei immer „unprätentiös, unaufgeregt und ruhig“ geblieben, sagte Daniel Krause, Personalratsvorsitzender des Kanzleramts, zur Verabschiedung. „Sie waren stets nahbar, hatten ein nettes Wort und einen Gruß – auch für die kleinen Lichter“, sagte Krause an ihre Adresse, bevor er einen Blumenstrauß und ein Geschenk der Mitarbeiter überreichte.

„Sie haben jeden auf Augenhöhe behandelt – das ist nicht selbstverständlich.“

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Putin und Macron senden Grußworte

Lobende Worte hatte es am Mittwoch auch schon von anderer Seite gegeben. Russlands Präsident Wladimir Putin bedankte sich für die Zusammenarbeit und sagte Merkel in einem Telegramm, sie habe sich „zu Recht eine hohe Autorität in Europa und in der ganzen Welt erworben“.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron dankte „chère Angela“, „dass du die Lehren der Geschichte nie vergessen und so viel für und mit uns getan hast, um Europa voranzubringen“.

Als jetzt offizielle Altkanzlerin wird Merkel nun ein neues Büro beziehen – „Margot Honeckers Büro“ Unter den Linden, wie sie Berichten zufolge den Unionsabgeordneten gesagt hat. Für Fragen werde sie demnach weiter zur Verfügung stehen. Öffentliche Ratschläge will die ehemalige Kanzlerin aber keine mehr geben.