Berlin . Fast 600.000 Ruheständler erhalten weniger als 1000 Euro Rente im Monat. Paradox: Sozialminister Heil sieht kein Indiz für Altersamut.

  • Immer mehr Rentnerinnen und Rentnern reicht die Rente nicht zum Leben
  • Viele bekommen sogar weniger als 1000 Euro im Monat
  • Arbeitsminister Heil überrascht jedoch mit einer Aussage

Reicht die Rente vielen Menschen nicht zum Leben? Knapp 600.000 Menschen bekommen im Ruhestand weniger als 1000 Euro im Monat, obwohl sie 45 Versicherungsjahre lang Beiträge gezahlt haben. Das trifft auf immerhin jeden siebten langjährigen Versicherten zu.

Weniger als 1000 Euro – und das in Zeiten von steigender Inflation. Auf den ersten Blick deutet alles auf einen alarmierenden Befund hin: auf Altersarmut. Aber sind sie wirklich arm dran?

Rente: So reagiert Arbeitsminister Heil

Die Zahl der Niedrigst-Renten ist für das von Hubertus Heil (SPD) geführte Bundessozialministerium gleichwohl "kein hinreichendes Indiz für niedriges Gesamteinkommen".

Denn: Die Statistik berücksichtigt kein weiteres Alterseinkommen wie beispielsweise Einkünfte des Ehepartners, Miet- und Zinseinnahmen. In Ost-Deutschland bekommen knapp 250.000 Rentnerinnen und Rentner nach 45 Versicherungsjahren weniger als 1000 Euro.

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Paradox: Niedrigrenten in Haushalten mit hohem Einkommen

Insgesamt 3,8 Millionen Rentenbezieher liegen nach 45 Versicherungsjahren über 1000 Euro, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, die unserer Redaktion vorliegt.

Der Ostbeauftragte der Linksfraktion, Sören Pellmann, hält das für einen unhaltbaren Zustand. „Wer jahrzehntelang einzahlt, muss Anspruch auf eine auskömmliche Rente haben“, sagte er in einem Interview.

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Zu einem völlig gegensätzlichen Schluss kommt die Bundesregierung übrigens in ihrem Alterssicherungsbericht 2020. So paradox es klingt: Ihm zufolge kommen "geringe Renten der gesetzlichen Rentenversicherung viel häufiger in Haushalten mit hohen Einkommen vor".

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.